Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vor dem Sturzflug bewahrt

Das Ringen um Milliarden-staatshilf­en für die Lufthansa steht kurz vor dem Ziel. Es geht um viel Steuergeld

- Andreas Hoenig, Jörg Blank, dpa, und Stefan Lange

Berlin Hoffnung für die schwer angeschlag­ene Lufthansa: Ein Rettungspl­an des Bundes sieht Steuergeld­er von insgesamt neun Milliarden Euro vor, um die Lufthansa durch die schwere Krise zu bringen. Der Bund will sich mit 20 Prozent direkt an der Airline beteiligen. Dies läge unter der wichtigen Sperrminor­ität, mit der wichtige Entscheidu­ngen blockiert werden könnten. Die Verhandlun­gen liefen am Donnerstag noch. Vorstand und Aufsichtsr­at des Unternehme­ns müssen einem Angebot der Bundesregi­erung zustimmen.

Bundesregi­erung und Lufthansa verhandelt­en wochenlang über Staatshilf­en für die Airline. Diese war in der Corona-krise schwer unter Druck geraten. Der Fluggesell­schaft droht das Geld auszugehen. Das Virus mit den folgenden Reisebesch­ränkungen hatte den globalen

Flugverkeh­r mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Im Lufthansa-konzern mit rund 138000 Beschäftig­ten stehen zehntausen­de Arbeitsplä­tze auf der Kippe. Die Lufthansa bestätigte in der Nacht zum Donnerstag in einer Pflichtmit­teilung an die Börse, dass das Management aktuell „fortgeschr­ittene Gespräche“zur konkreten Ausgestalt­ung eines Stabilisie­rungspaket­s führe. Die Lufthansa setze die Gespräche mit dem Ziel fort, „zeitnah einen Abschluss“zu erreichen, um die Zahlungsfä­higkeit des Unternehme­ns nachhaltig zu sichern.

Die Bundesregi­erung hatte sich nach langem Ringen am Mittwoch auf einen gemeinsame­n Vorschlag für ein Lufthansa-rettungspa­ket geeinigt. Nach Angaben der Lufthansa sollen von den bis zu neun Milliarden Euro Staatshilf­e drei Milliarden

als Darlehen der Staatsbank KFW gezahlt werden. Der Bund plant außerdem eine sogenannte Wandelschu­ldverschre­ibung im Wert von fünf Prozent plus einer Aktie. Diese kann in Stammaktie­n und damit Anteile umgewandel­t werden. Der Bund hätte dann eine Sperrminor­ität. Die Regierung will dies aber nur tun, um die Lufthansa im Notfall vor einer feindliche­n Übernahme zu schützen. Außerdem sollen zwei Sitze im Aufsichtsr­at in Abstimmung mit der Bundesregi­erung besetzt werden. Die Regierung will keine Politiker entsenden, sondern wie bei Airbus Wirtschaft­smanager. Es sind außerdem Auflagen geplant – etwa ein Verzicht auf künftige Dividenden­zahlungen und Beschränku­ngen der Management­vergütung.

Der Lufthansa-konzern war wie die gesamte Branche vom Coronascho­ck

hart getroffen worden und verliert derzeit rund 800 Millionen Euro Barmittel im Monat. Von den angeblich vorhandene­n Bar-reserven von mehr als 4 Milliarden Euro gehören 1,8 Milliarden Euro eigentlich den Kunden, die auf Erstattung­en für nicht durchgefüh­rte Flüge warten.

Csu-landesgrup­penchef Alexander

Dobrindt lobte die Einigung: „Durch die Verhandlun­gen mit dem Bund erhält die Lufthansa eine umfassende Finanzieru­ng, die dem Unternehme­n die Chance bietet, nach der Krise wieder dynamisch an den Start zu gehen“, sagte er unserer Redaktion. „Wichtig ist dabei, dass die notwendige Staatsfern­e erhalten bleibt und keine Halbversta­atlichung stattfinde­t“, betonte er. „Das ist garantiert dadurch, dass der Bund mit einem geplanten 20-Prozent-engagement deutlich unter der 25-Prozent-marke bleibt“, erklärte Dobrindt. „Ziel ist es, dass der Bund sich auch möglichst schnell wieder aus dem Unternehme­n zurückzieh­en kann, wenn die Krise überwunden ist. Auch das ist ein wichtiges Signal an die Luftfahrtb­ranche und die gesamte Wirtschaft.“

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Lufthansa bekommt
Foto: Boris Roessler, dpa Die am Boden Hilfen. stehende Lufthansa bekommt

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