Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Zeichen stehen auf Trennung
Der Bundesligist und sein langjähriger Kapitän Daniel Baier scheinen sich auseinandergelebt zu haben. Beide Parteien haben wohl unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft
Augsburg Als Daniel Baier im Januar seinen Vertrag beim FC Augsburg vorzeitig bis 2021 verlängerte, da schien das nur ein weiterer Liebesbeweis in einer langjährigen Beziehung zu sein, die im Profifußball nur noch selten zu finden ist. Seit 2008 (mit einem halben Jahr Unterbrechung) trägt der 36-jährige Mittelfeldspieler das Trikot des FCA, nach dem Aufstieg in die Bundesliga war er jahrelang der zuverlässig laufende Motor im Mittelfeld des FCA.
Sechs Monate später ist von der großen Liebe nicht mehr viel übrig. Die Zeichen stehen auf Scheidung. Nach Informationen unserer Redaktion sollen beide Parteien über eine Auflösung des Vertrages verhandeln. Die Sport Bild spekuliert, dass Baier die Trennung mit einer Abfindung versüßt werden soll.
Dabei turtelten die beiden Parteien im Januar noch wie zwei frisch Verliebte. „Dass ein Spieler so lange bei einem Verein spielt, ist in der heutigen Zeit bemerkenswert. Daniel Baier identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem FCA und hat das Spiel in den letzten Jahren geprägt. Daher freuen wir uns, dass wir den Weg gemeinsam fortsetzen“, lobte Stefan Reuter, Fca-geschäftsführer Sport, seinen dienstältesten Mitarbeiter und warf ihn gleich noch ein Riesenkompliment hinterher. „Mit seiner Erfahrung, seiner körperlichen Verfassung und seiner fußballerischen Klasse, tut Daniel Baier unserer Mannschaft mit vielen jungen Spielern sehr gut.“Daniel Baier selbst erklärte, dass er die „grandiose Geschichte mit dem FCA einfach noch weiter schreiben“wolle.
Dass die Liebe so plötzlich erkaltete, hat wohl hauptsächlich damit zu tun, dass die Vorstellungen über Baiers zukünftige Rolle auseinander gehen. Danach soll Trainer Heiko Herrlich dem langjährigen Kapitän in einem Gespräch mitgeteilt haben, dass Baier mithelfen sollte, seinen Nachfolger im defensiven Mittelfeld, Carlos Gruezo. aufzubauen.
Wie das aussehen könnte, erlebte Baier nach der Corona-pause hautnah mit. Bis zum Spiel bei Hertha BSC (0:2) stand Baier, wenn er auflief, immer in der Startelf. Insgesamt 272 Mal. In Berlin wurde er „nur“eingewechselt. Zuvor war er gegen Schalke schon 90 Minuten auf der Bank gesessen. Schon in dieser Phase schien Baier mit der ungewohnten Rolle zu hadern. „Man ist enttäuscht und verspürt auch eine gewisse Wut in sich. Alles andere wäre als Profisportler auch komisch“, erklärt der 36-Jährige Mitte Juni in der Sport Bild. Seinen Frust soll Baier dann das eine oder andere Mal auch nicht mehr haben verbergen können. Wohl auch deswegen saß er beim Saisonendspurt gegen Düsseldorf (1:1) und zum Saisonabschluss gegen Leipzig (1:2) nur auf der Bank. Als dann der FCA auch noch den Gladbacher Tobias Strobl, 30, für das defensive Mittelfeld ablösefrei aus Gladbach holte, war klar: Baier würde in der zehnten Bundesliga-saison nicht mehr die dominierende Rolle spielen.
Zudem soll das Verhältnis zwischen Baier und den Fca-verantwortlichen auch abseits der sportlichen Belange während der Coronakrisenzeit deutlich abgekühlt sein.
Wie immer werden beide Seiten eine unterschiedliche Sichtweise auf die Situation haben. Es könnte sein, dass sich die Wege ausgerechnet vor der Jubiläumssaison, der zehnten in Folge nach dem Aufstieg, trennen. Robert Schneider, der langjährige Berater von Daniel Baier, wollte sich nicht äußern: „Natürlich könnte ich etwas sagen, aber das soll der Verein tun.“Doch auch beim FCA gab es keine Stellungnahme.
Fakt ist aber, dass der FCA in der kommenden Saison die Mannschaft neu ausrichten will. FCA-CHEF Klaus Hofmann hatte dies in einem Interview mit unserer Redaktion schon angedeutet. „Wir haben gerade in der Corona-pause einiges über die Wichtigkeit von Teamfähigkeit und Loyalität dem FC Augsburg gegenüber gelernt. Von daher gehe ich von Veränderungen bis zum Start der neuen Saison aus.“