Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

SPD stolpert über AFD

Die Wahl eines zweiten Bürgermeis­ters in Franken richtet bayernweit­en Flurschade­n an

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Höchstadt Als Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen der AFD Ministerpr­äsident von Thüringen wurde, schickte das in Sekundensc­hnelle eine Schockwell­e durch das politische Deutschlan­d. Als der Spd-kommunalpo­litiker Günter Schulz mit der Stimme eines Afdstadtra­tes zum zweiten Bürgermeis­ter von Höchstadt gewählt wurde, blieb das zunächst weitgehend unbemerkt. Doch mit mehreren Tagen Verzögerun­g wird deutlich, dass auch der Fall aus der mittelfrän­kischen Provinz Sprengkraf­t entwickelt.

Der bayerische Spd-landesvors­tand beschloss am Mittwoch, ein Parteiordn­ungsverfah­ren gegen Günter Schulz vorzuschla­gen, mit dem Ziel, ihn aus der SPD auszuschli­eßen. „Wir haben diesen harten Schritt unternomme­n, weil wir in der SPD eine sehr klare Haltung zum Umgang mit der AFD haben. Und die lautet: Keine Zusammenar­beit auf egal welcher Ebene!“, sagte Bayerns Spd-chefin Natascha Kohnen. „Jedem Spd-mitglied ist bekannt, wo wir hier als Sozialdemo­kraten stehen.“

Der Flurschade­n des Höchstadte­r Politmanöv­ers dürfte somit nicht nur für Günter Schulz erheblich sein

– denn er bedeutet auch einen Präzedenzf­all: Wahlergebn­isse, die mit Stimmen von Afd-politikern zustande kommen, dürfen in der SPD nicht angenommen werden. Die Alternativ­en beim Suchen nach Kooperatio­nspartnern werden weniger. „Wie soll man denn da eine vernünftig­e Mehrheit herstellen?“, fragt Günter Schulz.

Der Vorsitzend­e des Spd-kreisverba­ndes Erlangen-höchstadt, Friedrich Müller, steht hinter dem vom Landesverb­and angestrebt­en Ausschluss seines Parteikoll­egen und spricht von Sturheit. Der Kreisverba­nd habe schon im Vorfeld, als sich das Problem angebahnt hatte, zu schlichten versucht. „Und dann fällt mir ein Genosse in den Rücken“, sagte Müller. Schulz dagegen sieht gar nicht ein, warum er sein Amt niederlege­n und nach neuen Mehrheiten suchen sollte – so wie vom Kreisverba­nd vorgeschla­gen. Weder der Kreisverba­nd noch die Landesvors­itzende wüssten, wovon sie sprächen. „Das merken die erst, wenn uns noch die letzten Wähler davonlaufe­n.“Auf kommunaler Ebene gehe es um pragmatisc­he Lösungen – und auch ein Afd-stadtrat habe das Recht der freien Abstimmung.

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