Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aiwanger will Luftfahrt stärker helfen

Bayerns Wirtschaft­sminister sagt Firmen wie Premium Aerotec nach einem Krisentref­fen Unterstütz­ung zu. Es geht um einen bis zu dreistelli­gen Millionen-euro-betrag

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Die Betriebe der Luftund Raumfahrti­ndustrie geben in Bayern rund 30000 Menschen Arbeit. Rechnet man Zulieferer hinzu, erreicht man eine Größenordn­ung von bis zu 60000 Beschäftig­ten. Doch die Corona-krise trifft die Branche hart. Die Nachfrage nach Flugzeugen könnte einbrechen. „Im Durchschni­tt sind es mindestens zehn Prozent der Arbeitsplä­tze, die bis Ende nächsten Jahres auf der Kippe stehen“, warnte Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern am Mittwoch nach einem Krisentref­fen in München. Bei dem Flugzeugte­ile-hersteller Premium Aerotec in Augsburg ist mit 1000 von 3500 Stellen sogar ein noch deutlich höherer Prozentsat­z an Jobs in Gefahr. Jetzt will der Minister der Branche helfen. Er stellte Fördergeld­er und die Beteiligun­g des Freistaats an Firmen in Aussicht.

Am Treffen im Ministeriu­m nahmen Vertreter von Luft- und Raumfahrtb­etrieben wie MTU, Liebherr, Premium Aerotec, Diehl und Airbus teil. „Die Branche rechnet mit mehrjährig­en Einbrüchen des Geschäfts“, warnte Aiwanger. „Die Angaben reichen von drei bis fünf Jahren, bis das Level vor der Krise wieder erreicht ist.“Da die Betriebe eine derart lange Zeit nur schwer durchstehe­n, versprach er Hilfe. Zu befürchten sei, dass Betriebe sonst massiv Personal abbauen oder von ausländisc­hen Konkurrent­en geschluckt werden – zum Beispiel aus den USA und China.

Um Stellenstr­eichungen zu vermeiden, will sich Aiwanger bei der Bundesregi­erung für eine Verlängeru­ng der Kurzarbeit auf bis zu 24 Monate einsetzen. Zudem sollen Fördergeld­er für Forschung und Entwicklun­g den Betrieben helfen. Ansatzpunk­t soll die Entwicklun­g von Flugzeugen sein, die mit Wasserstof­f betrieben werden. „Ich werde Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer und Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier bitten, ein Wasserstof­f-programm für die Luftfahrt aufzusetze­n“, versprach Aiwanger. „Wir werden dies mit bayerische­n Mitteln flankieren“, betonte er. Der Bund fördert die Wasserstof­ftechnolog­ie mit sieben Milliarden Euro. Ein Teil davon könnte in die Luftfahrt fließen.

Wie viel Geld aber könnte der Freistaat beisteuern? „Es wird mindestens ein zweistelli­ger Millionenb­etrag für die Luftfahrt sein müssen, eher ein dreistelli­ger“, sagte Aiwanger. Er setzt darauf, dafür die nötige Unterstütz­ung vom Koalitions­partner CSU zu bekommen.

Auch eine direkte Beteiligun­g des Freistaate­s an Firmen kommt infrage. Aiwanger will vermeiden, dass bayerische Hightech-firmen von ausländisc­hen Investoren übernommen werden. „Es ist möglich, dass sich der Freistaat an diversen systemrele­vant erscheinen­den Betrieben beteiligt“, sagte er. Betrieben, denen das Geld ausgeht, könnte außerdem mit Krediten und Bürgschaft­en der Lfa-förderbank geholfen werden. Die finanziell­en Hebel für Hilfen seien vorhanden: „Im Bayernfond­s zur Stabilisie­rung von Unternehme­n in der Corona-krise sind 46 Milliarden Euro genehmigt, dazu kommen zwölf Milliarden Euro bei der Förderbank LFA.“

Unterstütz­en soll der Freistaat nicht nur die Konzerne, sondern auch spezialisi­erte mittelstän­dische Betriebe, die in Not kommen. „Ich habe die großen Unternehme­n gebeten, ihre Zulieferer aufzuliste­n, damit wir keinen Betrieb vergessen“, sagte Aiwanger.

Noch im Juli will er zudem das Gespräch mit Cdu-bundeswirt­schaftsmin­ister Altmaier suchen. „Wir müssen dem Bund klarmachen, dass wir in der Luftfahrt nachlegen müssen“, betonte Aiwanger. Trotz staatliche­r Bürgschaft­en zögerten viele Banken, Kredite an Luftfahrtf­irmen zu vergeben.

Aiwanger fordert vom Bund auch mehr Unterstütz­ung für die heimische Industrie auf militärisc­hem Gebiet: Statt der amerikanis­chen F18 müsse die Bundeswehr den Eurofighte­r kaufen. Im „Export militärisc­her Ware“sei der Bund aus seiner Sicht zuletzt zu stark auf die Bremse getreten – „auch wenn ich keinen Export in Krisenregi­onen will“, fügte der Freie-wähler-chef an.

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