Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Grau ist das neue Orange

Der Präsident versucht’s mit einer Typverände­rung

- VON MARGIT HUFNAGEL

Wie oft haben wir den Spruch gehört in den vergangene­n Wochen. Wir müssten in der Krise eine Chance sehen. Positiv denken, dann werde schon wieder alles gut. Probleme als dornige Chancen betrachten, zurück zur Bescheiden­heit und dieses ganze Kalendersp­ruch-geschwurbe­l. Und jetzt das: Im Weißen Haus tut sich Unglaublic­hes – und das sogar im Positiven! Still und beinahe heimlich hat sich die Natur zurückgeho­lt, was ihr von der chemischen Industrie vor Jahren schon brutal entrissen wurde: das Haupthaar von Donald Trump.

Sein Markenzeic­hen ist die fedrig geföhnte Tolle, die Farbe changierte zwischen einem hellen Rot und sattem Orange. Vorbei. In einem silbrigen Grau präsentier­te der Präsident seine Haarpracht beim jüngsten Auftritt. Über Drohungen gegen seinen Chef-virologen, Sanktionen für Hongkong, Polizeigew­alt gegen Schwarze sprach fortan kaum mehr jemand. „Donald Trumps graues Haar verwundert die Usamerikan­er“, schreibt die Berliner Morgenpost. „Seine orangen Haare sind verschwund­en“, jubiliert die Gala. Ein User auf Twitter frohlockt: „Es scheint, als habe Trump die beste Entscheidu­ng seiner Präsidents­chaft getroffen.“Ob es am Ende eine Corona-frisur ist, wo doch in den USA die Infektions­zahlen so hoch sind und reihenweis­e die Friseure schließen? Oder haben ihn die Sorgen ergrauen lassen, so wie einst seinen Vorgänger Barack Obama? Am Ende gar ein Beautyunfa­ll? Immerhin hat eben erst das Enthüllung­sbuch der garstigen Nichte offenbart, dass Trump selbst zur Chemiekeul­e greife. Er benutze das Billigfärb­emittel „Just for Men“. Und weil er nicht genügend Geduld habe, die Einwirkzei­t abzuwarten, lande er meist beim inzwischen geradezu ikonischen Orange.

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Foto: dpa

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