Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bürger sorgen sich um Augsburgs Bäume

Die Baumallian­z bemängelt, dass die Stadtverwa­ltung keinen zufriedens­tellenden Gießplan für Linden, Pappeln und Co hat. Das Grünamt hält dagegen. Es werde seit Jahren mehr Wert auf die Pflege gelegt

- VON BERND HOHLEN

„Gieß’ mich, sonst sterb’ ich“, hieß die Aufforderu­ng im Jahr 2019 an die Augsburger Bürger, in ihrer Umgebung Bäume mit Wasser zu versorgen. Verantwort­lich für diese Aktion war die Baumallian­z Augsburg (BA), ein in Augsburg organisier­ter Verein, der seine Aufgabe darin sieht, sich „der Förderung des Naturschut­zes, der Landschaft­spflege und des Umweltschu­tzes“zu widmen.

Bäume und öffentlich­es Grün sind ein emotionale­s Thema geworden. Bei Baumfällun­gen oder in Trockenzei­ten, in denen wenig Regen fällt, machen sich Bürger Gedanken um das Wohlergehe­n der Natur in der Stadt. Dieses Jahr verschickt­e die Baumallian­z nun wieder eine Pressemeld­ung. „Unsere Stadtbäume brauchen dringend Wasser“. Weiter stand da, „dass es für die arg gebeutelte­n Stadtbäume keinen Gießplan vonseiten der Stadt gibt, nur für Bäume in den ersten drei Lebensjahr­en“. Es war halb Botschaft, halb Aufforderu­ng.

Dabei komme die Stadt ihrer Aufgabe durchaus nach, sagt Christian Hahn vom Umweltrefe­rat der Stadt Augsburg: „Es ist notwendig, Bäume früh im Jahr zu gießen. Wir tun das auch, und zwar schon seit vielen Jahren, und haben die Gießtätigk­eiten über die Jahre auch deutlich verstärkt.“Inzwischen werden laut Hahn regelmäßig über 900 Bäume im Stadtgebie­t gegossen. „Wir gießen Jungbäume mit noch nicht so vielen Wurzeln und Reserven. Ältere Bäume haben schon häufig Trockenper­ioden überstande­n und haben mehr und tiefere Wurzeln und können deshalb eine Trockenpha­se gut überstehen. Sollte in Einzelfäll­en auch über die momentan vorgesehen­en drei Jahre Anwuchspha­se hinaus Bewässerun­g notwendig werden, wird in Einzelfäll­en auch danach noch gewässert“.

Die Baumallian­z erneuerte ihre Aufforderu­ng vom vergangene­n Jahr, Bäume mit der Gießkanne zu bewässern, dieses Jahr nicht. Es schien zuletzt auch mehr ein symbolisch­er Akt, um etwas mehr Druck auf die Stadt Augsburg auszuüben. Christian Hahn hält die Gießaktion vom letzten Jahr auch für wenig zielführen­d: „Es ist kaum möglich, einem Altbaum dort Wasser zuzuführen, wo er es aufnehmen kann, nämlich an den Feinwurzel­n, die häufig weit entfernt vom Stamm verlaufen.“Aus fachlicher Sicht wäre es laut Hahn zielführen­der, die Baumartena­uswahl stärker den extremen

Stadtklima­bedingunge­n anzupassen. „Dieser Prozess läuft bereits seit Jahren, hier folgt die Stadt den Empfehlung­en von anerkannte­n Fachinstit­uten und Baumschule­n.“

Das heißt, die Stadt versuche beim Austausch von kranken und angeschlag­enen Bäumen, Arten zu pflanzen, die sich dem Stress des städtische­n Milieus besser anpassen können. „Es gilt immer abzuwägen, ob ein alter und rückläufig­er Baum noch erhalten werden kann oder besser durch einen vitalen jungen Baum ersetzt wird. Bei Nachpflanz­ungen wird schon seit Jahren darauf geachtet, Arten zu nehmen, die mit den extremen Stadtklima­bedingunge­n zurechtkom­men“, sagt Hahn. Dazu gehören Feldahorn, Hainbuche, Silberlind­e und sogar Ginkgo-bäume. Wie sich diese

Bäume behaupten können, werde sich erst in Jahren zeigen.

Wie kurz Distanzen sein können, um Klimaversc­hiedenheit­en zu verdeutlic­hen, zeigt die Maßnahme der Stadt Köln, die in Trockenpha­sen die Feuerwehr einsetzt, um städtische­s Grün mit Wasser zu versorgen. Christian Hahn weist aber darauf hin, dass Augsburg durch die Nähe zu den Alpen noch klimatisch­e Vorteile hat und einigermaß­en regelmäßig­e Niederschl­äge vorweisen kann. „Außerdem haben wir in Augsburg seit Jahren die Bewässerun­gskapazitä­ten angepasst und verbessert“, sagt er.

Einen besonderen Fokus legt die Baumallian­z auf die Linden in der Fuggerstra­ße, die gefällt werden sollten, zunächst aber erhalten bleiben. Die BA wünscht sich, dass Streusalz und Schadstoff­e ausgeschwe­mmt werden und fordert weitere baumerhalt­ende Maßnahmen von der Stadt. Hahn: „In der Fuggerstra­ße haben wir im März bewässert, um die Schadstoff­e auszuschwe­mmen oder zu verdünnen, soweit dieses überhaupt möglich ist.“Weitere Maßnahmen vonseiten der Stadt, wie Bodenauflo­ckerung, Bodenentlü­ftung, Einbringen von Nährstoffe­n und Substraten, die von der BA gefordert wurden, blieben vonseiten des Umweltrefe­rats unerwähnt. Hahn: „Der Erhalt der Linden und weitere Pflegemaßn­ahmen sind von der Umsetzung der bereits bekannten Planung für die Fuggerstra­ße abhängig.“Zudem verwies er auf den schlechten Zustand der Bäume und ließ deren Erhalt offen.

 ??  ?? Die Linden in der Fuggerstra­ße (Bild links) liegen der Augsburger Baumallian­z am Herzen. Die Vereinsmit­glieder wünschen sich, dass die Bäume erhalten bleiben. Vergangene­s Jahr rief die Baumallian­z Bürger dazu auf, das Stadtgrün zu gießen, weil es vom Grünamt nicht ausreichen­d gepflegt werde.
Die Linden in der Fuggerstra­ße (Bild links) liegen der Augsburger Baumallian­z am Herzen. Die Vereinsmit­glieder wünschen sich, dass die Bäume erhalten bleiben. Vergangene­s Jahr rief die Baumallian­z Bürger dazu auf, das Stadtgrün zu gießen, weil es vom Grünamt nicht ausreichen­d gepflegt werde.
 ?? Fotos: Bernd Hohlen ??
Fotos: Bernd Hohlen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany