Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gast vergisst Dessous in einer Kneipe
Manche Fundsachen stellen Augsburger Wirte vor Rätsel. Wie sie es mit Liegengelassenem handhaben
Was haben Skischuhe, zwei gelbe Plastikhühner und ein Schließanlagenschlüsselbund gemeinsam? All diese Gegenstände wurden in den vergangenen Jahren in einem Klub oder einer Kneipe vergessen. So wie die Tüte mit Dessous, die sich Ende Mai in der Bar Oh Boi in der Ludwigstraße ohne ihre Besitzerin wiederfand. Ein seltsames Fundstück, aber nicht das einzig kuriose in Augsburg.
Wir haben bei Christoph Steinle, Geschäftsführer des Oh Boi, der Blauen Kappe und dem Yard Coffee sowie Sebastian Karner, Betreiber des Weißen Lamms, der Soho Stage und der Kantine, umgehört, wie es um zurückgelassene Sachen in ihren Lokalen bestellt ist. Die Klassiker sind nicht überraschend: Jacken, Handys, Rucksäcke.
Diese Erfahrung haben die meisten Bar- oder Klubbesucher schon mal gemacht. Aber daneben gibt es durchaus Objekte, deren Verlust das beschwerdelose Heimkommen problematisiert haben dürfte. Karner berichtet beispielsweise von einzelnen Schuhen und fragt sich: „Wie sind die Leute heimgekommen?“
In Steinles Erfahrungsschatz ist die Unterwäsche-und-strumpfhosen-tüte
zwar das Highlight an Vergessenem, aber er kann immer wieder von skurrilen Anrufen berichten, in denen nach vermissten Dingen gefahndet wurde. Ein Gast habe sich nach zwei Jahren gemeldet mit der Frage, ob denn sein Pulli gefunden wurde. Auf den Hinweis der durchaus lange zurückliegenden Zeit, in der in den Räumen bereits ein neuer Laden eröffnet hatte, sei der Besucher sauer geworden. Aber es gibt auch Geschichten von sehr glücklichen Findern. Sebastian Karner erzählt von einem Gast, dem ein Schließanlagenschlüssel einer großen bekannten Firma abhandengekommen war. Über dessen Auftauchen sei er sehr froh gewesen.
Unter dem Strich bleibe das meiste aber für immer liegen – nicht selten sind es teure und scheinbar wichtige Dinge wie Schlüssel, Brillen oder Geldbeutel. Die Gastronomen werfen diese Dinge aber nicht weg. Die nicht abgeholten Sachen werden nach ein paar Monaten der Altkleidersammlung oder der Caritas gespendet. Wenn man also Glück hat, findet man hier seinen zweiten Schuh oder seine schwarze Jacke, die unter den anderen 73 schwarzen Jacken hervorblitzt, wieder und kann sie für günstiges Geld zurückkaufen.