Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Bild vom Grantler stimmt so nicht
Die Augsburger gelten mitunter als Grantler, als Meckerer, die nur schwer zufrieden zu stellen sind. Schaut man sich die Ergebnisse der aktuellen Bürgerumfrage an, dann zeigt sich aber ein anderes Bild von den Bewohnern der Fuggerstadt. Denn sie sind durchaus bereit, Lob zu verteilen – und geben mit überwältigender Mehrheit an, gerne hier zu leben. Die Lebensqualität, so scheint es, passt. Wenn, dann gibt es hier Kritik in speziellen Bereichen, etwa beim tatsächlich viel zu lange vernachlässigten Bauzustand der Hallenbäder. Die Stadt packt das Thema Bäder inzwischen an und entwickelt einen Sanierungsplan. Das vorgesehene Hallenbad mit 50-Meter-becken, für das zuletzt viel Lobbyarbeit geleistet wurde, scheint dagegen eher ein – wenngleich für die Sportvereine wichtiges – Nischenthema zu sein. Fast 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie das Angebot für Leistungsschwimmer nicht groß interessiert.
Das muss nicht heißen, dass es nicht gute Gründe geben mag, ein solches Becken zu bauen. Es zeigt aber auch, dass nicht alles, was in der Politik groß diskutiert wird, in der breiten Bevölkerung eine ähnlich große Beachtung findet. Anders sieht es dagegen bei Themen wie dem Zustand der Schulen aus, der in der Umfrage schlechte Noten bekommt. Oder beim Angebot für Radfahrer, das von einer Mehrheit als unzureichend gesehen wird. Diese Themen scheinen den Augsburgern auf den Nägeln zu brennen. Die schwarz-grüne Stadtregierung hat das erkannt und sie auf ihrer Agenda weit nach oben gesetzt. Die Frage ist nur, was nach Corona überhaupt noch bezahlbar ist.