Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Allgäu-power hoch zwei
Ganz oben und ganz unten an der Modellpalette hat der Buchloer Edelhersteller Alpina einmal mehr richtig Gas gegeben. Eine Wucht, besonders auf der Rennstrecke: der neue XB7. Und für den Alltag: der neue D3 S
Wohl noch nie war Autoverkaufen so schwierig wie jetzt. Die Bmwveredler von Alpina aus dem Allgäu fahren mitten in der Corona-krise eine neue Flotte auf. An der Spitze das Top-modell XB7, ein Supersuv mit 621 PS. Und mit dem D3 S haben die Buchloer erstmals ein Hybrid-auto im Angebot.
Mit dem XB7 wagen sich die Buchloer in illustre Kreise vor. Die Gegner heißen Porsche Cayenne Turbo, Mercedes AMG GLS 63 oder Bentley Bentayga. Wer so ein Publikum erobern will, der muss liefern. Am besten dort, wo es keine Ausreden gibt, auf der Rennstrecke. Wir konnten das 2,7 Tonnen schwere rollende Flaggschiff auf dem Bilster Berg testen, auch „kleine Nordschleife“genannt. Mit seinen welligen und schnellen Passagen, den blinden Kuppen und den 19 Kurven ist der Track auf einem ehemaligen britischen Militärgelände tatsächlich so etwas wie die Miniaturausgabe des legendären Nürburgrings.
Der wohl heißeste Abschnitt heißt Mausefalle. So wie der berüchtigte Abschnitt auf der Ski-weltcup-abfahrt „Streif“in Kitzbühel. Das heißt 26 Prozent Gefälle hinunter, und zwar in einer abartig enger werdenden Kurve. Und dann geht es, Vollgas, 21 Prozent wieder rauf ins vermeintliche Nichts des Himmels. Die Kompression am tiefsten Punkt erinnert an das Niveau eines Raketenstarts: Und so fühlt man sich auch im XB7 von Alpina. Dafür sorgen acht Zylinder, 621 Pferdestärken und 800 Newtonmeter (Nm) unter der Haube. Im Vergleich zum stärksten Serien-x7, dem X750i von BMW, sind das 91 PS und 50 Nm Drehmoment mehr.
Dabei entwickelt der XB7 eine verblüffend sportlich Note. Zwar nicht unbedingt im Komfort-modus, bei dem das Luftfahrwerk so ziemlich jede Unebenheit rausnimmt und die Regelsysteme Geschwindigkeit und Drehmoment zurückfahren. Aber in den Einstellungen Sport oder Sport plus wird aus dem schwerfälligen EDEL-SUV eine freche Rennmaschine.
Neben dem Motor glänzt das Luftfahrwerk. Bei den einstellbaren Fahrzeugniveaus befindet sich der XB7 nämlich auf Rekordjagd. Neun Zentimeter liegen zwischen höchstem und tiefstem Punkt. Vier Zentimeter nach oben schiebt die Luftfederung, wenn es ins Gelände gehen sollte. Sofern man das 150000-Euro-auto überhaupt beschmutzen möchte. Und ganze fünf Zentimeter senkt es sich ab, wenn einem die Ladekante zu hoch und die Einkäufe zu mächtig sind. Natürlich hat die Niveauregulierung auch etwas mit Fahrdynamik zu tun. Im Sport-mo
geht es um zwei Zentimeter runter, bei Sport Plus um vier Zentimeter. Damit liegt der Schwerpunkt niedriger, was der Agilität und Stabilität beim Fahren zugutekommt.
Und dann wären da noch die Räder, wenn es um die besonderen Merkmale des XB7 geht. Auch 23 Zoll bieten die Buchloer jetzt an, so wie Mercedes beim AMG GLS 63 oder Lamborghini beim Urus. Partner ist Pirelli. Von den Pneus ist auch Firmenchef Andreas Bovensiepen überzeugt. Aus eigener Erfahrung: „Der Notspurwechsel bei
Tempo 290 war ganz easy.“Segensreich auf die Stabilität wirkt sich die Hinterachslenkung aus, die mit bis zu 2,3 Grad mitgeht. Im Vergleich zum normalen X7 wurde auch der Auspuff modifiziert. Der größere Rohrdurchschnitt bringt einen runderen Sound und zeigt von hinten dezent, dass dieser X7 etwas Besonderes ist.
Der Alpina D3 S rollt erstmals als Mildhybrid an
Die Brot- und Butter-autos des bayerisch-schwäbischen Kleinherstellers sind jedoch die Bmw-3erdus
Derivate. Und da vor allem der D3 S, der Diesel, der sich in den vergangenen fünf Jahren rund 1300 Mal verkauft hat. Analog zum BMW und auch zum ersten Mal in der Alpinageschichte kommt er als Mild-hybrid mit Startergenerator daher.
Der kleine E-motor bügelt in den untersten Drehzahlbereichen eventuelle Leitungslöcher weg und sorgt für ein noch agileres Ansprechverhalten. 355 PS und 730 Newtonmeter leistet der D3 S mit einer garantierten Top-geschwindigkeit von 273 Stundenkilometern. In 4,6 Sekunden spurtet er von 0 auf Tempo 100 (Werte für die Limousine). Damit schlägt er seinen direkten Mitbewerber, den Audi S4 TDI, in beiden Disziplinen.
Der neue B3-benziner (siebte Generation) hat ebenfalls einen Reihensechszylinder mit Biturbo-aufladung, leistet aber sogar 462 PS (Drehmoment 700 Nm ab 2500 U/min) und absolviert die Tempo100-marke in 3,8 (Limousine) respektive 3,9 Sekunden (Kombi). Beide Modelle werden mit Allrad angetrieben. Auch der B3 ist im Wettbewerb führend. Mit 303 Stundenkilometern und seinen Spurtwerten lässt er sogar die Konkurrenz namens Audi RS4 und Mercedes-amg C63 erblassen.