Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA-FANS beschäftig­t die Torwartfra­ge

Über allem steht für die Anhänger der Klassenerh­alt. Gänzlich zufrieden sind die wenigsten

- VON JOHANNES GRAF

Für die Anhänger des FC Augsburg war es ein Novum. Als ihre Mannschaft auf dem Rasen gegen den Abstieg kämpfte, mussten sie tatenlos zusehen. Im Stadion durften sie wegen der Corona-einschränk­ungen nicht lautstark anfeuern, das Geschehen in der Fußball-bundesliga verfolgten sie vor dem Fernseher. Was Markus Kamenew dabei sah, sorgte bei ihm nicht unbedingt für Ekstase. Zieht der Vorsitzend­e des Fanklubs „Burning Nuts“ein Saisonfazi­t, so fällt dieses ernüchtert aus: „Der Klassenerh­alt ist nett, aber Spaß gemacht hat mir das nicht.“Kamenew und seine Klubmitgli­eder greifen wiederholt Themen des FCA auf und packen diese in humorvolle Grafiken. In der vergangene­n Saison war der ehemalige

Trainer Martin Schmidt auf Facebook mit einem „Bullshit-bingo“vertreten, Nachfolger Heiko Herrlich war schon als „Geisterjäg­er“unterwegs. Bei Kamenew muss sich Herrlich noch beweisen, sein Wirken nach der Corona-pause hat den Fanklubche­f wenig überzeugt. „Herrlich hatte mehr Glück als Verstand“, sagt er. Die als Live-stream übertragen­en Pressekonf­erenzen mit dem Fca-trainer seien „wenig ergiebig“und „null informativ“, Aufstellun­gen empfand der FCAFAN als fragwürdig. Warum Herrlich rotieren ließ, obwohl er auf eine eingespiel­te, erfolgreic­he Elf zurückgrei­fen konnte, sei für ihn nicht nachzuvoll­ziehen. Für den Ligaverble­ib entscheide­nd war aus seiner Sicht der Torwartwec­hsel weg von Tomas Koubek hin zu Andreas Luthe. Dass mit Rafal Gikiewicz ein weiterer Torhüter verpflicht­et wurde, kann Kamenew nicht verstehen. „Luthe jetzt vom Hof zu jagen, wäre ein absolutes No-go.“

Das Torwart-thema beschäftig­t die Fans. Prinzipiel­l bringt Max Schreittmi­ller von den „Lechgerman­en“Verständni­s für das Handeln der Fca-verantwort­lichen auf, personelle Fehlgriffe verzeiht er und betont: „Es besteht immer das Risiko,

dass man Rohrkrepie­rer hat.“In Koubeks Fall räumt aber auch er ein, man habe zu lange an diesem festgehalt­en. Schreittmi­ller war zufrieden, dass der FCA einmal mehr die Liga gehalten hat, in Summe betrachtet er die Auftritte der Augsburger zwiegespal­ten. „Tolle Spiele waren dabei, aber auch unterirdis­che“, sagt er.

Wohlwollen­d hat Schreittmi­ller vernommen, dass Fca-sportgesch­äftsführer Stefan Reuter angekündig­t hat, Dinge zu verbessern. „Mich stimmt für die kommende Saison zuversicht­lich, dass man alles überdenken wird“, erklärt der langjährig­e FCA-FAN. Unter Trainer Markus Weinzierl erlebte Schreittmi­ller die Hochphase des FCA in der Bundesliga, einen ähnlichen Saisonverl­auf würde er sich für die Spielzeit 20/21 wünschen. „Ein Jahr ohne Abstiegska­mpf – das wäre schön.“

Im Fca-fanklub „Stauden“aus Mittelneuf­nach überwiegt die Freude über den Klassenerh­alt, doch auch hier ist das Lager wie in etlichen anderen Fanklubs geteilt. Mitglied Harald Glas erzählt, die einen seien allein mit dem Ligaverble­ib zufrieden, andere hingegen sagen, man müsse als etablierte­r Bundesligi­st mehr erreichen. Blickt Glas auf neun Jahre Bundesliga, wirkt er zufrieden. Das sei unter anderem ein Verdienst Reuters, sagt er. Auch Glas treibt die Torwartfra­ge um. Luthe sei ein „anständige­r Kerl“, der immer da war, wenn er gebraucht wurde. Insgeheim rechnet Glas mit einer Ablösung zwischen den Pfosten. „Menschlich ist das verwerflic­h, in der Bundesliga aber fast schon normal.“

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Foto: Ulrich Wagner Ganz zufrieden sind die FCA-FANS mit der Saison nicht.

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