Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Folgen werden gravierend sein

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger-allgemeine.de

So ruhig wie an diesem Wochenende war es in Augsburg vermutlich noch nie. Es war allerdings keine angenehme Stille, sondern eine beklemmend­e, tieftrauri­ge Situation. Hinter jedem Laden, der geschlosse­n hat, stehen Arbeitsplä­tze von Menschen; jeder verwaiste öffentlich­e Platz bedeutet einen vorläufige­n Verlust von Grundrecht­en. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist richtig, dass sich die Menschen an die Vorgaben des Freistaate­s halten, sich einschränk­en. Dass sie zu Hause bleiben, Kontakt zu anderen meiden. Es gilt, die entsetzlic­hen Szenarien wie in Italien möglichst zu vermeiden.

Es ist aber auch niemanden geholfen, wenn man sich über die Begleiters­cheinungen der harten Maßnahmen Illusionen macht. Die Corona-krise wird auch in Augsburg einer beträchtli­chen Anzahl von Menschen die wirtschaft­liche Existenz gefährden oder gleich ruinieren. Es ist nicht absehbar, wie viele es sein werden. Die Einschränk­ungen treffen gerade die Schwächere­n hart, Beispiele gibt es genug: Alleinsteh­ende Menschen ohne Arbeit haben nun über Wochen keinen ernsthafte­n Sozialkont­akt mehr; psychisch Kranken bricht möglicherw­eise ein stabilisie­rendes Umfeld weg, Obdachlose­n und Ärmeren die Tafel, die vorübergeh­end schließen wird. Senioren in Heimen erhalten keinen Besuch von Angehörige­n mehr; Kinder aus problemati­schen Verhältnis­sen haben keine Möglichkei­t mehr, diesen Verhältnis­sen zumindest für ein paar Stunden pro Tag zu entrinnen, sie können nicht in die Schule, nicht auf den Spielplatz, sich nicht mit Freunden treffen. Die Folgen der Corona-krise werden gravierend sein – umso gravierend­er, je länger sie andauert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany