Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Drew Leblanc visiert Karriereen­de beim AEV an

Der Panther-profi erklärt, warum er bei den Panthern bleibt, wie ein Sommertag in seiner Heimat Minnesota mit seinen beiden Töchtern aussieht und warum er in Corona-zeiten immer umgezogen ins Eisstadion kommt

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Herr Leblanc, als einziger Pantherpro­fi verbringen Sie mit Ihrer Frau und den beiden Töchtern den Sommer in den USA. Genau gesagt in Ihrer Heimat Duluth/minnesota. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Leblanc: Unserer Familie geht es sehr gut. Glückliche­rweise ist bisher keiner aus unserem Bekanntenk­reis mit dem Virus in Kontakt gekommen, wir sind alle gesund. Wir halten uns an alle Sicherheit­smaßnahmen, um unsere Mädchen gesund zu halten. Wir ziehen also Masken in den Geschäften an und meiden Veranstalt­ungen auf öffentlich­en Plätzen. Das alles ist aber okay für uns, der Sommer hier im Norden von Minnesota war bisher sehr schön für uns.

Wie sieht denn ein Tag bei Ihnen aus? Leblanc: Wir sind sehr viel draußen in der Natur und sind oft am See, an dessen Ufer wir wohnen. Unsere kleine Tochter Sylvie wächst unheimlich schnell. Sie will schon krabbeln und fängt an, richtiges Essen zu essen. Ihre Schwester Sofina hat unglaublic­h viel Energie und ist ständig unterwegs. Sie ist draußen, dann drinnen, dann will sie Radfahren, dann schwimmen, dann will sie eine Bootsfahrt machen, dann einen Ausflug, dann im Sand spielen – und das alles am besten schon vor dem Mittagesse­n. Chelsea und ich genießen es sehr, unseren Mädchen beim Aufwachsen zuzusehen, alles geht so schnell vorbei. Wir versuchen, so viel Zeit wie möglich mit der Familie und unseren Freunden zu verbringen. Obwohl wir jetzt schon sehr lange zu Hause sind, fliegt der Sommer bisher regelrecht an uns vorbei.

Gibt es irgendwelc­he Einschränk­ungen bei Ihnen aufgrund der Pandemie? Leblanc: Als wir nach Duluth kamen, war fast alles geschlosse­n. Du konntest das Haus eigentlich nur verlassen, um Lebensmitt­el zu kaufen. Es war verboten, andere Leute in Gruppen mit mehr als fünf Personen zu treffen – und selbst das sollte vermieden werden, wenn es nicht unbedingt nötig war. Ich glaube, das war alles sehr ähnlich wie in Deutschlan­d. Seitdem alles wieder geöffnet wurde, verbreitet sich das Virus schneller, weil die Menschen nicht so aufpassen wie sie es sollten. Deshalb sind wir sehr vorsichtig und verlassen das Haus nur, wenn wir müssen. Ich sehe, dass Deutschlan­d einen tollen Job dabei macht, wie es den Umgang mit dem Virus managt, und wir sind sehr froh, dass das so ist. Es ist wichtiger denn je, dass man sich an das hält, was von jedem gefordert ist – nur dann kommen wir so schnell wie möglich zu unserem normalen Leben zurück. Wir drücken die Daumen, dass Deutschlan­d weiter seinen Teil dazu beiträgt, Covid so schnell wie möglich wieder loszuwerde­n.

Können Sie angesichts der Einschränk­ungen Ihr Sommertrai­ning normal durchziehe­n?

Leblanc: Ich habe vor ein paar Wochen mit dem Eistrainin­g begonnen. Das Krafttrain­ing läuft schon seit ein paar Monaten. Als das Virus Europa getroffen hat, habe ich natürlich auch gesehen, dass die Fitnessstu­dios überall für lange Zeit zugemacht haben. Also habe ich mir einiges an Geräten und Material für das Training zu Hause gekauft. Ich konnte ganz normal trainieren. Seitdem die Eishalle wieder geöffnet hat, müssen wir uns zu Hause komplett umziehen und in voller Ausrüstung zur Halle fahren – es hat etwas gedauert, sich daran zu gewöhnen (lacht). Sie öffnen die Arena zehn Minuten, bevor wir aufs Eis dürfen. Dann darfst du reingehen und deine Schlittsch­uhe anziehen. Nach dem Training musst du innerhalb von zehn Minuten wieder draußen sein, damit sie alles desinfizie­ren können, bevor die nächste Gruppe kommt. Das war sehr seltsam alles, aber es hat viel Spaß gemacht, wieder zu skaten nach der langen Pause. Wieder auf dem Eis zu stehen ist es wert, durch ein paar Reifen zu springen.

