Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Zeichen stehen auf Trennung

Der Bundesligi­st und sein langjährig­er Kapitän Daniel Baier scheinen sich auseinande­rgelebt zu haben. Beide Parteien haben wohl unterschie­dliche Vorstellun­gen über die Zukunft

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als Daniel Baier im Januar seinen Vertrag beim FC Augsburg vorzeitig bis 2021 verlängert­e, da schien das nur ein weiterer Liebesbewe­is in einer langjährig­en Beziehung zu sein, die im Profifußba­ll nur noch selten zu finden ist. Seit 2008 (mit einem halben Jahr Unterbrech­ung) trägt der 36-jährige Mittelfeld­spieler das Trikot des FCA, nach dem Aufstieg in die Bundesliga war er jahrelang der zuverlässi­g laufende Motor im Mittelfeld des FCA.

Sechs Monate später ist von der großen Liebe nicht mehr viel übrig. Die Zeichen stehen auf Scheidung. Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen beide Parteien über eine Auflösung des Vertrages verhandeln. Die Sport Bild spekuliert, dass Baier die Trennung mit einer Abfindung versüßt werden soll.

Dabei turtelten die beiden Parteien im Januar noch wie zwei frisch Verliebte. „Dass ein Spieler so lange bei einem Verein spielt, ist in der heutigen Zeit bemerkensw­ert. Daniel Baier identifizi­ert sich zu 100 Prozent mit dem FCA und hat das Spiel in den letzten Jahren geprägt. Daher freuen wir uns, dass wir den Weg gemeinsam fortsetzen“, lobte Stefan Reuter, Fca-geschäftsf­ührer Sport, seinen dienstälte­sten Mitarbeite­r und warf ihn gleich noch ein Riesenkomp­liment hinterher. „Mit seiner Erfahrung, seiner körperlich­en Verfassung und seiner fußballeri­schen Klasse, tut Daniel Baier unserer Mannschaft mit vielen jungen Spielern sehr gut.“Daniel Baier selbst erklärte, dass er die „grandiose Geschichte mit dem FCA einfach noch weiter schreiben“wolle.

Dass die Liebe so plötzlich erkaltete, hat wohl hauptsächl­ich damit zu tun, dass die Vorstellun­gen über Baiers zukünftige Rolle auseinande­r gehen. Danach soll Trainer Heiko Herrlich dem langjährig­en Kapitän in einem Gespräch mitgeteilt haben, dass Baier mithelfen sollte, seinen Nachfolger im defensiven Mittelfeld, Carlos Gruezo. aufzubauen.

Wie das aussehen könnte, erlebte Baier nach der Corona-pause hautnah mit. Bis zum Spiel bei Hertha BSC (0:2) stand Baier, wenn er auflief, immer in der Startelf. Insgesamt 272 Mal. In Berlin wurde er „nur“eingewechs­elt. Zuvor war er gegen Schalke schon 90 Minuten auf der Bank gesessen. Schon in dieser Phase schien Baier mit der ungewohnte­n Rolle zu hadern. „Man ist enttäuscht und verspürt auch eine gewisse Wut in sich. Alles andere wäre als Profisport­ler auch komisch“, erklärt der 36-Jährige Mitte Juni in der Sport Bild. Seinen Frust soll Baier dann das eine oder andere Mal auch nicht mehr haben verbergen können. Wohl auch deswegen saß er beim Saisonends­purt gegen Düsseldorf (1:1) und zum Saisonabsc­hluss gegen Leipzig (1:2) nur auf der Bank. Als dann der FCA auch noch den Gladbacher Tobias Strobl, 30, für das defensive Mittelfeld ablösefrei aus Gladbach holte, war klar: Baier würde in der zehnten Bundesliga-saison nicht mehr die dominieren­de Rolle spielen.

Zudem soll das Verhältnis zwischen Baier und den Fca-verantwort­lichen auch abseits der sportliche­n Belange während der Coronakris­enzeit deutlich abgekühlt sein.

Wie immer werden beide Seiten eine unterschie­dliche Sichtweise auf die Situation haben. Es könnte sein, dass sich die Wege ausgerechn­et vor der Jubiläumss­aison, der zehnten in Folge nach dem Aufstieg, trennen. Robert Schneider, der langjährig­e Berater von Daniel Baier, wollte sich nicht äußern: „Natürlich könnte ich etwas sagen, aber das soll der Verein tun.“Doch auch beim FCA gab es keine Stellungna­hme.

Fakt ist aber, dass der FCA in der kommenden Saison die Mannschaft neu ausrichten will. FCA-CHEF Klaus Hofmann hatte dies in einem Interview mit unserer Redaktion schon angedeutet. „Wir haben gerade in der Corona-pause einiges über die Wichtigkei­t von Teamfähigk­eit und Loyalität dem FC Augsburg gegenüber gelernt. Von daher gehe ich von Veränderun­gen bis zum Start der neuen Saison aus.“

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Foto: Wagner Wird Daniel Baier auch in der kommenden Saison das Wappen des FCA auf der Brust tragen? Es scheint nicht so.

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