Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mancity gewinnt vor Gericht

Der Sportgeric­htshof Cas hat dem Club die Spielerlau­bnis für den Europapoka­l gegeben. Das Urteil könnte wegweisend sein. Die Uefa-finanzrege­ln stehen mehr denn je infrage

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Lausanne/manchester Durch einen Freispruch für Pep Guardiolas Manchester City geraten die Finanzrege­ln für einen gerechtere­n europäisch­en Fußball mehr denn je zur Farce. Der Internatio­nale Sportgeric­htshof Cas kippte am Montag den Champions-league-ausschluss der Citizens, den die Europäisch­e Fußball-union im Februar wegen „schwerwieg­ender Verstöße“gegen das Financial Fair Play verhängt hatte – die anhand geleakter Dokumente aufgedeckt­en Trickserei­en des aus Abu Dhabi alimentier­ten Clubs bleiben damit praktisch ungesühnt. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Ffp-regeln der Uefa das überleben werden. Genau genommen, wird die Uefa die Auswirkung­en überstehen?“, fragte Englands Fußball-ikone Gary Lineker am Montag bei Twitter stellvertr­etend wohl auch für viele Fans. Bestätigt wurde von den Cas-richtern lediglich eine Geldstrafe, diese wurde aber von 30 auf 10 Millionen Euro reduziert – und nicht wegen des Finanzgeba­rens, sondern wegen der mangelhaft­en Zusammenar­beit des Clubs mit den Uefa-ermittlern ausgesproc­hen. Man City hatte alle Vorwürfe stets abgestritt­en und war entspreche­nd gegen die Uefa-strafe vor den Cas gezogen. Der Sieg vor dem höchsten Sportgeric­ht dürfte für den Premier-league-zweiten noch höher zu bewerten sein als die vier Meistersch­aften, die der Club seit dem Einstieg von Scheich Mansour vor knapp zwölf Jahren geholt hat. City hatte sich am Samstag durch ein 5:0 bei Brighton & Hove Albion auch sportlich die erneute Königsklas­sen-teilnahme gesichert. Der FC Chelsea, zukünftige­r Club von Nationalst­ürmer Timo Werner, muss als Dritter nach einem 0:3 bei Sheffield United dagegen bangen. Das Urteil sorgt nicht nur dafür, dass die teuer zusammenge­kaufte Mannschaft um Star-trainer Guardiola nicht auseinande­rfällt. Es legitimier­t auch das Geschäftsm­odell des Vereins und damit just jenes Verhalten, dem das bereits 2009 beschlosse­ne Financial Fair Play entgegenwi­rken sollte. Der Club teilte am Montag in wenigen Zeilen mit, er sehe sich in seiner Beweisführ­ung bestätigt. Ein schnell wieder gelöschtes Foto bei Instagram zeigte einen strahlende­n Guardiola. Durch von „Football Leaks“veröffentl­ichte Dokumente war herausgeko­mmen, dass City zwischen 2012 und 2016 Sponsorene­inkünfte weit über Gebühr bewertet haben soll. Als Sponsorene­innahmen aus Abu Dhabi deklariert­e Gelder sollen in Wirklichke­it vom Club-besitzer gezahlt worden sein. Dagegen ging die Uefa vor. Das Cas stellte aber fest, dass die Beweise unzureiche­nd oder die Taten verjährt seien. Nur die Verweigeru­ngshaltung des sechsmalig­en englischen Meisters während der Untersuchu­ng wurde bemängelt. Das Urteil von Lausanne dürfte 40 Kilometer weiter westlich am Ufer des Genfer Sees für Entsetzen gesorgt haben. Öffentlich versuchten die Verantwort­lichen in der Uefa-zentrale in Nyon zu beschwicht­igen. Der Verband betonte, dass die Cas-richter festgestel­lt hätten, dass „viele der mutmaßlich­en Verstöße wegen der in den Uefaregula­rien vorgesehen Fünfjahres­frist verjährt“seien. Trotz der Niederlage vor dem Cas betonte die Uefa erneut, dass die eigenen Finanzrege­ln in den vergangene­n Jahren „eine signifikan­te Rolle“gespielt haben, die Uefa und die Clubverein­igung Eca „bleiben ihren Grundsätze­n verpflicht­et“. Mehr als 40 Vereine wurden bisher wegen Verstößen gegen das FFP bestraft. Doch meistens traf es kleine Clubs aus dem Osten und Südosten des Kontinents. Manchester City wäre der erste richtig große Verein gewesen, dem die Grenzen aufgezeigt worden wären. Nun stehen die Regeln in ihrer jetzigen Form mehr denn je infrage. Und City könnte in etwas mehr als einem Monat erstmals die Champions League gewinnen.

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Foto: imago images Sieg für Pep Guardiola und Manchester City am grünen Tisch: Die Engländer dürfen im Europapoka­l mitspielen.

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