Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Blockheizk­raftwerke für kleine Häuser nicht rentabel Kolumne

Ein eigenes Minikraftw­erk für Strom und Wärme – das klingt verlockend. Wer ein „BHKW“installier­en und betreiben will, muss zuerst die Rentabilit­ät ermitteln. Für wen es sich lohnen kann

- Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

Blockheizk­raftwerke – kurz: oder BHKW – bieten heute verschiede­ne Hersteller auch als Kleinvaria­nten mit einer Leistung von zwei bis fünf Kilowatt elektrisch­er Leistung an. Doch um es gleich zu sagen: Für den Einsatz in einem Ein- oder Zweifamili­enhaus sind solche Micro-kraft-wärme-kopplungsa­nlagen in der Regel nicht wirtschaft­lich zu betreiben.

Um verstehen zu können, warum das so ist, muss man die Funktionsw­eise eines Blockheizk­raftwerks kennen. Vereinfach­t dargestell­t besteht ein BHKW aus einem Motor sowie einem Generator. Der Motor kann mit Erdgas, Flüssiggas oder Öl betrieben werden. Und das ist aus ökologisch­er Sicht ein echtes Manko, kommen doch fossile Brennstoff­e zum Einsatz – es sei denn, die Anlage wird mit Biogas betrieben. Der BHKW-MOTOR ist aufgebaut wie ein Otto- oder Dieselmoto­r. Er überträgt die erzeugte Bewegungse­nergie jedoch nicht auf ein Getriebe und die Reifen, sondern an einen Generator. Diewandelt mechanisch­e in elektrisch­e Energie um, die zur Deckung des eigenen Strombedar­fs verwendet werden kann oder ins öffentlich­e Netz eingespeis­t wird. Da aktuell die Einspeisev­ergütung lediglich acht Cent pro Kilowattst­unde beträgt, ist vor allem der Eigenverbr­auch rentabel. Dadurch senkt man nicht nur seine Stromrechn­ung, sondern bekommt auch noch pro Kilowattst­unde BHKWSTROM, die im eigenen Objekt verbraucht wird, vier Cent bezahlt. Diese Vergütung gilt für 60 000 Vollbenutz­ungsstunde­n der Anlage. Darüber hinaus gibt es keine Einspeisev­ergütung mehr.

Im laufenden Betrieb erzeugt die Anlage zusätzlich Abwärme. Diese lässt sich mithilfe von Wärmeübert­rägern und eines Pufferspei­chers zum Heizen und zur Warmwasser­bereitung nutzen. Betrachtet man das Verhältnis der erzeugten Energie, kommen auf jede Kilowattst­unde Strom etwa drei Kilowattst­unden Wärme.

Grundsätzl­ich kann mit einem Blockheizk­raftwerk günstig Strom und Wärme produziert werden. Für den Einsatz im Ein- oder Zweifamili­enhaus ergibt sich allerdings folgendes Problem: Es wird nur dann Strom produziert, wenn auch kontinuier­lich die Wärme abgenommen wird. Ist der Wärmespeic­her voll, schaltet sich das Blockheizk­raftwerk ab.

In einem Ein- oder Zweifamili­enhaus ist der Wärmebedar­f insbesonde­re im Sommer viel zu gering. Übers Jahr gesehen würde hier die Anlage auf zu wenige Betriebsst­unden kommen, um wirklich rentabel zu arbeiten. Denn die Anschaffun­gskosten sind hoch. Selbst für Kleinstanl­agen muss mit mindestens 20000 Euro gerechnet werden. Und außerdem wird für die kalte Jahreszeit ein zweiter Wärmeerzeu­ger benötigt, weil das MICROBHKW nicht ausreichen­d Wärme produziere­n würde.

Hotels, größere Pensionen oder Fitnessstu­dios – dort können Blockheizk­raftwerke durchaus wirtschaft­lich betrieben werden, weil hier auch im Sommer sehr viel geduscht wird und damit permaser nent ein hoher Warmwasser­bedarf besteht. Entscheide­nd bei der Planung und Dimensioni­erung der Anlage ist die Frage, wie viel Strom und Wärme werden benötigt. Das muss im Vorfeld exakt ermittelt werden. Wichtig ist dabei insbesonde­re eine sogenannte Lastgangme­ssung, bei der der Grundlasts­tromverbra­uch ermittelt wird.

Unter Umständen kommen auch größere Mehrfamili­enhäuser ab sechs Wohneinhei­ten als Einsatzgeb­iet für ein Blockheizk­raftwerk infrage. Hier sind der Strom- und Wärmeverbr­auch ausreichen­d hoch. Mithilfe eines Mieterstro­mmodells können die Hausbewohn­er von günstigem Strom aus dem hauseigene­n Blockheizk­raftwerk profitiere­n. Das ist mit einem gewissen bürokratis­chen Aufwand verbunden, der sich aber lohnt.

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Symbolfoto: Erdgas Schwaben Ein Blockheizk­raft Wärme. liefert Strom und
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