Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt plant neue Regeln fürs Nachtleben

Müll, Lärm und kein Corona-abstand: Nach Party-auswüchsen reagiert der Ordnungsre­ferent. Vorgesehen sind ein Glasflasch­en-verbot, eine Sperrung der Maxstraße – und längere Öffnungsze­iten für die Außengastr­o

- VON JÖRG HEINZLE

Er hat in dieser Angelegenh­eit eine Doppelroll­e: Leo Dietz ist der Csufraktio­nschef im Augsburger Stadtrat, er ist aber auch Innenstadt-gastronom („Peaches“, „Mauser“). Die nächtliche­n Auswüchse auf der Maximilian­straße und in anderen Bereichen der Innenstadt, sagt er, die verurteile er aber in beiden Funktionen – als Kommunalpo­litiker und als Wirt. Zusammen mit Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) hat er an einem Konzept gearbeitet – es soll zu große Menschenan­sammlungen wie an den vergangene­n Wochenende­n, aber auch Lärm und Müll eindämmen. Es soll etliche Einschränk­ungen geben – aber nicht so massiv wie etwa in Nürnberg, wo die Stadt in bestimmten Bereichen den Verkauf von Getränken zum Mitnehmen („to go“) untersagt hat.

Ordnungsre­ferent Frank Pintsch sagt, er halte nichts davon, die Menschen aus der Innenstadt zu vertreiben. Dann würden sich die Probleme nur an andere Orte verlagern,

Der To-go-verkauf bleibt bis Mitternach­t erlaubt

etwa noch stärker in die Parkanlage­n oder an die Flussufer. Es gebe das Bedürfnis, abends auszugehen und andere zu treffen. Das sei auch in Ordnung, man müsse sich dabei aber an die Regeln halten. Auch an die Abstandsre­geln, denn Corona sei noch längst nicht überstande­n. Deshalb sehe die Stadt nun Handlungsb­edarf. Leo Dietz sagt, die Gastronomi­e müsse bei diesen Bemühungen mitziehen, sonst drohe rasch wieder ein komplettes Aus.

Geht es nach der CSU, dann soll die Maximilian­straße an Freitagen und Samstagen abends für den Verkehr, mit Ausnahme von Anliegern, gesperrt werden. Besucher der Straße sollen so mehr Platz haben. „Sie können sich dann besser verteilen“, sagt Pintsch. Im Innenstadt­bereich soll zudem die Außengastr­onomie länger als bisher öffnen dürfen. In der Maximilian­straße ist bis jetzt um 24 Uhr draußen Schluss, in anderen Bereichen teils schon um 22 Uhr. Nun soll es erlaubt sein, die Außengastr­o bis 1 Uhr nachts zu betreiben. Gegenzug soll der Verkauf von To-go-getränken, der bisher theoretisc­h bis 5 Uhr in der Früh möglich war, ab Mitternach­t untersagt sein. Pintsch sagt, in der Außengastr­onomie habe man deutlich bessere Möglichkei­ten, das Geschehen zu beeinfluss­en, als beim To-go-geschäft. Und es gebe zudem Toiletten. Leo Dietz sagt, die Probleme mit Zusammenba­llungen von Menschen, die nicht auf den Mindestabs­tand achten, hätten zuletzt immer dann begonnen, wenn die Lokale ihre Außenfläch­en geschlosse­n hätten. „Dann kauft man sich eben noch ein Getränk zum Mitnehmen und bleibt noch am Herkulesbr­unnen.“Ordnungsre­ferent Pintsch glaubt, dass es Beschwerde­n wegen der verlängert­en Öffnung der Außenbewir­tung geben könnte. Allerdings, so meint er: „Wir gehen davon aus, dass sich der Lärm damit reduzieren lässt. Draußen wären die Menschen ja so oder so.“

Pintsch will mit den neuen Regeln auch die Probleme mit Müll angehen. Vor allem der Bereich um den Herkulesbr­unnen und auch der Brunnen selbst ist bisher nach den Partynächt­en oft vermüllt – in dem Brunnen, der auch ein Bestandtei­l des Unesco-welterbes ist, schwimmen regelmäßig Plastikbec­her und Flaschen. Pintsch will deshalb ein abendliche­s Verbot von Glasflasch­en. Die Wirte sollen außerdem verpflicht­et werden, beim Verkauf von Getränken zum Mitnehmen mindestens zwei Euro Pfand zu verlangen. Außerdem sollen sie nur Mehrweg-becher anbieten dürfen. Ein Bestandtei­l soll auch, abgeim stimmt mit Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne), das Aufstellen von größeren Abfallbehä­ltern sein. Angedacht ist darüber hinaus, am Herkulesbr­unnen mit „Abstandsha­ltern“zu arbeiten – das könnten etwa Pflanztrög­e sein, so Pintsch.

Teile der Regeln gibt es bereits länger. Die Stadt hat für die Innenstadt schon vor Jahren eine Verordnung erlassen, die für Menschenan­sammlungen gilt, allerdings nur bei besonderen Anlässen. Diese Verordnung soll nun nach den Plänen des Ordnungsre­ferenten auch für Corona-zeiten gelten. Sie ermögliche es auch, erkennbar berauschte­n Personen den Aufenthalt in der Innenstadt zu untersagen. Pintsch will das Maßnahmenp­aket am kommenden Donnerstag im Stadtrat zur Abstimmung stellen. Dann könnten die

Regeln ab dem letzten Juli-wochenende gelten. Csu-fraktionsc­hef Dietz geht davon aus, dass es eine breite Mehrheit geben wird. Er sagt: „Wir müssen etwas tun.“

Frank Pintsch sagt, das Maßnahmenp­aket sei ein Versuch. Sollte es nicht greifen, müsse man relativ schnell auch über schärfere Regeln nachdenken. Nach Informatio­nen unserer Zeitung hätte sich die Polizei eine stärkere Einschränk­ung des To-go-verkaufs gewünscht. Pintsch aber sieht, wie er auf Nachfrage sagt, dann die Gefahr, dass noch mehr Nachtschwä­rmer ihre Getränke selbst mitbringen – verbunden mit entspreche­nd Müll. An diesem Wochenende gelten die Regeln noch nicht. Allerdings wollen Polizei und Ordnungsdi­enst mehr Präsenz zeigen.

 ?? Foto: Michael Hörmann ?? Die Maximilian­straße ist bei Nachtschwä­rmern beliebt. Weil Clubs und Diskotheke­n aber wegen Corona geschlosse­n haben, spielt sich das Nachtleben mehr auf der Straße ab. Die Polizei hatte zuletzt viel zu tun, auch der Müll wurde zu einem Problem.
Foto: Michael Hörmann Die Maximilian­straße ist bei Nachtschwä­rmern beliebt. Weil Clubs und Diskotheke­n aber wegen Corona geschlosse­n haben, spielt sich das Nachtleben mehr auf der Straße ab. Die Polizei hatte zuletzt viel zu tun, auch der Müll wurde zu einem Problem.

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