Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wir müssen die Saison komplett beenden“

Schwaben-chef Jürgen Reitmeier glaubt nicht, dass die Bayernliga zu Ende gespielt wird. Dafür hofft der Unternehme­r, dass die Einschränk­ungen der Wirtschaft bald gelockert werden

- VON ROBERT GÖTZ

Jürgen Reitmeier ist ein erfolgreic­her Geschäftsm­ann. Sein Unternehme­n Hypdata hat er seit dessen Gründung 2001 von einer Finanzbera­tung (Schwerpunk­t Immobilien/ Bauträger) zu einem expandiere­nden Immobilien­unternehme­n entwickelt. Auch als Fußball-abteilungs­leiter des TSV Schwaben Augsburg hat er seit seiner Amtsüberna­hme Tatkraft bewiesen.

Reitmeier ist dort bisher Entscheide­r und Hauptspons­or in einem und hat den Verein innerhalb von sechs Jahren aus der Bezirkslig­a bis in die Bayernliga geführt. Doch so langsam will sich der 50-Jährige aus der vordersten Reihe zurückzieh­en. Erste Weichen hat er dazu schon gestellt. Doch in der Coronakris­e

hält man beim TSV Schwaben zusammen. Denn die Unsicherhe­it in diesen schweren Zeiten ist groß.

Derzeit ruhen beim Tabellenvo­rletzten der Bayernliga wie bei allen anderen Vereinen auch sämtliche Aktivitäte­n von der F-jugend bis zum Bayernliga-kader. Und genau der bereitet Reitmeier derzeit Sorgen. „Die meisten reinen Amateur-fußballver­eine werden diese Krise wohl überstehen“, ist sich Reitmeier sicher. Aber gerade bei den semiprofes­sionellen Klubs in der Regionalli­ga, der Bayernliga und teilweise in der Landesliga ist der derzeitige Shutdown existenzbe­drohend. „Wir haben keine Einnahmen, weder durch Sponsoren noch durch Zuschauer. Unsere Sponsoren sind nicht Audi oder VW. Die sind systemrele­vant und werden überleben. Ob es den Restaurant­besitzer oder kleinen Handwerksb­etrieb, der uns ein paar Euro gibt, in ein paar Wochen noch gibt, weiß keiner. Da bringen auch keine Geisterspi­ele etwas.“Zudem könne man die Arbeitsver­träge der Spieler nicht so einfach kündigen.

Darum hält er von der derzeitige­n Aussetzung des Spielbetri­ebes durch den Bayerische­n Fußball Verband (BFV) bis mindestens zum 19. April (Ende der Osterferie­n) gar nichts. Eine Wiederaufn­ahme der Spiele wird allerdings nur mit einer Vorankündi­gung von mindestens 14 Tagen erfolgen.

Trotzdem ist das für Reitmeier keine Lösung: „Wir müssen die Saison komplett beenden.“Für seinen Vorschlag versucht er gerade bei den anderen Bayernligi­sten Zustimmung einzuholen. „Ein Alleingang nützt da nichts. Wir müssen da mit einer Stimme sprechen.“

Solidaritä­t erhofft er sich auch bei einem anderen Problem, das für die Klubs mit bezahlten Spielern in Kürze kommen wird: Sie werden kein Geld mehr haben, um ihren Kickern das Gehalt oder die Aufwandsen­tschädigun­gen überweisen zu können. „Natürlich ist das ein großes Thema. Alle Vereine leben von der Hand in den Mund. Es wird so kommen, dass die Vereine nicht mehr zahlen können.“

Dann hoffe er, und dafür macht er jetzt auch Werbung unter den Bayernligi­sten, auf Einigkeit: „Es kann dann nicht sein, dass ein Klub weiter zahlt. Da dürfen wir uns, ich spreche jetzt hier über die Bayernliga, nicht gegeneinan­der ausspielen lassen. Da brauchen wir Regeln, die alle einhalten.“

Dass jetzt in Zeiten der Coronakris­e

das öffentlich­e Leben und zum Teil auch die Wirtschaft und da vor allem der Handel in ein künstliche­s Koma gelegt wurden, sieht er zwiegespal­ten. „Natürlich muss man alles tun, um die Epidemie einzudämme­n, aber man darf auch die Wirtschaft nicht abwürgen. Es wird auch ein Leben nach dem Coronaviru­s geben, doch wenn da viele Leute keine Arbeit mehr haben, weil ihre Firmen pleite sind, ist auch das ein Szenario, das ich mir nicht ausdenken möchte.“

Deshalb hofft der Unternehme­r, dass „unsere Politik das gesellscha­ftliche Leben spätestens in vier bis sechs Wochen langsam wieder hochfährt, eventuell mit einer weiteren Isolierung der Risikogrup­pen“. Seines Erachtens ist diese Entscheidu­ng alternativ­los.

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Foto: Fred Schöllhorn Jürgen Reitmeier will die Bayernliga sofort beenden.

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