Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Offene Fragen nach Absage
Keine Eishockey-wm in diesem Jahr
Zürich Für die Macher im deutschen Eishockey gibt es nach der historischen Absage der Weltmeisterschaft keine zwei Meinungen. Die Entscheidung, das vom 8. bis 24. Mai in der Schweiz geplante Turnier zu streichen, sei „nachvollziehbar konsequent“, sagte Verbandspräsident Franz Reindl. Es gehe darum, „gemeinsam mit Vernunft diese Krise zu meistern“, meinte Bundestrainer Toni Söderholm. Knapp sieben Wochen vor dem geplanten Auftakt hatte der Weltverband sein Zögern beendet und für Gewissheit gesorgt. Aufgrund der Coronavirus-pandemie fällt erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ein Turnier aus.
„Die Welt steht still!“, sagte Söderholm. Fans aus aller Welt wollten für die WM nach Zürich und Lausanne reisen, 300000 Tickets waren bereits verkauft. Doch der Sport rückt in diesen Ausnahmezeiten in den Hintergrund. „Das ist eine brutale Realität für die Eishockey-familie, die wir jedoch akzeptieren müssen“, sagte der scheidende Weltverbandspräsident René Fasel. Der deutsche Verbandspräsident Reindl, der auch im Exekutivkomitee der IIHF sitzt, fand es „unvorstellbar“, weil die Vorfreude enorm gewesen war.
Die Absage kam nicht überraschend, auch alle anderen Eishockey-turniere hatte der Weltverband schon abgesagt. In der Schweiz müssen derzeit sämtliche Geschäfte und Lokale mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Gesundheitseinrichtungen geschlossen bleiben. Alle öffentlichen und privaten Veranstaltungen sind verboten. Dennoch
hatte das Iihf-exekutivkomitee eine Entscheidung am Dienstag zunächst vertagt. Wohl aufgrund von Versicherungsfragen, da der Notstand in der Schweiz zunächst bis Mitte April verhängt wurde. „Einstimmig“sei am Ende die Entscheidung gefallen, sagte Reindl dem Tv-sender Sky.
Eine zielgerichtete Vorbereitung war nach dem Abbruch der Saison in der Deutschen Eishockey Liga und dem vorzeitigen Ende zahlreicher anderer Ligen ohnehin nicht mehr möglich. Ob die NHL, die unterbrochen ist, ihre verfügbaren Spieler im Mai überhaupt nach Europa hätte reisen lassen, war ebenso bereits fraglich.
Ein Jahr lang, seit dem Viertelfinaleinzug bei seiner Wm-premiere in der Slowakei, hatte der finnische Bundestrainer Söderholm auf das Turnier hingearbeitet. „Doch derzeit ist es wichtig, den Fokus auf andere Dinge zu legen“, sagte er. Auch das Aus für alle Vorbereitungsspiele des deutschen Nationalteams ist nun besiegelt.
Ob die Schweiz die WM im kommenden Jahr nachholen darf, war zunächst unklar. Nach Zürich und Lausanne sollte die WM 2021 eigentlich in Riga und Minsk stattfinden. Bis 2025 sind die jährlichen Turniere vergeben. „Die Gespräche beginnen jetzt sofort. Ich denke, dass wir eine Lösung finden“, sagte Reindl. Der nächste Iihf-kongress soll entscheiden, ob alles um ein Jahr nach hinten geschoben wird. Der Kongress sollte vom 21. bis 23. Mai in Zürich stattfinden. Doch auch das Treffen der Funktionäre wurde vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben.