Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Romantik in Zeiten der Krise
Warum Filmküsse bald ziemlich kompliziert werden
Die Corona-krise mit all ihren Regeln und Verboten dringt bekanntlich in nahezu jeden Winkel des Lebens vor. Nur wenn es um die Liebe geht, ist alles zum Glück etwas anders. Paare müssen keinen Abstand halten, Nähe ist ausdrücklich erlaubt. Romantik auf Distanz ist nun mal eher schwierig. Und wer das Leben teilt, nimmt auch in Kauf, das Coronavirus zu teilen.
Aber was, wenn die Liebe nicht echt ist – sondern nur gespielt? Wenn das betreffende Pärchen zwar im Film oder Fernsehen zusammenlebt, im wahren Leben aber in zwei verschiedenen Haushalten? Vor dieser Frage stehen im Moment Tvsender
und Filmproduzenten. Denn die deutsche Fernsehlandschaft kämpft mit hohen Verlusten, für die meisten Serien und Filme wurde ein Drehstopp verhängt.
Die zuständige Berufsgenossenschaft mit dem klangvollen Namen Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse hat nun einen ausgeklügelten Plan vorgelegt, wie die Fernsehwelt trotz Krise ihre Arbeit wieder aufnehmen soll: Hinter der Kamera gelten die gängigen Abstandsregeln, ein Mund-naseschutz ist
Pflicht. Und auch vor der
Kamera soll sich vorerst niemand näher als eineinhalb Meter kommen – es sei denn, das Drehbuch schreibt dies ausdrücklich vor.
Für diese Fälle hat sich die Produzenten-allianz eine besondere Regelung überlegt: Steht etwa ein unaufschiebbarer Filmkuss an, müssen alle Beteiligten zuvor in Quarantäne, fünf Tage lang. So soll sichergestellt werden, dass sie sich trotz größtmöglicher Nähe nicht anstecken. So weit, so unromantisch. Aber mit Romantik hat die Liebe auf der Leinwand ja ohnehin nicht viel zu tun.