Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Leitzins bleibt unten
Christine Lagarde fordert von der europäischen Politik entschlossenes Handeln
Frankfurt am Main Europas Währungshüter fordern nach ihren gewaltigen Corona-nothilfen nun entschlossenes Handeln der Politik. „Es ist wichtig, dass sich die Verantwortlichen in Europa schnell auf ein ehrgeiziges Paket einigen“, mahnte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Donnerstag in Frankfurt.
Die Notenbank hoffe „sehr stark“auf eine Einigung auf das vorgeschlagene 750-Milliarden-euro-paket, um die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum zu unterstützen. Die europäischen Staatsund Regierungschefs kommen von diesem Freitag an in Brüssel zusammen. Bei dem zweitägigen Eu-sondergipfel geht es unter anderem um den Vorschlag der Eu-kommission, 750 Milliarden Euro an den Finanzmärkten aufzunehmen und das Geld dann in ein Konjunktur- und Investitionsprogramm zur Bewältigung der Wirtschaftskrise zu stecken. Nach Vorstellung der Eu-kommission sollen 500 Milliarden als Zuschüsse und 250 Milliarden als Kredite vergeben werden. Widerstand gibt es vor allem aus den Niederlanden, Schweden, Dänemark und Österreich.
Der EZB-RAT beschloss am Donnerstag keine weiteren Anti-krisenmaßnahmen. Erst Anfang Juni hatte die Notenbank ihr Kaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) um 600 Milliarden Euro auf 1,35 Billionen Euro fast verdoppelt. Die Mindestlaufzeit wurde bis Ende Juni 2021 verlängert. Der Leitzins im Euroraum bleibt weiterhin auf dem Rekordtief von null Prozent. Die Wertpapierkäufe helfen Staaten wie Unternehmen: Sie müssen für ihre Papiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.