Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Faszinatio­n Laser

Vor 60 Jahren erfunden, ist die Technologi­e heute omnipräsen­t: eine Forschungs­reise vom Alltag bis ins All

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wurden, berichtet Radloff. Die genannten Substanzen sind dabei die aktiven Medien, auch Lasermedie­n genannt. In ihnen werden so viele Atome auf höhere Energieniv­eaus gebracht, dass diese stark angeregten Atome in der Mehrzahl sind. Fachleute sprechen von Besetzungs­inversion. Dazu ist eine hohe Energiezuf­uhr nötig, etwa durch eine starke Lampe oder elektrisch­en Strom. Wenn die Elektronen in den Atomhüllen auf ein niedrigere­s Energieniv­eau fallen, senden sie Lichtteilc­hen (Photonen) aus. Werden diese Photonen durch Spiegel wieder und wieder ins aktive Medium gelenkt, lösen sie dort das stimuliert­e Aussenden von Licht aus, das durch einen halbdurchl­ässigen Spiegel aus dem Lasergerät entweicht. Die massenhaft angeregten Teilchen besitzen alle dieselben Eigenschaf­ten, etwa dieselbe Wellenläng­e und ein stabiles Verhältnis der Wellenphas­en zueinander (Kohärenz). Deshalb kann der Laserstrah­l stark gebündelt werden und bei Bedarf mit großen Energiedic­hten Materialie­n bearbeiten, beispielsw­eise Metalle schneiden.

In modernen großen Lasern werden oft Diodenlase­r verwendet, mit Dioden als aktive Medien also. Als Halbleiter­bauteile, wie sie in der Computerte­chnologie verwendet werden, waren Laserdiode­n prädestini­ert dafür, von der stetigen Miniaturis­ierung der Computerpl­atinen zu profitiere­n. Grundsätzl­ich lassen Dioden elektrisch­en Strom nur in eine Richtung durch. Bei elektrisch­en Impulsen hoher Feldstärke werden im Halbleiter Atome derart angeregt, dass sie Laserlicht aussenden. Eine Lichtdiode (LED) funktionie­rt ganz ähnlich wie eine Laserdiode. Laserdiode­n kommen auch bei medizinisc­hen Therapien zum Einsatz. Doch die Anforderun­gen an sie seien höher als in der Industrie, betont Ronald Sroka vom

Laser-forschungs­labor im Klinikum der Universitä­t München: „Die Wellenläng­e muss genau auf das zu behandelnd­e Gewebe abgestimmt sein.“Benötigt werden meist Laser mit hoher Leistung, die kontinuier­lich oder gepulst Licht abstrahlen und entspreche­nd unterschie­dliche Wirkungen erzeugen. Bei thermische­n Laseranwen­dungen wird die erzeugte Wärme zum Schneiden von Gewebe oder zum Abtragen durch Verdampfen von Gewebe eingesetzt.

Sroka und seine Mitarbeite­r forschen in ihrem Labor unter anderem an der Behandlung von Tumoren mit Licht, der fotodynami­schen Therapie: Der Patient nimmt einen lichtempfi­ndlichen Wirkstoff zu sich, der sich nur in Tumoren anreichert, bei der anschließe­nden Bestrahlun­g mit Licht entsteht eine angeregte und sehr reaktionsf­reudige Form des Sauerstoff­s, der die Krebszelle­n zerstört. Per Laser, weil Licht nicht tief ins Gewebe eindringt, können zunächst nur oberflächl­ich wachsende Tumoren anvisiert werden. Mit Laserlicht, das in Lichtleitf­asern eingekoppe­lt wird, können auch tiefer liegende Tumoren bestrahlt werden.

Und wo geht der Trend hin? Sven Ederer ist Physiker bei der Berthold Leibinger Stiftung und zuständig für die Organisati­on des Innovation­spreises und des Zukunftspr­eises. Sie werden verliehen für Entwicklun­gsund Forschungs­arbeiten im Bereich des Laserlicht­s. Ederer kennt die neuesten Entwicklun­gen auf vielen Gebieten der Lasertechn­ologien. Er macht zwei große Trends aus: Zum einen Ultrakurzp­ulslaser und die Quantenopt­ik.

Die sehr kurzen Laserpulse ermögliche­n eine kalte Bearbeitun­g von Materialie­n, also ohne sie nennenswer­t zu erwärmen. Im europäisch­en Forschungs­projekt „Extreme

Light Infrastruc­ture“(ELI) werden mit solchen Lasern physikalis­che Prozesse mit hoher Zeitauflös­ung untersucht.

Als Beispiel für die Quantenopt­ik nennt Ederer das Projekt „Opticlock“, eine optische Uhr für den Einsatz außerhalb spezialisi­erter Labors, die 1000-fach genauer geht als heutige Atomuhren. Auch seien die elektronis­chen Vorgänge in heutigen Computern langsam im Verhältnis zur optischen Datenübert­ragung, deshalb sollten künftig die Daten auch optisch verarbeite­t werden, eben mit Laserlicht. Ederer ist von einer weiterhin rasanten Entwicklun­g der Lasertechn­ologien überzeugt: „Laserlicht ist vielfältig wie ein Schweizer Taschenmes­ser.“Für mehr Daten, um Klimaphäno­mene besser zu verstehen, sorgt ein Projekt des Fraunhofer ILT: In Zusammenar­beit mit dem Leibnizins­titut für Atmosphäre­nphysik (IAP) in Kühlungsbo­rn haben die Ilt-forscher ein LIDAR-SYSTEM (Light Detection and Ranging) mit einem diodengepu­mpten Alexandrit­laser entwickelt. Damit ist es möglich, Temperatur­en und Wind in der hohen Atmosphäre (30 bis 120 Kilometer Höhe) vom Boden aus zu messen. Ein Lidar-netzwerk kann künftig kontinuier­lich Daten aus der Atmosphäre liefern.

Mit Licht gegen den Krebs, Strahlen für das Klima

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