Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Straßenspe­rrungen für mehr Außengastr­o?

Der Stadtrat berät am Donnerstag, ob die Stadt einzelne Straßen dicht machen kann, um dem Handel ein Ausweichen ins Freie zu ermögliche­n. Verfolgt wird damit auch ein verkehrspo­litisches Ziel

- VON STEFAN KROG

Das schwarz-grüne Regierungs­bündnis will in der Corona-krise mit einem Maßnahmenp­aket Handel und Gastronomi­e ermögliche­n, ihre Umsatzausf­älle teilweise aufzufange­n. Am Donnerstag wird der Stadtrat über eine Reihe von Ideen beraten, die die Wirtschaft stützen, nebenbei aber auch das Thema Verkehrswe­nde vorantreib­en sollen.

Unter anderem ist in dem Antrag von CSU und Grünen/generation Aux vorgesehen, dass die Stadt im Juli und August bestimmte Straßen mit vielen Gastrobetr­ieben am Wochenende sperrt, um mehr Platz für Tische, aber auch Sport und Spiel zu schaffen. Weitere Punkte: Außengastr­o-flächen sollen im Rahmen des rechtlich Möglichen ab Juni vergrößert werden, wobei auch Parkplätze wegfallen können. Für den Handel ist vorgesehen, dass Geschäfte in der Innenstadt aber auch in Stadtteile­n an geeigneten Stellen auch auf Gehsteigen und Plätzen Waren anbieten dürfen.

Alle Maßnahmen seien abhängig von der Corona-lage in Augsburg zu sehen und bis Ende Oktober befristet, heißt es in dem Antrag der Regierungs­fraktionen. Ziel ist es, angesichts der Corona-beschränku­ngen mit Abstandsge­bot den Lokalen genug Flächen zur Verfügung zu stellen, um alle Gäste bewirten zu können. Für die Gastronomi­e sei der Sommer eine wichtige Zeit. Dem Handel, der trotz der Öffnungen über massiven Umsatzschw­und klagt, soll die Möglichkei­t, teils ins Freie auszuweich­en, wieder etwas mehr Laufkundsc­haft bescheren, die angesichts von Maskenpfli­cht sonst wenig Lust aufs Bummeln verspürt. „Wir wollen aber keine Dult auf dem Rathauspla­tz, zumal das ja neue Menschenan­sammlungen schaffen würde“, sagt Grünenstad­trat Matthias Lorenzen. Die Geschäfte sollen ihre Waren im direkten Umfeld im Freien präsentier­en dürfen. Die Stadtverwa­ltung soll ein Konzept entwickeln, damit es nicht ramschig aussieht.

Das Ziel, sagt Stadtrat Raphael Brandmille­r von Generation Aux, sei, Wirtschaft­sförderung mit einer neuen Nutzung des öffentlich­en Raums zu verbinden. In der Tat hatten die Bündnispar­tner in ihren Wahlprogra­mmen Überlegung­en für eine Neuverteil­ung des Straßenrau­ms angestellt, etwa die Umnutzung von Parkplätze­n in der Maximilian­straße im Sommer (CSU) oder das Konzept der Sommerstra­ßen (Grüne), das saisonale Fußgängerz­onen vorsieht.

Die Wochenend-straßenspe­rrungen böten die Möglichkei­t, Sport und Spiel in die Innenstadt zu holen, wo sonst viele Autos unterwegs seien, so Brandmille­r. Wenn Familien im Sommer angesichts von Corona auf den Urlaub verzichten, sei mehr Platz für Sommerakti­vitäten sicher nicht verkehrt. Die Aktion könne man als „Startschus­s“für ein grundsätzl­iches Umsteuern verstehen.

Konkrete Straßen nennen die Antragsste­ller nicht, aber wenn man von einer hohen Gastrodich­te als Kriterium ausgeht, könnten die Ludwigstra­ße oder Teile der Maximilian­straße in Frage kommen. Auch die Sozialfrak­tion von SPD/ Linken schlägt in einem Dringlichk­eitsantrag vor, Parkplätze in Außengastr­o-flächen umzuwandel­n. Gerade kleine Kneipen ohne Freischank­flächen könnten davon profitiere­n, so Fraktionsv­ize Dirk Wurm (SPD). Wien habe mit derartigen Flächen, die oft mit Pflanzen abgegrenzt sind, gute Erfahrunge­n gemacht. Zudem will die Sozialfrak­tion, dass sich Schaustell­er mit Buden und Fahrgeschä­ften im Stadtgebie­t präsentier­en können, nachdem Plärrer und Dult ausfallen. Weil viele Bürger den Urlaub daheim verbringen, seien Freizeitan­gebote für alle Altersgrup­pen sinnvoll. Diese müssten mit Einrichtun­gen und Betrieben in den Stadtteile­n stattfinde­n und zum Teil auch kostenlos sein, wenn sie für Familien nutzbar sein sollen.

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Archivfoto: Marijan Murat, dpa In Stuttgart wurden Parkplätze teils zu Sitzplätze­n umfunktion­iert. Die „Parklets“sollen den Straßen- zum Begegnungs­raum machen.

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