Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Augsburger Arzt testet Menschen auf Corona-antikörper
Ein Labor bietet Untersuchungen für Firmen und Privatleute an. Wer die Kunden sind und was es dabei zu beachten gibt
Ein negativer Corona-test bei Infektiologe Dr. Mikhail Pruteanu führt meist zu langen Gesichtern der Patienten. Denn wer hier im Augsburger Diagnose-labor Arminlabs in Oberhausen Blut lässt, möchte wissen, ob er die Krankheit hinter sich gelassen hat. Vielleicht sogar ohne Symptome und ohne es überhaupt gemerkt zu haben, dass er an Covid-19 erkrankt war. Unternehmen nehmen die Dienste des akkreditierten Diagnoselabors in Anspruch, um Gewissheit über den Gesundheitszustand der Belegschaft zu bekommen. Und auch immer mehr Privatleute wollen wissen, wie es um sie steht.
Die Corona-zahlen, die immer wieder veröffentlicht werden, bilden die Wirklichkeit nur unzureichend ab, sagt Arminlabs-chef Dr. Armin Schwarzbach. Denn schließlich würden nur die Patienten und ihr direktes Umfeld getestet, die Symptome der Infektionskrankheit zeigen. Dabei sei in der Infektiologie bekannt, dass es immer auch Menschen gibt, die Krankheiten durchmachen, ohne die typischen Symptome zu zeigen.
Armin Schwarzbach beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit Infektionskrankheiten. Er ist internistischinfektiologisch ausgebildeter Laborarzt und sieht sein Unternehmen als Bindeglied zwischen Forschung und den praktizierenden Ärzten. In seiner Arbeit geht es um Infektionen durch Viren, Parasiten, Hefe- und Schimmelpilze. Einen internationalen Namen hat er sich nach eigenen Angaben durch seine Expertise im Bereich der Zecken-infektionen gemacht. „Ich interessiere mich vor allem dafür, wie es nach einer Infektion mit den Menschen weitergeht“, sagt er. Denn in vielen Fällen sei gar nicht klar, welche Folgen eine scheinbar „ausgeheilte“Infektion nach sich ziehe.
So auch bei Covid-19. Ob ein Mensch gegen das Virus immun sein kann, lässt sich einige Zeit nach der Krankheit an Antikörpern erkennen, die der Körper gebildet hat. Seriöse Antikörper-tests sind erst seit Kurzem
auf dem Markt und benötigen zur Beurteilung die Expertise eines Fachlabors, ist Schwarzbach überzeugt. „Die ersten Schnelltests aus China waren Fake und haben nicht funktioniert“, weiß der Fachmann. Mittlerweile habe man europäische Schnelltests, die zu 100 Prozent mit den Ergebnissen aus dem Fachlabor übereinstimmen. Doch auch diese dürften nur von medizinischem Fachpersonal angewandt werden.
Wenn es darum geht, eine große Anzahl von Menschen zu testen, greift man auch bei Arminlabs auf diese Tests zurück. „Wir fahren in die Unternehmen und testen dort die Mitarbeiter“, so Schwarzbach. Nach dem laborärztlichen Befund bekäme der getestete Mitarbeiter eine Art „Gesundheitszeugnis“, aus dem hervorgeht, ob er Corona-antikörper hat oder nicht. „Auf diese Weise können die Unternehmen Teams zusammenstellen, die sich nicht mehr mit Corona anstecken können, erklärt der Laborfacharzt den Sinn der Aktion.
Für noch umfangreichere Tests wird den Probanden Blut abgenommen, das dann im Labor serologisch untersucht wird. Mittlerweile kämen täglich auch Privatleute ins Labor, die wissen wollen, ob sie die Krankheit durchgemacht haben. Für Privatpersonen kostet der Test je nach Umfang zwischen 40 und 70 Euro. „Es geht darum, wieder Ruhe in die Bevölkerung zu kriegen“, so Schwarzbach. Die Ungewissheit sei für viele Menschen ein großes Problem. „Nach einem Antikörpertest wissen sie, woran sie sind.“
Die Antikörper zeigen auch, dass nicht wenige Menschen bereits mit Covid-19 infiziert waren, bevor die Krankheit in Deutschland überhaupt bekannt wurde, so Schwarzbach. Er nennt den Fall eines Wirtschaftsprofessors, der nach einer Chinareise im Dezember ungewöhnliche Grippesymptome zeigte, die sich damals kein Arzt erklären konnte. „Nach dem Antikörpertest ist jetzt klar, dass der Mann schon damals vermutlich Covid-19 durchgemacht hat.“