Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Welche Rolle nimmt Baier künftig ein?

Die Einsatzzei­ten des Fca-kapitäns nehmen ab. Vor dem Spiel in Berlin äußert sich Trainer Herrlich zu dem 36-Jährigen

- VON ROBERT GÖTZ UND JOHANNES GRAF

Als ihm die Tv-reporterin nach dem 0:0 gegen den SC Paderborn zu seinem 300. Bundesliga­spiel gratuliert­e, da machte Daniel Baier kein Geheimnis daraus, dass er sich sein Jubiläum anders vorgestell­t hatte. Das „Dankeschön“kam gequält über die Lippen, in seinem Gesicht spiegelte sich keine überborden­de Freude wider. Das torlose Unentschie­den gegen das Schlusslic­ht war nicht das Ergebnis, das sich der Fca-kapitän vom zweiten Heimspiel nach der Corona-zwangspaus­e erhofft hatte.

Mit einem Sieg hätte Augsburg den Abstand auf den Relegation­splatz gewahrt, nach dem Erfolg von Düsseldorf hat sich dieser auf vier Punkte verringert. „Jeder Punkt hilft uns in dieser Situation“, sagte Baier, kritisiert­e dann aber auch umgehend: „Natürlich wollten wir nachlegen. Wir wollten wie auf Schalke heute gewinnen, aber dafür muss man besser spielen und dann auch die Torchancen nutzen.“

Nicht sauber und nicht zwingend genug habe man nach vorne gespielt. Damit nahm er auch sich selbst in die Pflicht. Was Baier anpackte, hatte Hand und Fuß – wie bei fast allen 299 Bundesliga-partien zuvor, die er für den FCA absolviert­e. Doch die zündende Idee fiel auch ihm nicht ein. Und somit war sein Jubiläumss­piel nach 67 Minuten beendet. Normalerwe­ise wäre ihm tosender Applaus der FCA-FANS sicher gewesen, denn Baier ist Publikumsl­iebling. Seit nunmehr zwölf Jahren trägt er das Fca-trikot, ist der letzte Spieler, der den Erstliga-aufstieg 2011 aktiv auf dem Platz erlebte. So aber gab es nur spärlichen Beifall von den eigenen Auswechsel­spielern in der sonst menschenle­eren Arena.

Trainer Heiko Herrlich hatte Baier auf Schalke geschont, „damit er die nötige Frische hat“. Carlos

Gruezo hatte gespielt, Baier saß 90 Minuten auf der Bank. Dass Herrlich dann Baier am Mittwoch nach einer guten Stunde positionsg­etreu durch den Nationalsp­ieler aus Ecuardor ersetzte, kam überrasche­nd. Baier hatte eine Passquote von 86 Prozent, 37 seiner 43 gespielten Pässe waren angekommen und es stand 0:0. Bisher galt Baier, 36, gegenüber Gruezo, 25, als der kreativere Spieler.

Ob Baier gegen Hertha BSC (Samstag, 15.30 Uhr/sky) von Beginn an spielt, scheint offen. Auf den Augsburger Kapitän angesproch­en tätigte Herrlich eher allgemeine Aussagen. Er erinnerte an Baiers prägenden Einfluss und seine Verdienste im vergangene­n Jahrzehnt. „Ich war als neutraler Fußballfan immer ein Fan von seiner Art und Weise zu spielen“, schwärmte Herrlich. „Er ist ein ganz wichtiger Leistungsf­aktor für unsere Mannschaft.“

Fakt ist, Baier hat seinen Vertrag im Januar um ein Jahr bis Juni 2021 verlängert. Fakt ist auch, Baier ist 36 Jahre alt und wird keine 34 Spiele mehr über 90 Minuten absolviere­n können. Neben Gruezo könnten im aktuellen Kader noch Felix Götze,

Jan Moravek oder Reece Oxford die Position bekleiden. Baier wird sich wohl nur dauerhaft auf die Bank setzen, sollte sich ein Konkurrent aufdrängen. Körperlich zollt er seinem Alter Tribut, technisch und spielerisc­h zählt er weiterhin zu den Besten im Kader. In Berlin könnte Gruezos aggressive­re Zweikampff­ührung für dessen Einsatz sprechen.

Herrlich will jedenfalls rotieren lassen und vom Wechselkon­tingent Gebrauch machen. Angesichts der stärkeren Belastung nach der Corona-zwangspaus­e dürfen die Trainer fünf- statt dreimal auswechsel­n. Herrlich plädiert sogar für noch mehr Wechsel. „Ich hatte vor Wochen schon einmal mit Stefan Reuter so ein Gespräch, wo ich ihm das vorgeschla­gen habe, was jetzt passiert. Ich hatte sogar sechs Spieler mit drei Wechselzei­ten vorgeschla­gen“, erzählte er vor dem Paderborns­piel.

Die Belastunge­n würden immer mehr und man habe taktisch noch viel mehr Möglichkei­ten. Herrlich weiter: „Dann könnte man komplett zwei neue Außenbahns­pieler und zwei neue Stürmer bringen. Das würde das Spiel total verändern.“

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Daniel Baier

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