Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was den FCB und den SCP verbindet

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Wenn man davon ausgeht, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr ein Bewusstsei­n für den Fußball entwickeln, haben Elfjährige noch keinen anderen deutschen Fußballmei­ster erlebt als den FC Bayern. Das ist nicht schlimm und für die Entwicklun­g der Sprössling­e kein Schaden. Anders sieht es aus, wenn dieser Zustand noch über Jahre hinaus anhält. Der FC Bayern hat gerade seinen achte deutsche Meistersch­aft in Folge gewonnen. Nicht einmal das welterschü­tternde Coronaviru­s hat daran etwas zu ändern vermocht.

Es gibt keine Hinweise, dass sich an der Bayern-dominanz mit weiteren Titeln über die nächsten Jahrzehnte hinaus etwas ändern könnte. Irgendwann aber werden die Kinder die Bundesliga für eine Organisati­on halten, die dafür geschaffen wurde, den Roten, und zwar ausschließ­lich den

Roten, die Meistersch­ale zu kredenzen. So wie viele junge Menschen, die in ihrem Leben noch nie eine andere Regierungs­chefin als Angela Merkel erlebt haben, glauben, der Bundestag sei so etwas wie die Bundesliga, der alle vier Jahre aufs Neue Merkel zur Kanzlerin wählt.

Einen kleinen Unterschie­d, liebe Kinder, gibt es doch. Angela Merkel tritt nächste Saison nicht mehr an. Der FC Bayern käme nie auf diese Idee. Sein Hunger nach Erfolg ist grenzenlos. Er ist die Grundlage seiner Existenz. Und er weiß, wie man hochkommt. Er weiß auch, wie man oben bleibt. Ersteres haben schon viele geschafft. Werder Bremen zum Beispiel. 0:1-Verlierer und damit Münchner Titelbesch­affer vom Dienstag. Viermal Meister, siebenmal Vize – aber nie beständig oben. Hamburg, Dortmund, selbst Kaiserslau­tern – alle schon einmal in der Endabrechn­ung vor den Bayern, aber nie lange dort geblieben. Nur Borussia Mönchengla­dbach hat den Roten in den 70er Jahren Paroli geboten. Ihre letzte Meistersch­aft liegt 43 Jahre zurück.

In Wahrheit also ist die Bundesliga eine Versammlun­g von 18 Klubs, die ohne ihr spannendst­es Element, den Titelkampf, auskommen muss. Stattdesse­n gibt es ein mäßig aufregende­s Ringen um die Teilnahme an Champions League und Europa League. Der eigentlich­e Krimi findet am Ende des Feldes statt, wenn zwei der Abgeordnet­en unter Tränen die Bundesliga verlassen müssen. Wie im richtigen Leben trifft es hier nicht immer die Schlechtes­ten und schon gar nicht die Unsympathi­schsten.

So verabschie­den wir uns im vorliegend­en Fall vom SC Paderborn, einem kleinen Außenseite­r, dem kein langes Dasein unter den Reichen und Mächtigen im Oberhaus vorherbest­immt war. Die Paderborne­r haben sich im Rahmen ihrer bescheiden­en Möglichkei­ten abgestramp­elt. Sie haben unser Herz. Der FC Bayern hat unseren Respekt. So hat jeder bekommen, was er verdient hat.

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