Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warum sich das Virus ausbreitete
Neue Studie für Hotspot-landkreis
Tirschenreuth Skiurlaub und große Feste: Eine Untersuchung des Robert-koch-instituts (RKI) zur Ausbreitung des Coronavirus im besonders betroffenen Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz hat einen Zusammenhang von Infektionen und bestimmtem Freizeitverhalten der Betroffenen festgestellt. 33 von 98 Befragten waren entweder kurz zuvor im Skiurlaub in Österreich oder Italien gewesen, hatten an einem Starkbierfest in der Stadt Mitterteich oder an einem zweiten Bierfest („Zoigl“) teilgenommen. „Ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren zu einem Zeitpunkt, als noch kein einziger Fall aus dem Landkreis gemeldet worden war, scheint wahrscheinlich als Ursache für die rasante Ausbreitung des neuen Coronavirus in der Stadt Mitterteich und daraufhin im gesamten Landkreis“, heißt es in der Studie des RKI.
Andererseits seien die Faktoren als Erklärung für die starke Ausbreitung im Landkreis Tirschenreuth nicht ausreichend. „Ein Fest alleine war für die hohen Fallzahlen nicht verantwortlich“, sagte Landrat Roland Grillenmeier (CSU). Offenbar spielte auch eine Rolle, dass die Betroffenen in Tirschenreuth älter waren als der Durchschnitt in Deutschland. 90 Prozent der Gestorbenen hatten Vorerkrankungen, die meisten waren über 80 Jahre alt. Die hohe Todesrate von 11,5 Prozent der gemeldeten Infizierten müsse zum Teil aber wohl auch durch eine hohe Dunkelziffer erklärt werden.
Tirschenreuth war einer der aufsehenerregendsten Hotspots der frühen Corona-welle in Deutschland. Am 10. März war der erste Fall registriert worden, binnen einer Woche stieg die Zahl der bestätigten Fälle auf 42. Am 18. März wurden für die Stadt Mitterteich die bundesweit ersten Ausgangsbeschränkungen verhängt.