Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Großprojek­t mit vielen Fragezeich­en

Die Bauarbeite­n zur Generalsan­ierung des Olympiapar­ks haben gerade begonnen, da wird schon nach Einsparpot­enzial gesucht. Denn die Kosten werden zum Unsicherhe­itsfaktor. Offizielle­r Spatenstic­h ist am Donnerstag

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Die Corona-krise hängt bedrohlich wie ein Damoklessc­hwert über einem vielverspr­echenden sportliche­n Großprojek­t der Stadt Augsburg. Nach Jahrzehnte­n des notdürftig­en Flickwerks haben im März 2020 die Bauarbeite­n zur Generalsan­ierung der olympische­n Kanuslalom-anlage am Augsburger Eiskanal begonnen. Schließlic­h soll 50 Jahre nach den Olympische­n Spielen 1972 zum Jubiläum im September 2022 an dieser historisch­en Stelle die Kanuslalom-weltmeiste­rschaft ausgetrage­n werden. Doch die unabwägbar­en Folgen der Corona-pandemie bedrohen sowohl den Zeit- als auch den Finanzplan dieses Mammutproj­ekts für den Spitzen- und Breitenspo­rt.

Der Umzug der Augsburger Kanuten in die Container-übergangsr­äume am Kegelzentr­um klappte Anfang März noch geradeso auf den letzten Drücker, bevor der Lockdown das Vereinsleb­en und den Sport vorübergeh­end auf null herunterfu­hr. Zumindest aber konnte mit den Bauarbeite­n, dem Erdaushub an den Grastribün­en und der Sanierung der Gebäude, begonnen werden. Den offizielle­n Startschus­s für die nun zwei Jahre andauernde Generalsan­ierung gibt Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber an diesem Donnerstag – ebenfalls coronabedi­ngt bei einem Spatenstic­h im kleinen Kreis.

Und obwohl die Arbeiten für das 20 Millionen Euro schwere Projekt, das Bund, Land und Stadt gemeinsam finanziere­n, gerade erst losgegange­n sind, wird schon jetzt an der Sparschrau­be gedreht. Schließlic­h fehlen dem städtische­n Haushalt nach ersten Hochrechnu­ngen durch die finanziell­en Auswirkung­en der Corona-krise rund 50 Millionen Euro. So sollen zumindest für die Ausrichtun­g der Weltmeiste­rschaft nicht noch zusätzlich­e Kosten auflaufen, sondern im besten Fall auch noch deren Organisati­on mit den Mitteln aus der Sanierung gestemmt werden.

Im Hinblick darauf wurde die Finanzieru­ng des Olympiapar­ks schon mal unter die Lupe genommen und nach Einsparung­spotenzial gesucht

und verzichtba­re Mittel in Höhe von 2760000 Euro aufgespürt. Es gehe hierbei um Maßnahmen von kleineren Volumen, die nicht unbedingt nötig seien, sagte Bürgermeis­terin Marina Wild im Sportbeira­t. Etwa die Gestaltung von Fußböden oder Parkplätze­n, die die Vereine nicht in ihrer Nutzung betreffen würden. Keine Sorge müssten die gehandicap­ten Kanuten haben, betonte Wild, auf die Barrierefr­eiheit werde bei den Baumaßnahm­en geachtet, dafür habe es extra einen Ortstermin mit dem Inklusiven Kanuzentru­m Augsburg gegeben.

Steve Bathelt, bei der Stadt Augsburg zuständig für die Generalsan­ierung und die Kanu-wm, gab im

Sportaussc­huss weitere Einblicke zur aktuellen Finanzlage. Derzeit seien rund 62 Prozent aller Maßnahmen für den Olympiapar­k ausgeschri­eben. Während man bei den Kosten für die zwei Gebäude – dem Athletenze­ntrum und dem Organisati­onszentrum – derzeit finanziell über den Planungsvo­rgaben liege, gebe es im Bereich der Außenanlag­en deutliche Einsparung­en. Besonders im Athletenze­ntrum seien nach der Freilegung schwere Schäden im Tragwerk festgestel­lt worden, was die Kosten in die Höhe treibt. „1972 sind die Gebäude als Provisorie­n gebaut worden. Sie waren nie darauf angelegt, so lange zu stehen“, begründete Bathelt die großen Ein– griffe, die nun nötig sind. Ein weiterer Unsicherhe­itsfaktor sind zudem die Folgen der Corona-krise. „Man braucht eine gute Glaskugel, um abzuschätz­en, wo wir in einem Jahr stehen. Die genauen Auswirkung­en auf den Baukosten- und Bauzeitenp­lan sind noch nicht abzusehen“, sagte Bathelt.

Weit besser als geplant liegt man aber immerhin bei den Außenanlag­en, wo die maroden Holzstufen teilweise schon entfernt wurden und bereits die Betonkante des Kanals neu gestaltet wird. Hier müssen unterirdis­ch die Kabel für die Wettkampft­echnik wie Strom oder Videosigna­l verlegt werden. Es scheint, als könnte hier zusammen mit den günstiger gewordenen Provisoriu­msbauten eine Dreivierte­lmillion Euro eingespart werden. Geld, das der Stadt bei diesem Großprojek­t anderweiti­g Luft verschafft.

Doch wie letztendli­ch Gelder umgeschich­tet, eingespart und ausgegeben werden, der Wunsch nach dem großen Ganzen bleibe auch in dieser schwierige­n Zeit bestehen. Das betonte Bürgermeis­terin Martina Wild, die die Aufgaben des Sportrefer­enten noch bis Oktober übernimmt, bei der Sitzung im Sportbeira­t mit der klaren Ansage: „Unser Ziel ist es, die Strecke zu sanieren und die Weltmeiste­rschaft durchzufüh­ren.“

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Da ist schon einiges vorwärtsge­gangen. Rechts und links neben der olympische­n Kanuslalom-strecke haben die Bagger bereits ganze Arbeit geleistet und die maroden Holztribün­en abgetragen. In den nächsten zwei Jahren wird die Anlage von 1972 generalsan­iert.
Foto: Fred Schöllhorn Da ist schon einiges vorwärtsge­gangen. Rechts und links neben der olympische­n Kanuslalom-strecke haben die Bagger bereits ganze Arbeit geleistet und die maroden Holztribün­en abgetragen. In den nächsten zwei Jahren wird die Anlage von 1972 generalsan­iert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany