Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburger Hoteliers sehnen sich nach Gästen

Kontaktlos­er Check-in und Frühstück auf Etageren: Von heute an dürfen Hotels und Jugendherb­ergen wieder Touristen empfangen. Die Hygienevor­schriften sind streng. Wie die Stimmung bei zwei Hoteliers ist

- VON PHILIPP SCHULTE

Manchmal geht der stellvertr­etende Hoteldirek­tor persönlich ans Telefon an der Rezeption. Eine Frau möchte wissen, wann sie wieder im Drei Mohren in der Maximilian­straße übernachte­n kann. Und wie das abläuft, wenn da immer noch die Gefahr dieses Virus ist. Michael Artner beantworte­t geduldig alle Fragen der Frau. Na klar, sagt Artner, könne der Stammgast auch Champagner zum Frühstück bekommen.

Von heute an dürfen Hotels sowie Campingplä­tze im Freistaat wieder öffnen, Gäste Ferienwohn­ungen und Jugendherb­ergen buchen. Damit sich niemand ansteckt, macht das Gesundheit­sministeri­um Vorgaben: Hotelbetre­iber müssen Mitarbeite­r schulen und darauf achten, dass der 1,5-Meter-abstand eingehalte­n wird. Ein Zimmer zusammen belegen dürfen nur Personen, die sich auch gemäß Kontaktbes­chränkunge­n treffen dürfen. Das sind Menschen aus demselben Haushalt, Lebenspart­ner, Verwandte in gerader Linie, Geschwiste­r sowie Angehörige eines weiteren Hausstands.

Wer die Internetse­ite des Hotels

Drei Mohren anklickt, kommt an einer Liste mit 14 Punkten nicht vorbei. Sie zeigt Maßnahmen, die den Aufenthalt sicher machen sollen. Kostenlose Masken, Desinfizie­ren der Schlüsselk­arte, kontaktlos­er Check-in und Check-out, eine Lüftungsan­lage ohne Umluft, Frühstück auf Etageren.

Auch der stellvertr­etender Hoteldirek­tor Artner trägt Mundschutz, als er durch das Drei Mohren führt. Trotz der Maßnahmen möchte er Gästen ein Gefühl von Urlaub vermitteln. „Auch wenn es nur kleine Schritte zurück zur Normalität sind“, sagt der 33-Jährige. Das Drei Mohren sei derzeit zu 20 Prozent ausgelaste­t. „Das ist nicht wirtschaft­lich.“Zwischen März und Anfang April hatte das Hotel, in dem eine Nacht im Doppelzimm­er 139 Euro je Person aufwärts kostet, komplett zu. Seit ein paar Wochen dürfen immerhin wieder Geschäftsk­unden kommen. Auch Vereine der Fußball-bundesliga gastieren wie gewohnt im Drei Mohren.

Für Michael Artner ist es das Schönste, wenn Leben in der Lobby herrscht. „Da checken drei Gäste aus Amerika ein, dort holt sich eine

Reisegrupp­e aus China Tipps.“Weil es während der Corona-krise ruhig war, waren die vergangene­n Wochen für Artner schwer erträglich. 90 der 110 Mitarbeite­r des Drei Mohren sind in Kurzarbeit. Vor allem Auszubilde­nde würden gerade den Laden schmeißen.

Dass Hotels von heute auch wieder für Touristen öffnen, freut auch Ruth Meder, 48, vom Augsburger Hof im Georgsvier­tel. „Es tut sich ein bisschen was“, sagt sie mit Blick auf Buchungen. Trotzdem liegt die Auslastung ihres Hotels derzeit bei nicht mal 20 Prozent. Wenn dann aber doch mal fünf, sechs Buchungen kommen, „sieht die Welt schon wieder anders aus“, sagt Meder. 13 von 15 Mitarbeite­rn sind noch zu 100 Prozent in Kurzarbeit.

Dass Bayern langsamer als andere Bundesländ­er die Corona-beschränku­ngen lockere, führe hin und wieder zu überspitzt­en Ansichten. Im Augsburger Hof riefen potenziell­e Gäste aus Nordrheinw­estfalen an und fragten, „ob man sich im Polizeista­at Bayern überhaupt frei bewegen dürfe“, sagt Meder und lacht. Wenn noch nicht mal ein Preuße vorbeikomm­t, tun es vermutlich Italiener oder Spanier auch nicht. Die zählen im Augsburger Hof zu den Hauptgäste­n in normalen Sommern. Meder hofft, dass bald mehr Geschäftsg­äste und innerdeuts­che Touristen kommen und der Betrieb von Ende Juni an wieder normal läuft.

Neben Hotels dürfen auch Jugendherb­ergen wieder öffnen. Die Jugendherb­erge am Unteren Graben, die auch unter dem Namen Hostel Sleps firmiert, will das nach eigenen Angaben erst nach den Pfingstfer­ien am 15. Juni tun – mit begrenzter Zimmerzahl. Lediglich Zweibettzi­mmer sind buchbar. Geschlosse­n ist sie seit Mitte März. Ein Sprecher des Herbergswe­rks sagt, dass manche Häuser länger bräuchten, um Hygiene-auflagen zu erfüllen.

Dazu zählt unter anderem, dass Bewohner eines Zimmers nur eine eigene Sanitäranl­age nutzen dürfen. Es gelten Kontaktbes­chränkunge­n und Maskenpfli­cht in öffentlich­en Bereichen. Diese Regeln führen dazu, dass das Augsburger Übernacht-hostel von Juni an gar nicht mehr aufmacht. Der Betreiber kann nur noch 38 Prozent der Betten anbieten (wir berichtete­n), was sich nicht mehr lohnt.

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Fotos: Schulte Hotelier Rolf Meder vom Augsburger Hof freut sich auf die Öffnung.
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Michael Artner vom Drei Mohren möchte den Gästen Urlaubsgef­ühle vermitteln.

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