Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hertz ist pleite
Corona-krise setzt Autovermieter zu
Washington Die Corona-krise und eine drückende Schuldenlast haben den Us-autovermieter Hertz in die Insolvenz gezwungen. Der Rückgang von Reisen habe zu einem „plötzlichen und dramatischen“Einbruch bei Umsätzen und Buchungen geführt, erklärte das Unternehmen am Wochenende. Während der Neuaufstellung in der Krise werde der Betrieb weitergeführt. Das internationale Geschäft des Autovermieters in Europa, Australien oder Neuseeland sei von dem Insolvenzantrag nicht betroffen – genauso wie Franchise-partner.
Hertz ist eine der größten Leihwagenfirmen weltweit und vermietet Fahrzeuge unter anderem auch unter den Marken Dollar und Thrifty. Das Unternehmen ächzte bereits seit Jahren unter einem Schuldenberg, der zuletzt rund 19 Milliarden Dollar erreichte.
Hertz beantragte für insgesamt 30 Firmen Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Us-insolvenzrechts. Die Idee hinter diesem Verfahren ist, ein Unternehmen zu sanieren, während Geldgeber zumindest auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
Hertz teilte mit, der Konzern habe sich mit seinen größten Gläubigern nicht vorab auf eine langfristige Reduzierung der Zahlungen einigen können. Auch hätten sich Hoffnungen auf eine Unterstützung der Us-regierung für Autovermieter zerschlagen. Diese Entwicklungen zwangen Hertz zum Insolvenzantrag. Das Wall Street Journal berichtete zugleich, das Unternehmen und die Gläubiger wollten noch einen Deal aushandeln, um eine Auflösung der Flotte aus hunderttausenden Mietwagen zu vermeiden.
Hertz betonte, das Unternehmen habe mehr als eine Milliarde Dollar (920 Millionen Euro) an Barbeständen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im März hatte Hertz erste Maßnahmen als Reaktion auf die Corona-krise eingeleitet. Rund 20000 Mitarbeiter weltweit wurden beurlaubt oder entlassen – etwa die Hälfte aller Beschäftigten. Die Zahl der Fahrzeuge und Standorte wird reduziert. Man beabsichtige dennoch, Kunden weiter die gleiche Qualität anzubieten und Lieferanten sowie Arbeitnehmer zu bezahlen, betonte Hertz. Auch Treueprogramme sollen fortgeführt werden.
Hertz, das seinen Sitz aktuell in Estero im Us-bundesstaat Florida hat, ist mehr als 100 Jahre alt. Der 22-jährige Autoverkäufer Walter Jacobs gründete die Firma 1918 in Chicago unter dem Namen Renta-car, Inc mit zwölf Fahrzeugen des Ford Models T. Fünf Jahre später wurde das Unternehmen vom Taxiunternehmer John Hertz übernommen und bekam seinen heutigen Namen – der zunächst Hertz Driveur-self System lautete. Hertz war unter anderem ein Pionier der Autovermietung am Flughafen seit den 30er Jahren.