Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Abiball mit Präsident und Promis
Steinmeier organisiert digitale Abschlussfeier
Berlin Ganz alleine steht der Bundespräsident im Schloss Bellevue und spricht zu bunten Luftballons. Ja, ist denn schon wieder Fasching? Nein, Corona. Und Frank-walter Steinmeier spricht nicht zu den Ballons, die die leeren Stuhlreihen im Großen Saal schmücken, sondern zu den rund 1,9 Millionen Schulabgängern aus ganz Deutschland, die wegen der Corona-krise auf ihre Abschlussfeier verzichten müssen. Ändern kann daran freilich auch der Bundespräsident nichts. Aber als Trostpflaster laden er und seine Frau Elke Büdenbender die Jugendlichen per Videobotschaft zu einer „digitalen Abschlussfeier 2020“ein.
In den sozialen Netzwerken sollen die ehemaligen Schüler Videos hochladen, Freunde markieren, kommentieren, liken und online gemeinsam feiern. „Ich bin, ganz Deutschland ist stolz auf euch“, sagt Steinmeier. Und er ist damit nicht alleine. Mehr als 70 Prominente sprechen den Absolventen auf der Internetseite www.abschlussfeier2020.de per Video ihre Glückwünsche aus und machen den Schülern Mut. Die Aktion erinnert ein wenig an die Online-abschlussfeier aus den USA, die Barack und Michelle Obama im Juni organisiert haben.
Dass es nun auch in Deutschland eine ähnliche Aktion gibt, überrascht Psychologin Nora Gaupp vom Deutschen Jugendinstitut in München nicht: „Der Schulabschluss ist eines der ganz wichtigen Ereignisse im Leben junger Menschen. Damit kommt auch der Schulabschlussfeier eine wichtige symbolische Bedeutung zu.“Die Geste des Bundespräsidenten ist in den Augen der Expertin ein Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung für die erfolgreiche Schulzeit der Jugendlichen. „Schön wäre es daher, wenn der Bundespräsident eine vergleichbare Anerkennung auch für andere Lebensbereiche und Leistungen junger Menschen zeigen würde, etwa zum Abschluss eines Freiwilligenjahres oder für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit“, sagt Gaupp.