Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das gute Gewissen als echter Mehrwert
Gegen das geplante Lieferkettengesetz der Bundesregierung regt sich Widerstand, der so erbittert wie überzogen ist. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) fordern, dass deutsche Firmen Menschenrechte und soziale Mindeststandards in ihren Lieferketten sicherstellen. Dies werde deutsche Firmen in den Ruin treiben und auch Arbeitsplätze im Inland kosten, klagen die Wirtschaftsverbände.
Die Unternehmen scheuen die sicher nicht zu unterschätzende Mühe, über ihre gesamte Lieferkette hinweg die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards zu dokumentieren. Sie übersehen dabei aber eine gewaltige Chance. Ein nachweislich fair und nachhaltig hergestelltes Produkt bietet einen echten Mehrwert: Das gute Gewissen bei der Nutzung.
Viele Dinge des täglichen Bedarfs, auch solche mit deutschen Markennamen, werden heute in – oft fernöstlichen – Billiglohnländern
hergestellt. Die Qualität der Artikel mag stimmen. Doch waren an ihrer Produktion Kinder beteiligt? Wurde dafür Raubbau an der Natur betrieben? Entstanden sie unter ausbeuterischen Bedingungen, die an moderne Sklaverei erinnern? Der Verbraucher hat ein Recht darauf, Antworten zu bekommen. Ein Siegel für Waren, die zwar nicht oder nicht nur in Deutschland hergestellt wurden, aber nach deutschen Standards für Fairness und Nachhaltigkeit, könnte nicht nur im Inland, sondern sogar weltweit verkaufsfördernd wirken.