Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Klassenerhalt dank Corona-krise
Weil der Verband die Saison beendet, bleibt die DJK Hochzoll drittklassig. Heißt aber nicht, dass alles gut ist
Die Ausgangslage schien beinahe aussichtslos. In der Tabelle der 3. Liga Ost stand die DJK Augsburghochzoll vier Spieltage vor Schluss auf dem letzten Platz. Dennoch wird die Mannschaft des Trainers Nikolaj Roppel drittklassig bleiben. Grund hierfür: die Corona-krise. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und zu verlangsamen, hat der Deutsche Volleyballverband die Saison in den dritten Ligen und in den Regionalligen beendet.
René Hecht, der Präsident des Deutschen Volleyballverbands, begründete: „Wir sind davon überzeugt, dass dies in der aktuellen Phase die einzig richtige Entscheidung ist.“Inzwischen zog der bayerische Verband nach, für alle Teams im Spielbetrieb ist die Saison 2019/20 vorbei.
Um die Spielzeit möglichst fair zu werten und abzuwickeln, ging der Verband jeweils vom „optimalen“Fall aus. Heißt: Wer rechnerisch noch aufsteigen konnte, erhält ein Aufstiegsrecht; wer rechnerisch die Klasse halten konnte, darf in der Liga bleiben. Von eben diesem Szenario profitiert die DJK.
Darauf angesprochen, weiß Sonja Meinhardt nicht so recht, ob sie sich freuen soll. Nicht nur die „Erste“ist ein Gewinner der Krise, die „Zweite“stieg in die Landesliga auf und die Männer-reserve hielt die Liga. „Wir haben an mehreren Stellen Glück gehabt“, sagt die Djk-teammanagerin und erzählt von einem „komischen Gefühl“, das dieses Saisonende begleite. Sie beschreibt: „Man hat das Gefühl, es ist noch nicht fertig. Lieber hätten wir die
Saison zu Ende gespielt.“Von jetzt auf gleich war alles vorbei. Wegen der Ausgangsbeschränkungen war nicht einmal ein abschließendes Mannschaftsessen möglich. Als die Spielerinnen auseinandergingen, wussten sie nicht, dass sie sich längere Zeit nicht sehen würden. In ein paar Wochen wolle man dies nachholen, so Meinhardt. Wann genau das sein wird, das weiß derzeit niemand.
Hinter der DJK
liegt eine aufregende Spielzeit. Und das mit unerwartetem Verlauf. Vor Saisonbeginn verorteten sich Spielerinnen und Verantwortliche in das obere Tabellendrittel, bestenfalls wollten sie sich im Titelkampf beweisen. Doch statt oben fand sich die DJK unten im Klassement. „Wir waren optimistisch, hatten einen guten Kader. Dass dann von Anfang an der Wurm drin war, hat uns sehr überrascht.“Erfahrene Spielerinnen wie Lisa Schnürer oder Sonja Auer wussten, wie sie mit dem Druck im Abstiegskampf umgehen mussten, junge Nachwuchskräfte hingegen hemmte der Siegzwang. Zwischenzeitlich befand sich das Team in Schockstarre.
Meinhardt will Lehren ziehen. Die „geschenkte“Drittliga-saison wolle man nutzen, um den Beweis wahrer Leistungsstärke anzutreten. Selbst die schmerzhafte Erfahrung, vom Abstieg bedroht zu sein, soll dabei helfen. In den Spielen vor und nach dem Jahreswechsel hätte man den Kampf nicht angenommen, meint Meinhardt und fügt hinzu: „Vermutlich, weil wir das nicht kannten.“In den letzten Spielen hätte sich dies aber geändert. Daher glaubt die Teammanagerin, „hätten wir die Klasse auch sportlich noch halten können“.
Derzeit stellen sie und das Organisationsteam die Weichen für die Zukunft, kommuniziert wird wie vielerorts per Telefon oder Videoschalte. Bis zum 15. April müssen die Klubs dem Verband mitteilen, in welchen Ligen sie in der nächsten Saison mitwirken wollen. Meinhardt und Co. ergreifen Maßnahmen, damit sich der sportliche Misserfolg nicht wiederholt. Personelle Veränderungen bleiben aber weitgehend aus. Trainer Roppel bleibt, ebenso wie das Gros des Kaders. Die Spielerinnen dürften ungemein motiviert sein, nachdem sie sich aus ihrem Selbstverständnis heraus zuletzt unter Wert verkauft haben.
Sportlich ist die DJK sorgenfrei. Wie die wirtschaftliche Situation aussieht, muss Meinhardt in nächster Zeit ausloten. Sie plant für die kommende Saison mit einem Etat von knapp 20000 Euro. Mittelständische und kleinerer Betriebe könnten gezwungen sein, ihr Sponsoring einzugrenzen. „Vielleicht müssen wir Ressourcen angreifen und hoffen, dass es finanziell wieder besser wird.“Erleichtert berichtet Meinhardt daher, das die Stadtwerke als Hauptsponsor erhalten bleiben.
Einen Kostenpunkt hat der Verein bereits von der Liste gestrichen: Die bayerische Meisterschaft im Beachvolleyball, die im Juli auf dem Rathausplatz ausgetragen werden sollte, hat er abgesagt.