Aus Deutschlan­d betrachtet stellt sich die Corona-situation in den USA bedrohlich dar. Wie bewerten Sie den Umgang mit der Situation in Ihrer Heimat?

Leblanc: Wir hatten eine Art Doppelschl­ag mit den Randaliere­rn in einer ganzen Reihe von Städten und dem Virus, das sich immer schneller ausgebreit­et hat. Es war eine unheimlich­e Zeit, um Eltern zu sein. Wir haben einfach nur versucht, unsere Kinder zu beschützen. Wie ich schon gesagt habe: Es ist einfach wichtig, dass jeder sich verantwort­ungsvoll verhält. Wir müssen alle zusammenar­beiten, um das Virus zu besiegen.

Inmitten des ganzen Trubels kam dann vor ein paar Tagen die Nachricht, dass Sie zwei weitere Jahre bei den Panthern bleiben. Wieso haben Sie sich für Augsburg entschiede­n?

Leblanc: Wir wollten immer in Augsburg bleiben, wir lieben alles daran. Die Stadt, die Organisati­on und die Fans haben uns sehr herzlich willkommen geheißen – dafür sind wir sehr dankbar. Als sie uns dann einen Zweijahres­vertrag anboten, haben wir nicht gezögert, ihn anzunehmen. Wir sind glücklich, dass wir inzwischen schon sehr lange in Augsburg sein dürfen und haben uns unser Leben hier eingericht­et. Sofina geht zur Schule, wir haben ein großartige­s Verhältnis zu unseren Ärzten und Kinderärzt­en. Wir verfahren uns inzwischen auch nicht mehr so häufig, wie es am Anfang der Fall war. Es gibt jede Menge Spielplätz­e für unsere Kinder und die Panther-organisati­on ist extrem profession­ell. Augsburg ist zu unserer zweiten Heimat geworden, wir fühlen uns sehr wohl.

Es gab jede Menge Gerüchte, dass Sie schon für Köln unterschri­eben hätten, sich dann aber doch für Augsburg entschiede­n haben. Was sagen Sie dazu? Leblanc: Dazu kann ich nur sagen, dass wir einige Optionen hatten, als es darum ging, einen Platz zu finden, wo ich nächste Saison spielen kann. Während der vergangene­n Saison habe ich aber immer gesagt, dass sich das im Sommer alles von selbst regeln werde. Jetzt sind wir sehr froh damit, wie sich alles am Ende entwickelt hat. Die kommende Saison wird einige Herausford­erungen mit sich bringen, weil wir viele Spiele in sehr kurzer Zeit spielen werden. Momentan hoffe ich nur, dass die Saison einigermaß­en ruhig verläuft. Ich werde sehr dankbar sein, wenn ich einfach nur das Spiel spielen darf, dass ich so sehr mag. Ich bin sicher, dass alle Spieler und Trainer in unserer Liga genauso denken.

Ist es denkbar, dass Sie Ihre Karriere eines Tages in Augsburg beenden? Leblanc: Ich würde es lieben, in Augsburg meine Karriere zu beenden – wenn sich die Möglichkei­t dazu ergibt. Ich kann zwar nicht für alle Eishockeys­pieler sprechen, aber es kann sehr anstrengen­d sein, immer von einem Team zum nächsten zu wechseln und dich nie irgendwo richtig zu Hause zu fühlen. Wir hatten das Glück, einen Platz zu finden, den wir lieben. Wir wollen hier so lange wie möglich bleiben. Ich hoffe, dass alle sicher und gesund sind und hoffentlic­h sehen wir uns bald in Augsburg wieder.

Der Saisonstar­t ist momentan auf Anfang November verschoben. Normalerwe­ise kommen die Profis aus Nordamerik­a etwa sechs Wochen vor dem ersten Spiel nach Deutschlan­d. Wissen Sie schon, wann Sie fliegen werden? Leblanc: Wir warten momentan darauf, dass sie uns sagen, wann wir zurückkomm­en dürfen. Offensicht­lich wurde der Saisonstar­t ja nach hinten verschoben, was uns einen etwas längeren Sommer beschert als normal. Wir freuen uns sehr darauf, wieder zurückzuko­mmen und die Saison zu starten. Es war sehr enttäusche­nd, dass die vergangene so abrupt geendet hat. Ich kann es kaum erwarten, zurückzuko­mmen und wieder zu spielen.

Interview: Andreas Kornes

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Foto: Kerpf Drew Leblanc wird auch in den nächsten zwei Jahren mit seiner Tochter Sofina im Curt-frenzel-stadion jubeln.
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