Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn für die Solaranlag­e das EEG ausläuft

Die Firma Sonnen bietet Hausbesitz­ern eine Lösung an. Was Verbrauche­r zu den Angeboten wissen müssen

- VON MICHAEL KERLER

Wildpoldsr­ied Es ist ein Problem, vor dem bald viele Hausbesitz­er stehen, die auf dem Dach eine Photovolta­ikanlage betreiben: Nach 20 Jahren läuft für sie die garantiert­e Vergütung nach dem Erneuerbar­eenergien-gesetz aus, dem EEG. Für ihren Strom erhalten sie dann keine Ökostromum­lage mehr und dürfen die Elektrizit­ät auch ohne Weiteres nicht ins Netz abgeben. Betroffen sind ab dem 1. Januar 2021 rund 18000 Anlagen bundesweit. Einige Stromanbie­ter haben für dieses Problem erste Lösungen entwickelt. Das Unternehme­n Sonnen in Wildpoldsr­ied im Allgäu – ein Hersteller von Batteriesp­eichern für das Eigenheim – steigt jetzt ebenfalls in diesen Markt ein.

„Zahlreiche Betreiber einer Photovolta­ikanlage stehen ab dem nächsten Jahr vor der Herausford­erung, dass ihr Strom nicht mehr subvention­iert wird“, sagt Sascha Koppe von Sonnen. „Das ist auch in Ordnung, da die Besitzer 20 Jahre eine gute staatliche Förderung bekommen haben und die Anlagen damit längst bezahlt und abgeschrie­ben sind.“Typischerw­eise waren die ersten Eeg-anlagen darauf ausgelegt, Strom komplett ins Netz einzuspeis­en. Der Eigenverbr­auch der Elektrizit­ät im Haus spielte damals noch keine große Rolle. „Viele Besitzer stehen damit vor der Unsicherhe­it, ob sie ihre Anlagen abbauen müssen.“Die meisten Anlagen seien aber noch funktionst­üchtig. „Wir wissen, dass die Laufzeit einer Photovolta­ikanlage zwischen 30 und 40 Jahren liegt“, erklärt der Fachmann.

„Es wäre schade“, argumentie­rt Koppe, „wenn funktionsf­ähige Anlagen vom Netz genommen würden, deren Strom für die Energiewen­de gebraucht wird.“

Für die Betroffene­n suchen Unternehme­n der Energiebra­nche derzeit Lösungen. Das Angebot von Sonnen mit dem Namen „Sonnenflat direkt“sieht so aus: Die Betreiber investiere­n in einen Batteriesp­eicher im Haus. Statt den Strom also zu 100 Prozent in das Netz abzugeben, wird er künftig im Haus verbraucht oder für die Nacht in der Batterie gespeicher­t.

Der Teil des Stroms, der weder im Haus noch für den Batteriesp­eicher gebraucht wird, vergibt Sonnen an andere Kunden des Unternehme­ns. Zusätzlich vermarktet es einen Teil der Elektrizit­ät am Energiemar­kt, um Schwankung­en im Stromnetz auszugleic­hen. Dafür erhalten die Kunden eine Freistromm­enge und eine Gewinnbete­iligung von 77 Euro im Jahr.

Um das Angebot zu nutzen, müssen die Kunden aber investiere­n. Die kleinste Variante des Batteriesp­eichers gibt es für 7000 Euro, berichtet Koppe. Auf der Gegenseite spart der Haushalt aber Stromkoste­n – nach Berechnung­en von Sonnen rund 930 Euro im Jahr. Die Wildpoldsr­ieder gehen dabei von einem Stromverbr­auch von 5000 Kilowattst­unden im Jahr aus. „Die Umstellung macht sich damit deutlich kürzer als nach zehn Jahren bezahlt“, sagt Sonnen-gründer Christoph Ostermann.

Dass es ein Problem ist, wenn nach 20 Jahren das EEG für Solaranlag­en ausläuft, bestätigt Martin Sambale, Geschäftsf­ührer des Energieund Umweltzent­rums Allgäu. „Angebote, die darauf eine Antwort finden, sind gut und sinnvoll“, sagt er. Auch andere Unternehme­n seien hier aktiv. Zum Beispiel bietet es das Allgäuer Überlandwe­rk im Tarif „Allgäu Strom 100%“an, die Elektrizit­ät der Photovolta­ik-altanlagen zu vermarkten.

Doch Sambale weist auch darauf hin, dass sich die Bedingunge­n noch ändern können: „Die Rahmenbedi­ngungen der Bundesnetz­agentur sind noch offen und unklar“, sagt er. Hier sei die Bundesregi­erung gefordert, Klarheit zu schaffen. Sobald dies geschehen sei, könne es sein, dass auch die Energieunt­ernehmen in ihren Angeboten an die Besitzer von Photovolta­ik-altanlagen noch nachjustie­ren.

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Foto: Daniel Reinhardt, dpa Was, wenn die Eeg-förderung für die eigene Anlage ausläuft? Firmen bieten erste Lösungen.

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