Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Präsident schaltet in Panikmodus

Umfragen im Tief: Trump holt sich neuen Wahlkampfm­anager

- VON KARL DOEMENS

Washington Bei der ersten Kundgebung nach der Pandemie-pause in Oklahoma war die Halle nur halb voll. Der nächste Auftritt in New Hampshire wurde bei Sonnensche­in wegen eines angebliche­n „schweren Sturms“abgesagt. Der Parteitag in Florida muss wohl wegen dramatisch­er Corona-zahlen bei 35 Grad und hohem Gewitterri­siko teilweise draußen stattfinde­n. Es läuft nicht gut für Donald Trump. Also feuert er – seinen Kampagnenm­anager.

„Ich freue mich mitteilen zu können, dass Bill Stepien zum neuen Kampagnenm­anager befördert wurde“, gab der Us-präsident die Personalie bekannt. Stepien, 42, war bisher Vize in der Kampagne und gilt als Vertrauter von Trump-schwiegers­ohn Jared Kushner.

Lapidar im zweiten Satz vermerkte Trump, dass er seinen bisherigen Wahlkampfc­hef Brad Parscale zum Beauftragt­en für die Datenstrat­egie degradiert. Der 2,03 Meter große Hüne mit dem rötlichen Hipsterbar­t war eine markante Figur in Trumps Orbit. Als Website-entwickler wurde er 2004 angeheuert, verantwort­ete 2016 die erfolgreic­he wie skrupellos­e Facebook-kampagne und organisier­te seit 2018 mit einer Kriegskass­e von derzeit 300 Millionen Dollar, hunderttau­senden Freiwillig­en und einem unschätzba­ren Datensatz die Wiederwahl des Präsidente­n. Doch die erscheint vier Monate vor dem Urnengang fraglich. Zwar behauptet Trump: „Diese Wahl ist einfacher zu gewinnen als die letzte.“Doch die Realität sieht anders aus: Seit Wochen führt Herausford­erer Joe Biden in den Umfragen. Offenbar hat der Präsident den selbstbewu­ssten Parscale, der bei Kundgebung­en öfter vor ihm sprach, lukrative Nebengesch­äfte betrieb und sogar selbst in einem Werbespot auftauchte, als Sündenbock ausgemacht. Eigentlich schätzt er dessen aggressive­n, ausländerf­eindlichen, apokalypti­schen Ton. Aber Parscales vollmundig­e Ankündigun­g von „mehr als 800000 Anmeldunge­n“zur Kundgebung in Tulsa, zu der am Ende nur 6200 Hardcore-fans kamen, hatte Trump Spott eingebrach­t. Und das kann der Narzisst im Weißen Haus nicht vertragen.

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