Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gastronomie: Vier Ideen und eine Schließung
Corona setzt Wirten und Kulturschaffenden zu. Der Krise wollen sie mit neuen Konzepten, einem Musikfestival und einem Café mit Aussicht trotzen. Der Pächter eines Kultlokals im Ulrichsviertel gibt dagegen das Aus bekannt
Ende April schloss das Lokal Färberei seine Pforten. Die Betreiber Anja Neumaier und Christoph Elwert wollten das Restaurant in der Färbergasse ohnehin im Frühjahr schließen. „Corona war ein Brandbeschleuinger“, sagt Elwert. Für den Augsburger ging es in denselben Räumen aber weiter: Der im November eröffnete nahe gelegene Pop-up Store „Tante Frizzante & Herr Brand“zog in das Lokal um. Christoph Elwert führt das Geschäft nun als Bar und Vinothek.
Zunächst wurden die Weine und Spirituosen per Lieferdienst Boxbote ausgefahren. Seit Anfang Juni können die Kunden auch wieder im Außenbereich oder im Inneren des Lokals Platz nehmen. Dort gibt es jetzt von 11 bis 23 Uhr Süßes, Sandwiches, verschiedene Salate und Barfood, wie Hummus oder Quiche. Dazu gibt es eine Karte mit offenen Weinen aus Deutschland und Österreich – wer eine Flasche bestellen will, wählt aus dem Sortiment der Vinothek. „Gemeinsam mit meinem Bruder führe ich die Destille Gebrüder Elwert. Das Bar-konzept passt ebenfalls perfekt für unsere Produkte“, sagt er. Außerdem könne er mit dem Lokal die dritte Sparte seiner Marketing- und Eventagentur Mategroup bespielen. „Neben der Organisation von Events, dem Ticketing auf einer digitalen Plattform bieten wir auch Catering an“, so Elwert. Weinschulungen und -proben sowie kleine Konzerte und Lesungen sollen künftig auch in den Räumen der Bar stattfinden.
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Der 11er-biergarten am Rosenaustadion ist ein reiner Event-biergarten. Normalerweise zeigt dort Markus Krapf, der die Fußballkneipe „11er“in der Dominikanergasse betreibt und Redaktionsleiter des Stadtmagazins Neue Szene ist, Fußballspiele der Europa- oder Weltmeisterschaft. „Nachdem es in diesem Jahr keine EM gibt und wir bei der Szene natürlich mitbekommen haben, dass die Künstler keine Auftrittsmöglichkeiten haben, veranstalten wir ein Musikfestival für Augsburg.“
Es heißt „Heute im Stadion“in Anlehnung an die Radiosendung – hat aber nichts mit Fußball zu tun, sondern bietet eine Reihe von Shows: Die Auftaktveranstaltung „Travel sings“am 4. Juli ist ausverkauft. Es folgen unter anderem John Garner am 10. und 11. Juli – wobei das Konzert am 11. Juli ebenfalls bereits ausverkauft ist, Stefan Leonhardberger und Martin Schmid am 18. Juli, der Ukulele-karaokeabend „Kara-uke die 8te“am 25. Juli und Troy of Persia am 22. August. Im Juli und August findet das Festival statt – als Ausweichtermin bei schlechtem Wetter wird jeweils der darauffolgende Sonntag genannt. Der Vorverkauf läuft über die Online-plattform www.ourticket.de. „Momentan sind die Veranstaltungen aufgrund der aktuellen Hygienevorgaben auf 100 Personen beschränkt. Wenn sich da in den kommenden Wochen noch etwas ändert, geben wir natürlich dementsprechend ein weiteres Kontingent frei“, erklärt Markus Krapf. Der musikalische Biergarten ist jeweils von 17 bis 22 Uhr geöffnet.
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Die Corona-krise macht erfinderisch: Dort wo samstags normalerweise hunderte Partygäste tanzen, wird nun diniert. Nachdem Klubs und Discos auf absehbare Zeit geschlossen sind, ist Kesselhaus-chef Stephan Schulz eine Kooperation mit Andreas Kahn von Feinkost Kahn eingegangen. Samstags öffnen die beiden in dem ehemaligen Industriegebäude im Riedinger Park nun Woche für Woche ihr Pop-uprestaurant für 80 Gäste. „Die ersten Veranstaltungen waren ausgebucht. Den Leuten hat es gefallen“, sagt Kahn. Für die Hintergrundmusik sorgen an den Abenden wechselnde DJS. Kahn: „Wir schauen wie sich die Nachfrage entwickelt und bieten dieses Event entsprechend lange an. Die Menüs werden monatlich wechseln.“Der Besuch kann online unter kesselhaus.eu gebucht werden.
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Anfang April wollte das neue Café mit dem Namen Triebwerk im Augsburger Flughafen öffnen. Auch in diesem Fall machte Corona den Plänen von Wirtin Sandra Fischer und ihrem Lebensgefährten, die schon im Januar mit der Renovierung der Flughafen-gaststätte begonnen hatten, einen Strich durch die Rechnung. Nun ist das Café samt Dachterrasse aber geöffnet. Partys wird es dort wie bei früheren Pächtern nicht geben. „Wir planen keinerlei Beschallung auf der Außenterrasse. Wir wollen einen ganz einfachen Kaffeebetrieb“, so Fischer. Dazu gehören auch kleine warme Speisen und Brotzeiten. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 11.30 bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 22 Uhr.
Mehrwöchige *** Schließungen
und schließlich ein eingeschränkter Betrieb – nicht alle Gastronomen können diese Herausforderungen, die die Corona-krise ihnen vorgegeben hat, stemmen. Im Mai erklärten Matthias Möschl, Wirt der Tapasbar Purist, und Doris Gabriel, Pächterin des Thorbräukellers, dass sie ihre Lokale nicht mehr aufsperren werden. Marcel Heitvogt gab das Aus seiner Gastronomie „Fresh Korners“im Juni bekannt. Der Pächter des Kultlokals Striese in der Kirchgasse im Ulrichsviertel hat nun ebenfalls im sozialen Netzwerk Facebook mitgeteilt, dass das Striese nicht mehr öffnen wird. „Persönliche und aktuelle Ereignisse“hätte zu dem Entschluss geführt, dass Striese zu schließen.