Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein blaues Auge
Der Bauern-bezirkspräsident warnt und zieht ein zweigeteiltes Fazit
Für die schwäbischen Landwirte hätte es in der Corona-krise noch schlimmer kommen können: „Wir sind bisher mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Alfred Enderle, Bezirkspräsident Schwaben beim Bayerischen Bauernverband (BBV). Es bleibe allerdings zu hoffen, dass keine zweite Infektionswelle kommt. „Denn ansonsten könnte es für einige Betriebe düster aussehen.“
Für Schlagzeilen hatte in den vergangenen Wochen insbesondere der Corona-ausbruch auf einem Spargelhof in Inchenhofen (Landkreis Aichach-friedberg) gesorgt: 96 Mitarbeiter waren dort positiv auf Covid-19 getestet worden, der Betrieb musste die Saison vorzeitig beenden. Weitere derartige Fälle in der Region sind Bbv-bezirkspräsident Enderle nicht bekannt, den meisten Landwirten hätten trotz der Pandemie genügend Saisonarbeiter für die Ernte zur Verfügung gestanden. „Im Großen und Ganzen hat es funktioniert und die Schutzvorkehrungen wurden bei uns gut umgesetzt.“
Ebenfalls positiv: Das Wetter habe in diesem Jahr einigermaßen mitgespielt. „Das Frühjahr war zwar zunächst wieder sehr trocken, allerdings hatten wir in Schwaben doch noch rechtzeitig Niederschläge.“
Frostschäden, die etwa in Oberfranken mancherorts zu kompletten Ernteausfällen geführt hatten, seien glücklicherweise ausgeblieben. „Die Gersten- und Weizenernte würde ich als durchschnittlich bezeichnen. Es gab auf jeden Fall schon weitaus schlimmere Jahre“, sagt Enderle.
Mit Blick auf den Absatz der Lebensmittel zieht der Bbv-bezirkspräsident ein „zweigeteiltes“Fazit. Bauern, die ihre Produkte vor allem an den Einzelhandel vermarkten, seien zum Teil nahezu unbehelligt durch die Krise gekommen. Angesichts des regelrechten Ansturms auf die Supermärkte gerade zu Beginn der Krise erscheint dies wenig verwunderlich. Andere Betriebe bekamen die wochenlangen Schließungen von Gaststätten und Hotels hingegen deutlich zu spüren. Man habe gemerkt, dass die Menschen Pommes oder hochwertige Rindfleischprodukte lieber auswärts als zu Hause essen.
Viele schwäbische Schweinebauern wurden in den vergangenen Wochen ebenfalls ihre Tiere nicht los, was in erster Linie auf den Coronaausbruch beim Fleischriesen Tönnies in Gütersloh zurückzuführen ist. „Die Schließung des größten deutschen Schlachtbetriebs war ein Problem.“Dominik Stenzel