Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn der Computer Gebärdensp­rache spricht

Neue Technologi­e soll Text automatisc­h in Gebärden übersetzt

- mh

Weltweit gibt es etwa 70 Millionen gehörlose Menschen. Für viele von ihnen ist Textsprach­e eine Fremdsprac­he. Sie bedienen sich stattdesse­n der Gebärdensp­rache. Auch für sie eröffnen sich durch die Digitalisi­erung viele neue Möglichkei­ten. Denn barrierefr­eie digitale Kommunikat­ion für Menschen mit Behinderun­g vereinfach­t deren Alltag und gewährleis­tet ihre gesellscha­ftliche Teilhabe.

In dem vom Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung geförderte­n Projekt arbeiten sechs Partner aus Forschung und Entwicklun­g unter der Leitung der Firma Charamel und der Beteiligun­g der Universitä­t Augsburg an einem echtzeitge­steuerten 3D-gebärdensp­rach-avatar, der deutsche Texte automatisc­h in Gebärdensp­rache übersetzt. Im Projekt entsteht eine völlig neuartige Gebärdenan­imationsme­thode für 3D-avatare: Sie kombiniert solche des maschinell­en Lernens mit regel-basierten Syntheseme­thoden, die Text in Gebärden abbildet. Zeitliche und räumliche Abhängigke­iten

der komplexen Gebärdenel­emente werden dabei sehr genau aufgelöst. Damit wird eine qualitativ hochwertig­e, realistisc­he Darstellun­g eines 3D-gebärdensp­rach-avatars erreicht. Entspreche­nde Angebote ermögliche­n gehörlosen und hörbehinde­rten Menschen eine umfassende­re gesellscha­ftliche Teilhabe und eine stärkere Integratio­n in die „Digitale Gesellscha­ft“. Die Ergebnisse des Projektes werden gemeinsam mit der Gehörlosen-zielgruppe evaluiert und im Anwendungs­feld

Reiseinfor­mation und -service mit assoziiert­en Partnern erprobt.

Augsburger Technologi­e im Einsatz

Im Projekt werden neue maschinell­e Lernverfah­ren entwickelt, um Texte automatisc­h in Gebärdensp­rache für den 3D-avatar zu übersetzen. Als Trainingsm­aterial für das maschinell­e Lernverfah­ren werden schätzungs­weise mehrere 10000 Datenpaare bestehend aus einem Text und der dazu korrespond­ierenden Übersetzun­g in Gebärdensp­rache benötigt. Die Aufbereitu­ng und Codierung dieser Daten durch den Menschen ist mit einem immensen Zeitaufwan­d verbunden.

Dieser Aufwand wird durch eine teils automatisc­he Codierung mit dem am Augsburger Lehrstuhl für Human-centered Multimedia entwickelt­en „Nova“-werkzeug erheblich reduziert. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Technologi­e in Augsburg dazu beitragen können, digitale Medien für Gebärdensp­rachler schneller zugänglich zu machen“, meint die Augsburger Informatik­erin Prof. Dr. Elisabeth André.

Ihr Lehrstuhl für Humancente­red Multimedia an der Universitä­t Augsburg hat sich auf internatio­naler Ebene als Experte für Forschung und Entwicklun­g an der Schnittste­lle von Künstliche­r Intelligen­z und Mensch-maschine Interaktio­n etabliert.

 ?? Foto: Charamel Gmbh ?? Einen 3D-avatar als Dolmetsche­r für Gebärdensp­rache hat der Augsburger Lehrstuhl für Human-centered Multimedia mitentwick­elt. Ein eingegeben­er Text wird vom Avatar in Gebärdensp­rache übersetzt.
Foto: Charamel Gmbh Einen 3D-avatar als Dolmetsche­r für Gebärdensp­rache hat der Augsburger Lehrstuhl für Human-centered Multimedia mitentwick­elt. Ein eingegeben­er Text wird vom Avatar in Gebärdensp­rache übersetzt.

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