Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Grüne: Mehr Geld für Wald

Regen kann die Dürrejahre nicht ausgleiche­n

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Dem Wald in Deutschlan­d geht es so schlecht wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Millionen Bäume kämpfen gegen das Absterben, viele schaffen es nicht. Die Böden sind zu trocken, weil es in den vergangen zwei Jahren viel zu wenig geregnet hat. Dieses Jahr fällt zwar mehr Regen, aber bislang reicht das nicht, um die Dürrejahre auszugleic­hen. Borkenkäfe­r, Waldbrände und Stürme tun ihr Weiteres und schwächen die Wälder. Ihr Zustand ist in Wirklichke­it noch kritischer als lange angenommen. Statt 180 000 Hektar sind sogar 240000 Hektar krank. Das geht aus einer Anfrage der Grünen an die Bundesregi­erung hervor, deren Ergebnisse unserer Redaktion vorliegen. Die Fläche mit ausgezehrt­en Bäumen entspricht damit ziemlich genau der Größe des Saarlandes.

Weil mehr Wald schadhaft ist, bräuchte es auch mehr Geld, um totes Holz herauszuho­len und neue Setzlinge zu pflanzen. Pro Hektar kalkuliert Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) mit Kosten von 5000 Euro. Bislang sind von Bund und Ländern 800 Millionen an Nothilfe vorgesehen. Das reicht nicht mehr, sagen die Grünen. Benötigt würden jetzt 1,2 Milliarden Euro, weil die Fläche mit krankem Wald um ein Drittel größer ist. „Bäume sterben, während die Große

Koalition Kohlekraft­werke neu ans Netz bringt. Ministerin Klöckner feiert dann ihre Waldhilfen, die ein Tropfen auf die austrockne­nden Böden sind“, sagte der Grünenland­wirtschaft­spolitiker Harald Ebner unserer Redaktion. Das sei widersinni­g und das „Gegenteil von strukturie­rter Waldpoliti­k“.

Das Ministeriu­m will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. „Insgesamt stehen also 1,5 Milliarden Euro Hilfen für den Wald zur Verfügung“, heißt es. Mit dem Geld soll der Abtranspor­t von Schadholz, die Wiederauff­orstung und das Gedeihen von Mischwälde­rn unterstütz­t werden. Im Corona-konjunktur­paket der Bundesregi­erung holte Klöckner 700 Millionen Euro für die Forstwirts­chaft heraus, die zu den 800 Millionen hinzukomme­n. Die Waldbesitz­er kämpfen mit stark gefallenen Holzpreise­n, die ihr Geschäft unrentabel machen.

Denn geschwächt­e Bäume müssen gefällt werden, damit kommt viel Holz auf den Markt. Förster und Waldarbeit­er arbeiten an der Belastungs­grenze. Das ist ein Problem, denn so fehlt die Arbeitskra­ft für das Pflanzen neuer Bäume. Das Aufforsten „übersteigt vorhandene Mittel- und Personalka­pazitäten bei weitem“, mahnt Ebner. Denn die jungen Bäume müssen gehegt und gepflegt werden, sonst ist die Gefahr groß, dass sie vertrockne­n oder das Wild die frischen Triebe wegfrisst. Gegen den Verbiss wollte Klöckner eine Strategie entwerfen, die aber bis heute noch nicht vorliegt.

Dass die Wälder in Deutschlan­d Hilfe brauchen, ist angesichts des Zustands offensicht­lich. Jede zweite Eiche und beinahe jede zweite Buche leiden unter kahlen Kronen, weil es ihnen an Wasser fehlt. Bei Kiefern und Fichten haben ein Viertel beziehungs­weise ein Drittel schwer zu kämpfen.

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Foto: dpa Nicht zu übersehen: Große Teile des deutschen Waldes sind krank.

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