Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburger­in sucht blinden Hund

„Cassandra“war beim Gassigehen davongelau­fen und verschwund­en. Ihre Besitzerin setzte alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden. Wie das gelang und wie es dem Hund geht

- VON DIANA ZAPF-DENIZ

Auf einmal war sie weg. Lautlos. Spurlos. Wie vom Erdboden verschluck­t. Als Natalie Brugger aus Augsburg am 10. Juni mit ihrer blinden Hündin Cassandra wie gewohnt in Haunstette­n-siebenbrun­n Gassi ging, ist es passiert. Die Hündin ist entlaufen und war nirgends mehr zu finden. Eine aufregende Suchaktion begann.

Brugger setzte alle Hebel in Bewegung, um ihr geliebtes Haustier wiederzufi­nden. „Ich war es ihr einfach schuldig, denn sie hatte als rumänische­r Straßenhun­d ein schweres Leben“, erzählt die Hundebesit­zerin, die in Augsburg, im Tierschutz, aber auch in den sozialen Medien gut vernetzt ist. Erst sechs Tage und fünf Nächte später sollte die an Epilepsie leidende Cassandra wieder gefunden werden. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

Am späten Nachmittag, wenige Stunden bevor die Hündin gefunden wurde, bloggt Brugger: „Ich danke Euch für Eure wahnsinnig große Anteilnahm­e. Mehr Hilfsberei­tschaft kann man sich nicht vorstellen. Ihr habt auf einer Fläche von 1530 Hektar gesucht, Flyer aufgehängt, Leute informiert, uns versorgt, uns angeboten zum Duschen kommen zu können, zum Schlafen und gehofft, sogar geweint. Ich bin überwältig­t.“

Natalie Brugger war Tag und Nacht überwiegen­d bei Regen im Wald. Sie gab die Hoffnung nicht auf. In den sozialen Medien wurde die Suchmeldun­g von der Polizei Schwaben Nord, von Ortsgruppe­n, Tierschutz­organisati­onen, Tiergruppe­n und Tierheimen gepostet und von zahlreiche­n Augsburger­n weitergele­itet. „Ehrenamtli­che Helfer des BRK und andere kamen mit Drohnen und Wärmebildk­ameras und mehrere Hundestaff­eln waren unterwegs“, berichtet Brugger dankbar.

Die Spürhunde schlugen schließlic­h auf Cassandra an und das Suchgebiet konnte eingegrenz­t werden. Futterlini­en wurden gezogen, Futter aufgestell­t und Wildkamera­s aufgebaut, die lediglich einen Fuchs sichteten. Susanne Heydel von der Rahmenhand­lung in der Bäckergass­e ist eine Nachbarin von Brugger und fieberte ebenso mit. Sie weiß, was es heißt, ein Tier rund um die Uhr zu suchen, denn erst kürzlich suchte sie ganze vier Wochen ihren geliebten Kater Poldi rund um das Gebiet des Jüdischen Friedhofs in Kriegshabe­r. Poldi wurde schließlic­h von Johann Tatka unweit des

Zuhauses des Katers, nämlich in der Hagenmähde­r Straße in Stadtberge­n, gefunden.

Solche Happy Endings machen Mut und geben Hoffnung. Die beiden tierlieben Frauen, die keine Nacht ausließen, um die Hündin zu suchen, und sie letztendli­ch unweit der Stelle, an der sie entlaufen war, wieder fanden, freuen sich darüber, dass es Cassandra den Umständen entspreche­nd gut geht. Als Brugger ihre „Mucki“, wie sie ihre Hündin nennt, von der Tierklinik abholte, waren beide sichtlich erschöpft. „Die Vorderbein­e sind komplett offen und sie hat drei Kilogramm abgenommen“, erzählt Brugger vom Zustand des Tieres.

Nun brauchen beide erst einmal viel Zeit, um sich von den Strapazen zu erholen und das Geschehene zu verarbeite­n.

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Foto: Diana Zapf-deniz Natalie Brugger ist überglückl­ich, dass sie ihre Hündin Cassandra wiedergefu­nden hat.

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