Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Alle einkaufen, bitte!
Die meisten Geschäfte in China haben wieder geöffnet. Jetzt soll die spendierfreudige Mittelschicht die Wirtschaft retten. Doch die strengen Hygieneregeln hemmen bislang die Kauflust
täglichen Neuinfizierten liegt landesweit im einstelligen Bereich. Längst sind daher nicht nur Läden, Restaurants und Hotels wieder offen. Auch Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Fitnessstudios und Museen sind wieder geöffnet. Ein Problem bleibt aber: Sie müssen strenge Hygienevorschriften einhalten. Hinzu kommen Temperaturtests an den Eingängen sowie eine Begrenzung der Kundenzahl zur Einhaltung der Abstandsregeln.
Das mindert die Konsumlust, vermuten Ökonomen. Rosealea Yao vom Pekinger Analysehaus Gavekal Dragonomics verweist zudem auf wiederkehrende lokale Ausbrüche des Virus. Unlängst etwa musste die Millionenstadt Jilin im Nordosten Chinas abgeriegelt werden, weil sich die Fälle dort wieder gehäuft haben. Bis es einen Impfstoff gibt, ist auch in China die Furcht vor weiteren Epidemiewellen groß. Auch deswegen bleiben viele Menschen weiter zu Hause. Doch auch das Konsumverhalten könnte sich im Zuge der Pandemie in China verändert haben. Die Southwestern University of Finance and Economics in Chengdu hat mehr als 28000 chinesische Haushalte befragt. Mehr als die Hälfte wollte angesichts der unsicheren Zeiten mehr sparen.
„Der Lockdown gab den Verbrauchern viel Zeit, darüber nachzudenken und zu überlegen, was für sie wichtig ist“, sagt Mark Tanner, Geschäftsführer der Schanghaier Marketingberatung China Skinny. Er verweist auf den chinesischen Hashtag #???, der sinngemäß bedeutet „Entsorgen Sie Ihr Zeug“und in den vergangenen Wochen in den sozialen Medien mehr als 140 Millionen Mal verwendet wurde. Einen Umsatzrekord verzeichnete auch Idle Fish, Chinas größte Website für Secondhand-waren. Das ist zwar auch Konsum, aber wohl nicht der von Chinas Führung erwünschte.