Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Impfstoff, der ein Bauplan ist
Us-forscher gehen ähnliche Wege wie ihre deutschen Kollegen
Cambridge Im Rennen um einen Corona-impfstoff sind die USA möglicherweise einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Ein Mittel der Us-biotech-firma Moderna in Massachusetts zeige ermutigende Ergebnisse mit einer „robusten Immunantwort“. Probanden hätten in klinischen Tests Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt, erklärte das an der Studie beteiligte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID). Bei den 45 Teilnehmern im Alter von 18 bis 55 Jahren habe es zudem keine ernsthaften Nebenwirkungen gegeben.
Nun sollen laut Moderna ab dem 27. Juli rund 30000 Probanden getestet werden. Bei dem Mittel handelt es sich um einen sogenannten Rna-impfstoff. Dabei wird den Betreffenden eine Art genetischer Bauplan injiziert, der die Körperabwehr dazu anleitet, einen Antikörper
zu bilden. Der Vorteil: Die Geimpften haben keinerlei Kontakt zum Virus. Es wird kein abgetöteter oder abgeschwächter Erreger gespritzt, der dann die Immunantwort auslösen soll. Auch die deutschen Unternehmen Curevac aus Tübingen und das Mainzer Biopharmaunternehmen Biontech (in Kooperation mit dem Us-konzern Pfizer) arbeiten an der Entwicklung eines solchen Rna-impfstoffes.
Chinesische Forscher aus Wuhan sind offenbar ebenfalls schon recht weit. Sie benutzen aber das klassische Verfahren mit einem inaktivierten Virus, das den Patienten verabreicht wird. Als weiterer aussichtsreicher Kandidat gilt derzeit auch ein Impfstoff der Universität
Oxford, die mit dem Pharmakonzern Astrazeneca zusammenarbeitet. Verwendet wird dabei ein Verfahren mit einem sogenannten Vektorviren-impfstoff.
Die Probanden der Us-biotechfirma Moderna, die innerhalb von zwei Monaten zwei Injektionen des Impfstoffs bekamen, entwickelten sogar mehr Antikörper gegen das Virus als Menschen, bei denen eine Coronavirus-infektion diagnostiziert worden war. Die beteiligten Forscher stellten die Ergebnisse nun im New England Journal of Medicine vor. Der umfangreiche Test des Impfstoffs mit dem Namen MRNA-1273 soll bis Oktober 2022 dauern, Ergebnisse könne es aber schon vorher geben.