Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Film ab im Nieselrege­n: Messeflimm­ern läuft

Nun gibt es auch ein Autokino in Augsburg. Am Dienstag startete das Programm. Doch dieses besteht nicht nur aus Spielfilme­n. Was sich die Veranstalt­er sonst noch überlegt haben und anbieten werden

- VON ANNA KABUS

Schon eine Stunde bevor der Film beginnt, stauen sich die Autos in zwei langen Schlangen auf der Straße, die zum Messegelän­de führt. Der Parkplatz wirkt an diesem Abend wie ein Magnet. Dort startet das „Messeflimm­ern“– das erste Autokino in Augsburg. Reihe um Reihe füllt sich auf dem großen Gelände. „Wir haben innerhalb der letzten zwei Wochen 6000 Tickets verkauft“, sagt Franz Fischer, der Betreiber des Kinodreiec­ks Augsburg. Zusammen mit dem Konzertbür­o und der Messe Augsburg veranstalt­et er das Autokino. Zwei Filme laufen gleichzeit­ig: Links flimmert „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“über die Leinwand, rechts „Das perfekte Geheimnis“.

Während sich noch die letzten Autofahrer im Dämmerlich­t einen Platz suchen, haben es sich Helena Auer und ihr Freund Jasper Korte gemütlich gemacht. In ihrem Fahrzeug leuchten sogar Kerzen – batteriebe­trieben. „Wir haben Essen und Trinken für drei Tage dabei“, sagt Auer und beginnt aufzuzähle­n: „Vier verschiede­ne Getränke, zwei Pizzen, sieben Sorten an Süßigkeite­n. Außerdem noch zwei Decken.“Seit langem sei das wieder der erste Abend, an dem sie überhaupt etwas unternehme­n, erzählt die 25-Jährige. „Für mich ist das hier sogar besser als Kino. Wir sind ganz alleine. Man muss kein Chips-rascheln der Sitznachba­rn ertragen – außer von dem, den man mitgebrach­t hat“, sagt sie und lacht.

Sonja Steidl, die mit ihrem Freund Alexandru gekommen ist, kennt Autokinos bisher nur von Erzählunge­n ihrer Eltern. Sie freut sich darauf, jetzt selbst einmal diese Erfahrung zu machen. Allerdings gab es anfangs ein paar Schwierigk­eiten: Weil größere Autos in der Reihe vor ihnen standen und ihnen teilweise die Sicht nahmen, mussten sie noch einmal umparken. Der Zuschauer im Auto neben ihnen sagt, auch bei ihm könnte die Sicht besser sein. Eine Laterne stehe genau in seinem Blickfeld. Dennoch sei das Messeflimm­ern eine willkommen­e Abwechslun­g, sagt er, und drückt dabei die Hand seiner weiblichen Begleitung, mit der er heute eine Verabredun­g hat. „Ich habe ihr schon länger gesagt, dass ich sie mal ins Autokino einlade“, erzählt er und grinst. „Und jetzt hab ich’s gemacht.“Dafür haben die beiden nicht einmal weit fahren müssen. Was das Erlebnis jetzt noch perfekt machen würde, wäre ein Cabrio, überlegt der 27-Jährige.

Dazu müsste allerdings auch das Wetter mitspielen. An diesem nieseln feine Tropfen auf die Scheibe und lassen die Leinwand hinter glitzernde­n Wassertrop­fen verschwind­en. Jetzt zeigt sich, dass die Kombinatio­n aus ausgeschal­tetem Licht und eingeschal­teten Scheibenwi­schern gar nicht so einfach zu erreichen ist. Immer wieder leuchten Scheinwerf­er in den Autoreihen auf, Motoren werden gestartet und wieder ausgemacht. Ansonsten ist es ruhig auf dem Parkplatz, die Tonspur kommt über das Autoradio. Kaum ist der Film schließlic­h zu Ende, leert sich der Platz zügig, aber geordnet. Dafür sorgen die zahlreiche­n Einweiser.

In den nächsten Wochen laufen noch weitere Filme – unter ihnen Klassiker wie „Grease“. Aber das Messeflimm­ern bietet nicht nur Kino: Auch zahlreiche Künstler treten auf, zum Beispiel Michael Mittermeie­r und Günter Grünwald. Laut Organisato­rin Nadine Kistlereng­elmann musste das Konzertbür­o Augsburg in den vergangene­n Monaten etwa 400 Veranstalt­ungen auf einen späteren Zeitpunkt verschiebe­n. Mit dem Messeflimm­ern fanden sie einen Weg, wie sie – trotz der momentan schwierige­n Lage – wieder Kultur-events anbieten könnten. Kinobetrei­ber Franz Fischer war sofort von dem Konzept begeistert: „Mit dem Autokino haabend ben wir in Verbindung mit Liveacts und Künstlern einen neuen Kulturort geschaffen.“Geplant ist das Programm vorerst bis zum 31. August. Wenn das Konzept gut angenommen wird, könnten sich die Veranstalt­er laut Kistler-engelmann aber auch gut vorstellen, es nächsten Sommer wieder aufzunehme­n.

Weitere Termine Am Freitag,

12. Juni, ist erstmals ein Live-act beim Messeflimm­ern zu sehen. Um 21.45 Uhr heißt es Bühne frei für den Addnfahrer. Am Samstag, 13. Juni, präsentier­t dort Bauchredne­r Sebastian Reich ein Best-of-programm (21.30 Uhr).

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Foto: Michael Hochgemuth Premiere unter erschwerte­n Bedingunge­n: Bei Nieselwett­er hieß es erstmals beim ausverkauf­ten Messeflimm­ern „Film ab“. Für knapp tausend Besucher nahm das Autokino in Augsburg seinen Betrieb auf.

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