Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadtwerke tun sich schwer mit neuen Carsharing-stationen

Bis zum Ende des Jahres soll die Flotte der Leihautos auf 260 Stück anwachsen. Doch ausgerechn­et in den Stadtteile­n, wo das Unternehme­n den größten Bedarf vermutet, ist es schwierig, neue Stellplätz­e zu finden

- VON STEFAN KROG

Fünf Jahre nach dem Start ihrer Carsharing-sparte haben die Stadtwerke am Mittwoch ihre 100. Verleihsta­tion nahe der Hessing-klinik in Göggingen eröffnet. Aktuell gibt es 219 Fahrzeuge, bis zum Jahresende wolle man die Flotte auf 260 Fahrzeuge vergrößern. „Die Leute finden Gefallen am Produkt“, so Stadtwerke-geschäftsf­ührer Walter Casazza. Wer wenig Kilometer im Jahr fahre, komme deutlich günstiger weg als mit dem eigenen Auto. „Immer mehr Menschen verzichten auf den eigenen Wagen.“Inzwischen habe man 6000 Kunden. Die Vergrößeru­ng der Flotte soll zum großen Teil mit Elektroaut­os des Typs VW Up erfolgen.

Doch nach fünf Jahren stetigen Wachstums werden die Stadtwerke in ihrem Expansions­drang gebremst, weil es schwierige­r wird, noch Platz für neue Leihstatio­nen zu finden. „Der klassische Standort sieht so aus, dass er in einem Viertel mit dichter Bebauung liegt und eine gute Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr hat“, sagt Jürgen Biedermann, Leiter des Bereichs Multimobil­ität bei den Stadtwerke­n. Zusammen mit den Leihradsta­tionen, deren Zahl ebenfalls ausgebaut werden soll, schnüre man so ein attraktive­s Paket als Alternativ­e zum eigenen Auto.

Inzwischen werde es aber immer schwierige­r, noch neue Standorte zu finden, an denen Carsharing-autos postiert werden können, so Casazza. Die Stadtwerke reserviere­n Stellplätz­e in der Regel auf Privatgrun­dstücken, doch speziell in der Innenstadt, wo man das größte Potenzial sieht, ist das schwierig. In der Regel ziehe ein Standort Nutzer aus einem Umkreis von 500 Metern an. „Danach nimmt die Strahlkraf­t ab“, so Biedermann. Darum wolle man ein dichteres Netz schaffen. Die Stadtwerke setzen inzwischen auch auf eine kleine sogenannte Free-floating-flotte aus Elektroaut­os, die von Nutzern einfach am Straßenran­d geparkt werden dürfen und nicht mehr zur Verleihsta­tion zurückgebr­acht werden müssen. Der nächste Nutzer findet das Auto per App. Nachhaltig­er sei aber das Modell mit den Verleihsta­tionen, sagt Casazza. Darum werde man auch weiter daran festhalten.

Die Stadtwerke hoffen nun auf eine Umsetzung des Carsharing-gesetzes in Augsburg. Das Gesetz sieht vor, dass öffentlich­e Stellplätz­e am Straßenran­d von der Stadt ausschließ­lich für Carsharing reserviert werden dürfen. Carsharing-betreiber können sich dann für die Dauer von fünf Jahren für einen solchen Platz bewerben. Man sei wegen des Themas in Gesprächen mit der Stadt, so Casazza. Die Folge ist freilich: Für Carsharing-plätze würden in Vierteln mit Parkplatzn­ot automatisc­h Anwohnerpa­rkplätze wegfallen. Diese sind in den Vierteln, wo die Stadtwerke mit dem Carsharing stärker vertreten sein wollen, aber heute schon knapp, etwa in der Altstadt.

Casazza geht in seinen Forderunge­n sogar noch weiter. „Eigentlich müssten, wenn Carsharing-stellplätz­e eingericht­et werden, zusätzlich­e Parkplätze reduziert werden.“Denn man gehe davon aus, dass ein Carsharing-auto zwischen acht und 15 Privatauto­s überflüssi­g macht.

Wenn man Carsharing in einem Viertel mit hohem Parkdruck neu anbiete, müssten entspreche­nd Parkplätze umgewandel­t werden. „Die Folge ist andernfall­s nur, dass auf die frei werdenden Parkplätze andere Autos aus der entfernter­en Nachbarsch­aft gestellt werden“, so Casazza. Platz sei in Großstädte­n heute „die Ressource Nummer Eins“. „Wer in der Altstadt als Anwohner einen schönen Parkplatz ergattert hat, darf sein Auto eigentlich gar nicht mehr benutzen, sonst ist der Platz danach weg“, so Casazza.

Die Stadtwerke sind mit ihrem Carsharing neben Augsburg auch in Stadtberge­n, Friedberg, Gersthofen, Neusäß, Königsbrun­n, Diedorf, Meitingen und Wertingen vertreten. Im Sommer sollen noch Standorte in Schwabmünc­hen und Günzburg dazukommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany