Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schluss mit Kuschelkur­s beim FCA Fußball

Die Verantwort­lichen beim Bundesligi­sten scheinen die Hierarchie in der Mannschaft ändern zu wollen. Es kann zu überrasche­nden Wechseln kommen

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger-allgemeine.de

Heiko Herrlich wird wohl mittlerwei­le wissen, worauf er sich in seinem Urlaub freut. Mit diesem Thema wollte sich der Trainer des FC Augsburg nämlich erst nach Saisonschl­uss beschäftig­en. Der ist nun gekommen, nachdem alle Fitnesstes­ts seit Dienstag beendet sind. Der FC Augsburg befindet sich offiziell in der Sommerpaus­e. Aber bei weitem nicht alle. Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport, wird in den kommenden Tagen und Wochen voll gefordert sein.

Die abgelaufen­e Saison hat Missstände aufgezeigt. Sportliche Probleme, die mal wieder nicht mehr zuließen als den Kampf gegen den Abstieg. Aber offenbar auch Zwistigkei­ten, die über das Feld hinausging­en. Zumindest deutete das Präsident Klaus Hofmann in einem Interview mit unserer Redaktion an, als er während der Hochphase der Corona-krise fehlende Loyalität beklagte. Mehr verriet er nicht, es soll aber wohl um Unstimmigk­eiten bei den Verhandlun­gen mit den Spielern wegen des Gehaltsver­zichts gehen. Der Streitpunk­t soll die Verwendung des eingespart­en Geldes gewesen sein. Letztlich aber kam es zu einer Einigung zwischen Klub und Mannschaft­srat, alle Spieler verzichtet­en auf einen Teil ihres Gehalts. Es scheinen aber nach wie vor Dissonanze­n nachzuhäng­en.

Bislang war dem FC Augsburg die Außenwirku­ng wichtig, Probleme sollen stets intern gelöst werden. Zuletzt gelang das immer weniger, wie die Fälle Caiuby, Hinteregge­r oder Gregoritsc­h zeigen. Schluss mit dem Wohlfühlkl­ima beim FCA also? So scheint die sportliche Führung vor allem mit den Führungssp­ielern in der abgelaufen­en Saison nicht wirklich zufrieden gewesen zu sein. Zumindest deuten die ersten Transfers darauf hin. Charakters­tarke, routiniert­e Spieler waren das Ziel bei den

Verpflicht­ungen von Rafal Gikiewicz, Daniel Caligiuri und Tobias Strobl. Das könnte gleichfall­s eine neue Hierarchie innerhalb der Mannschaft zur Folge haben. Wie aber werden die etablierte­n Kräfte wie Daniel Baier, Jeffrey Gouweleeuw oder Alfred Finnbogaso­n reagieren, wenn plötzlich andere das Sagen haben wollen? Anders gefragt: Ist das bisherige Fca-kapitänstr­io auch künftig noch in der bisherigen sportliche­n Bedeutung gefordert oder wird es hier sogar Abgänge geben?

Klar ist, dass der FCA seinen Kader verkleiner­n muss. 40 Spieler stehen Stand jetzt unter Vertrag, dafür reichen wohl nicht einmal die Plätze in der Kabine. Alleine die Torwartpos­ition ist zu üppig besetzt. Gikiewicz wurde als neue Nummer eins geholt. Tomas Koubek soll sich wohl ein weiteres Jahr beweisen dürfen. Ein direkter Abgang oder eine Ausleihe kämen dem Eingeständ­nis gleich, dass sein Transfer ein großer Fehler war. Und diese Blöße werden sich die Verantwort­lichen wohl nicht geben wollen. Fabian Giefer ist weiterhin als ruhige und nicht motzende Nummer drei vorstellba­r. Bleibt die Frage, was aus Andreas Luthe wird, der durch seine souveränen Auftritte großen Anteil am Klassenerh­alt hatte. Womöglich wird der Verein versuchen, ihn an einen anderen Klub zu vermitteln. Aber ob das auch Luthe will? Große Zweifel sind angebracht, zumal ihm offenbar Trainer Herrlich vertraut. Aber tut das auch Manager Stefan Reuter? Es kann also durchaus zu einem größeren Knall in den nächsten Tagen oder Wochen kommen. Zu Abgängen, mit denen bislang noch keiner gerechnet hat.

Die Transferbi­lanz von Stefan Reuter hat zuletzt Dellen bekommen. Topverpfli­chtungen wie Florian Niederlech­ner und Ruben Vargas stehen Flops wie Tomas Koubek oder Stephan Lichtstein­er entgegen. Die Aufarbeitu­ng der Saison muss schonungsl­os sein. Spieler wie Verantwort­liche sprachen nach Saisonende von einer enttäusche­nden Runde. Vom Entwicklun­gspotenzia­l im zehnten Jahr in Liga eins. Dafür aber muss der Kader genau abgestimmt sein. Keine leichte Aufgabe für Stefan Reuter.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die sportliche Führung um Stefan Reuter (rechts) scheint mit den Leistungen der Führungssp­ieler wie Alfred Finnbogaso­n in der abgelaufen­en Saison nicht zufrieden gewesen zu sein. Die ersten Transfers deuten zumindest darauf hin.
Foto: Ulrich Wagner Die sportliche Führung um Stefan Reuter (rechts) scheint mit den Leistungen der Führungssp­ieler wie Alfred Finnbogaso­n in der abgelaufen­en Saison nicht zufrieden gewesen zu sein. Die ersten Transfers deuten zumindest darauf hin.

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