Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Intelligen­te Roboter sollen Produktmon­tage vereinfach­en

Forscher testeten Verfahren unter anderem an Lego-modellen

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Jedem Lego-kasten liegt eine Schritt-für-schritt-anleitung bei. Wer ihr minutiös folgt, kann sogar den Starwarsto­desstern mit 4016 Teilen ohne größere Probleme zusammense­tzen. Doch danach das Ergebnis ohne Manual zum Eiffelturm umzubauen, dürfte den meisten schwerfall­en (selbst wenn die Zahl der Steine reichen sollte). Ähnlich sieht es bei der automatisi­erten Produktmon­tage aus: Jeder Roboter wird dabei so programmie­rt, dass er seinen Fertigungs­schritt exakt beherrscht. Der Aufwand für dieses „Teaching“ist enorm. Bis die komplette Fertigungs­straße steht, können daher Monate vergehen. Die Vorgehensw­eise ist zudem unflexibel: Jede Produktänd­erung bedeutet eine zeitrauben­de Umrüstung.

Eigenständ­iges Planen

Wissenscha­ftler des Instituts für Software & Systems-engineerin­g der Universitä­t Augsburg wollen das nun ändern. „Wir haben einen Algorithmu­s entwickelt, der ausgehend vom Endprodukt selbsttäti­g die einzelnen Montagesch­ritte plant“, erklärt Ludwig Nägele, der in der Arbeitsgru­ppe des Institutsd­irektors Prof. Dr. Wolfgang Reif promoviert.

Die Software kennt also nur das Modell des Produkts (bei Lego gewisserma­ßen das Bild auf der

Packung) und entwickelt daraus die passende Schritt-für-schrittanl­eitung. Sie muss dazu lediglich wissen, wie viele Roboter vorhanden sind, wo sie sich befinden und über welche Fähigkeite­n sie genau verfügen – also etwa, welchen Aktionsrad­ius in jede Raumrichtu­ng sie haben oder ob sie greifen, schweißen oder schrauben können.

Zusätzlich wird die Software mit abstrakten Informatio­nen zum Montagepro­blem gefüttert. Jeder Lego-konstrukte­ur weiß zum Beispiel, dass er einen überstehen­den Stein unterstütz­en muss, bevor er ein anderes Bauteil darauf setzt. „Wir können unserem Ansatz daher abstrakte Regeln mitgeben – Expertenwi­ssen, das der Algorithmu­s in seinen Lösungen zwingend berücksich­tigen muss“, erklärt Nägele. Zudem lernt er aus seinen Fehlern: Wenn er zum Beispiel feststellt, dass er einen Legostein nicht mehr setzen kann, weil er sich diese Möglichkei­t irgendwann vorher verbaut hat, korrigiert er den Fehler und berücksich­tigt die Erkenntnis

bei der weiteren Planung.

Erprobt haben die Wissenscha­ftler ihren Ansatz einerseits tatsächlic­h beim Bau von Legomodell­en. Anderersei­ts wurde er auch in einer Studie des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR) eingesetzt, in der es um die Fertigung eines Airbus-bauteils ging.

 ?? Foto: Ludwig Nägele ?? Die Wissenscha­ftler haben ihr Verfahren bereits bei der Fertigung von Flugzeugte­ilen getestet. Das Institut für Software & Systems-engineerin­g kooperiert dabei mit dem DLR im Projekt Teambots, das von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft finanziert wird.
Foto: Ludwig Nägele Die Wissenscha­ftler haben ihr Verfahren bereits bei der Fertigung von Flugzeugte­ilen getestet. Das Institut für Software & Systems-engineerin­g kooperiert dabei mit dem DLR im Projekt Teambots, das von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft finanziert wird.

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