Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aufarbeitu­ng in Paderborn

Mit ihrem Kampfgeist haben sich die Ostwestfal­en Anerkennun­g verdient. Sportlich aber war’s viel zu wenig. Jetzt geht es an die Analyse, der sich auch der Trainer stellen muss

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Berlin Nur wenige Spieler des SC Paderborn sanken vor Enttäuschu­ng auf den Rasen, sie trugen es mit großer Fassung: Nach dem lange erwarteten Abstieg steht den Ostwestfal­en nun die schonungsl­ose Aufarbeitu­ng des erneuten Scheiterns in der Fußball-bundesliga bevor.

Wieder der Abstieg nach nur einer Saison – wie schon vor fünf Jahren. Die endgültige Gewissheit löste bei Trainer Steffen Baumgart eine Mischung aus Traurigkei­t und Stolz darüber aus, „wie wir immer wieder versucht haben, unsere Sachen umzusetzen. Leider muss man aber auch sagen, dass es für mehr nicht gereicht hat.“

Der 48-Jährige führte den SCP von der dritten Liga ins Oberhaus, sein Vertrag gilt noch bis Ende Juni nächsten Jahres – eine Beschäftig­ungsgarant­ie hat er nicht. „Wir sind mit Steffen Baumgart zweimal aufgestieg­en. Er war vor dem Spiel der richtige Trainer, er ist auch jetzt der richtige Trainer. Aber nach dem Abstieg ist es so, dass wir alle Posten überprüfen müssen, das schließt den Trainer ausdrückli­ch mit ein“, betonte Geschäftsf­ührer Fabian Wohlgemuth. Baumgart stellte klar: „Wenn Sie mich heute fragen, habe ich nicht das Gefühl, dass ich nicht der Richtige bin oder dass ich weg will.“

Er trainiert die Mannschaft seit April 2017. Am 16. Juni 2020 endete diesmal die theoretisc­he Chance, dass der SC Paderborn vorerst über eine Stippvisit­e in der Bundesliga hinauskomm­t. Baumgart und auch die Spieler hatten aber trotz der sportlich ausweglose­n Situation des Tabellenle­tzten beim 0:1 auswärts gegen den 1. FC Union Berlin noch mal vollen Einsatz gezeigt. Sie kämpften, versuchten alles, aber halt auch im Rahmen ihrer Möglichkei­ten.

Bisher brachte es Paderborn in 32 Spielen aber nur auf mickrige vier Siege – so wenige gelangen im deutschen Profi-fußball ansonsten nur dem FC Carl Zeiss Jena, der in der dritten Liga ebenfalls bereits als Absteiger feststeht. Gegen Baumgarts Herzensver­ein, den Mitaufstei­ger aus Köpenick, wo der Coach noch immer seinen Lebensmitt­elpunkt hat, reichte es wie zuvor schon so oft gegen andere Konkurrent­en einfach nicht. Das Eigentor von Ben Zolinski besiegelte den Abstieg, auf den sich die Paderborne­r schon länger vorbereite­n und einstellen konnten. Es war die 20. Niederlage für die Ostwestfal­en, die lediglich an den ersten drei Spieltagen der denkwürdig­en Corona-saison nicht auf dem Relegation­srang 16 oder einem Abstiegsra­ng lagen. An diesem Samstag kommt es zum leisen Heimabschi­ed beim Geisterspi­el gegen den Champions-league-anwärter Borussia Mönchengla­dbach, am 27. Juni gegen 17.30 Uhr ist das Abenteuer Bundesliga dann erst mal vorbei. „Die Enttäuschu­ng ist da, keine Frage. Aber man muss sehen, was wir in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben. Darauf kann man stolz sein“, sagte Kapitän Christian Strohdiek. Er hatte im Stadion An der alten Försterei früh mit Verdacht auf eine Muskelverl­etzung passen müssen.

„Der Abschied ist sehr schade. Aber wir sind so gut aufgestell­t, dass wir jetzt in der zweiten Bundesliga einen neuen Anlauf nehmen werden“, betonte er. Mit welchem Personal und welchem Trainer, wird die Analyse ergeben.

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Steffen Baumgart

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