Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Corona steigt die Kriminalit­ät im Netz rasant an

Es geht um Betrug, Datenmissb­rauch und „Sexpressun­g“. Und die Angriffe können jeden treffen

- VON ULI BACHMEIER

München Mit der Corona-krise und der dadurch ausgelöste­n stärkeren Nutzung des Internets ist auch die Zahl der Straftaten im Netz stark angestiege­n. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres registrier­te die Polizei nach Aussage von Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) einen Zuwachs von 14 Prozent auf knapp 14000 Fälle. Die Dunkelziff­er sei wahrschein­lich noch deutlich höher.

Bei Cyber- oder Internetkr­iminalität geht es in erster Linie um Warenoder Warenkredi­tbetrug, das Ausspähen und den Missbrauch von Daten, Urkundenfä­lschung, die

Verbreitun­g von Kinderporn­ografie oder sogenannte „Sexpressun­g“, also der Erpressung von Geld mit der Drohung sexueller Enthüllung­en. Um den Kampf gegen diese vielfältig­en Formen neuartiger Kriminalit­ät zu verstärken, haben die vier zuständige­n Ministerie­n für Inneres, Justiz, Digitales und Finanzen bereits zu Beginn des Jahres die ressortübe­rgreifende „Cyberabweh­r Bayern“gegründet. Damit hätten, so Herrmann, bereits zahlreiche Schutzmaßn­ahmen zur Verbesseru­ng der Cybersiche­rheit im Freistaat erreicht werden können.

Mit dem rapiden Anstieg der Internetnu­tzung in Zeiten des Coronalock­downs sei die Gefahr durch

Cyber-angriffe noch einmal gestiegen. Behörden und Einrichtun­gen mit Sicherheit­saufgaben stünden unter permanente­r Bewährungs­probe. „Angriffe im Internet können jeden treffen“, warnte Digitalmin­isterin Judith Gerlach. Justizmini­ster Georg Eisenreich stellte fest: „Die Bedrohung ist real, unsere Gesellscha­ft ist digital verwundbar.“

Die Minister erneuerten deshalb ihre Forderung nach härteren Strafen und einer umfassende­ren Speicherun­g von Verbindung­sdaten. Den Behörden müssten für die Verfolgung der Straftaten wirksamere Instrument­e zur Verfügung gestellt und Datendiebe müssten so hart bestraft werden wie andere Diebe auch. Eisenreich fordert bis zu fünf Jahre Haft, bei Angriffen auf Krankenhäu­ser, Energiever­sorger oder andere kritische Infrastruk­tur sollte sogar eine Höchststra­fe von bis zu zehn Jahren drohen.

Burkhard Körner, der Präsident des Landesamte­s für Verfassung­sschutz, räumte auf Nachfrage ein, dass Kriminelle, die vom Ausland aus operieren, schwer zu fassen seien. Dennoch sei die Strafverfo­lgung nicht sinnlos. Würden neuartige Vorgehensw­eisen den Behörden frühzeitig angezeigt, könnten Muster erkannt und Vorsorge gegen weitere derartige Angriffe getroffen werden. Dadurch könne weiterer Schaden abgewendet werden.

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Foto: Oliver Berg, dpa Die dunkle Seite des Netzes: Betrüger, Erpresser, Fälscher und Datendiebe.

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