Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Modekette H&M verlässt die Annastraße
Der Abschied wird als Indiz gedeutet, dass die Textilbranche vor großen Herausforderungen steht. Im Einkaufszentrum City-galerie strahlt Centermanager Axel Haug wieder Zuversicht aus
Der Auszug ist bereits erfolgt: Der schwedische Modefilialist H&M hat seine Filiale in der Annastraße aufgegeben. „Wir werden dich vermissen“, ist auf der zugeklebten Schaufensterfront zu lesen. Kunden werden an die beiden anderen Standorte des Unternehmens in der Bürgermeister-fischer-straße und in der City-galerie verwiesen.
Dass der Handel wegen der Corona-pandemie vor drastischen Einschnitten steht, ist bundesweit bekannt. Speziell Textilunternehmen kämpfen mit großen Problemen, heißt es. In Augsburg lässt sich die Krise bereits festmachen. H&M gibt eine Filiale auf, in der Philippinewelser-straße schließt Harald Binder Ende August seinen Modeladen „Rabe by Binder“. Der Laden habe sich finanziell nicht mehr gerechnet, sagt Binder. Als kleiner Einzelhändler
könne er sich an den momentan stattfindenden Rabattschlachten nicht beteiligen.
Stephan Mayr vom städtischen Wirtschaftsreferat sagt, dass die Stadt über keine Statistik verfügt, wie viele Geschäfte womöglich wegen der Corona-krise aufgeben müssen. Generell sei festzuhalten, dass sich wieder mehr Passanten in der Innenstadt aufhalten. Ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Situation ist die City-galerie. Das Einkaufszentrum beheimatet 100 Fachgeschäfte. Centermanager Axel Haug sagt: „Nach wie vor ist es keine einfache Situation für Einkaufszentren, da die Maskenpflicht das Shoppingerlebnis und den gemütlichen Einkaufsbummel beeinflusst.“Dennoch stelle man fest, „dass sich immer mehr Kunden an die veränderte Situation anpassen und die Frequenzen langsam aber stetig ansteigen“. Haug richtet den Blick deswegen nach vorne: „Wir bewegen uns dank der Treue und dem Vertrauen unserer Kunden und Besucher sowie den Bemühungen und Engagement unserer Seite immer mehr in Richtung Normalität und alter Stärke.“Der Weg sei noch ein bisschen holprig. In der City-galerie gehört H&M zu den Mietern. Der Abschied von H&M in der Annastraße dürfte dieses Mal von Dauer sein, heißt es. Im Jahr 2015 war das Unternehmen schon einmal in die Annastraße zurückgekehrt. Es hatte zuvor im April 2013 die rund 2000 Quadratmeter große Ladenfläche verlassen.
Für die Annastraße ist der Abschied von H&M gegenwärtig ein Rückschlag. In unmittelbarer Umgebung werden allerdings bald neue Mieter einziehen. Das Eckgebäude, in dem früher das Gasthaus Weißer Hase saß, ist nach einer Komplettsanierung bald bezugsfertig. Nach Informationen
unserer Redaktion wird wieder eine Gaststätte ins Haus einziehen. Es soll ein Augustinerlokal sein. In einem Nachbargebäude, in dem lange Jahre der Modehändler Esprit vertreten war, laufen weiterhin Modernisierungsarbeiten. Hier wird künftig das Modehaus Benesch sitzen. Sorgenkind der Annastraße bleibt das seit Jahren leer stehende ehemalige Woolworth-gebäude.