Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Wir müssen die Saison komplett beenden“
Schwaben-chef Jürgen Reitmeier glaubt nicht, dass die Bayernliga zu Ende gespielt wird. Dafür hofft der Unternehmer, dass die Einschränkungen der Wirtschaft bald gelockert werden
Jürgen Reitmeier ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Sein Unternehmen Hypdata hat er seit dessen Gründung 2001 von einer Finanzberatung (Schwerpunkt Immobilien/ Bauträger) zu einem expandierenden Immobilienunternehmen entwickelt. Auch als Fußball-abteilungsleiter des TSV Schwaben Augsburg hat er seit seiner Amtsübernahme Tatkraft bewiesen.
Reitmeier ist dort bisher Entscheider und Hauptsponsor in einem und hat den Verein innerhalb von sechs Jahren aus der Bezirksliga bis in die Bayernliga geführt. Doch so langsam will sich der 50-Jährige aus der vordersten Reihe zurückziehen. Erste Weichen hat er dazu schon gestellt. Doch in der Coronakrise
hält man beim TSV Schwaben zusammen. Denn die Unsicherheit in diesen schweren Zeiten ist groß.
Derzeit ruhen beim Tabellenvorletzten der Bayernliga wie bei allen anderen Vereinen auch sämtliche Aktivitäten von der F-jugend bis zum Bayernliga-kader. Und genau der bereitet Reitmeier derzeit Sorgen. „Die meisten reinen Amateur-fußballvereine werden diese Krise wohl überstehen“, ist sich Reitmeier sicher. Aber gerade bei den semiprofessionellen Klubs in der Regionalliga, der Bayernliga und teilweise in der Landesliga ist der derzeitige Shutdown existenzbedrohend. „Wir haben keine Einnahmen, weder durch Sponsoren noch durch Zuschauer. Unsere Sponsoren sind nicht Audi oder VW. Die sind systemrelevant und werden überleben. Ob es den Restaurantbesitzer oder kleinen Handwerksbetrieb, der uns ein paar Euro gibt, in ein paar Wochen noch gibt, weiß keiner. Da bringen auch keine Geisterspiele etwas.“Zudem könne man die Arbeitsverträge der Spieler nicht so einfach kündigen.
Darum hält er von der derzeitigen Aussetzung des Spielbetriebes durch den Bayerischen Fußball Verband (BFV) bis mindestens zum 19. April (Ende der Osterferien) gar nichts. Eine Wiederaufnahme der Spiele wird allerdings nur mit einer Vorankündigung von mindestens 14 Tagen erfolgen.
Trotzdem ist das für Reitmeier keine Lösung: „Wir müssen die Saison komplett beenden.“Für seinen Vorschlag versucht er gerade bei den anderen Bayernligisten Zustimmung einzuholen. „Ein Alleingang nützt da nichts. Wir müssen da mit einer Stimme sprechen.“
Solidarität erhofft er sich auch bei einem anderen Problem, das für die Klubs mit bezahlten Spielern in Kürze kommen wird: Sie werden kein Geld mehr haben, um ihren Kickern das Gehalt oder die Aufwandsentschädigungen überweisen zu können. „Natürlich ist das ein großes Thema. Alle Vereine leben von der Hand in den Mund. Es wird so kommen, dass die Vereine nicht mehr zahlen können.“
Dann hoffe er, und dafür macht er jetzt auch Werbung unter den Bayernligisten, auf Einigkeit: „Es kann dann nicht sein, dass ein Klub weiter zahlt. Da dürfen wir uns, ich spreche jetzt hier über die Bayernliga, nicht gegeneinander ausspielen lassen. Da brauchen wir Regeln, die alle einhalten.“
Dass jetzt in Zeiten der Coronakrise
das öffentliche Leben und zum Teil auch die Wirtschaft und da vor allem der Handel in ein künstliches Koma gelegt wurden, sieht er zwiegespalten. „Natürlich muss man alles tun, um die Epidemie einzudämmen, aber man darf auch die Wirtschaft nicht abwürgen. Es wird auch ein Leben nach dem Coronavirus geben, doch wenn da viele Leute keine Arbeit mehr haben, weil ihre Firmen pleite sind, ist auch das ein Szenario, das ich mir nicht ausdenken möchte.“
Deshalb hofft der Unternehmer, dass „unsere Politik das gesellschaftliche Leben spätestens in vier bis sechs Wochen langsam wieder hochfährt, eventuell mit einer weiteren Isolierung der Risikogruppen“. Seines Erachtens ist diese Entscheidung alternativlos.