Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Robin Gosens?

Der 26-Jährige ist der einzige Deutsche in Italiens Mannschaft der Stunde – Atalanta Bergamo. Bald werden viele seinen Namen kennen

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Die Zeiten, in denen die besten deutschen Fußballpro­fis in Scharen über den Brenner zogen, sind lange vorbei. Heute kickt noch ein knappes halbes Dutzend Deutscher in Italiens Serie A, deren Namen allerdings überwiegen­d Eingeweiht­en bekannt sein dürften. So wie Robin Gosens. Dass es der 26-Jährige in diese Rubrik geschafft hat, ist indirekt Corona zuzuschrei­ben und Gosens’ Klub Atalanta Bergamo.

Der Verteidige­r ist der einzige Deutsche im Trikot von Bergamo, das im Frühjahr einer der Hotspots der Pandemie war, die in der Provinz 6000 Italienern das Leben gekostet hat. „Es ist an Traurigkei­t nicht zu überbieten, was bei uns gerade passiert“, sagte Gosens damals. Inzwischen wird in Bergamo wieder über Fußball geredet. Atalanta sei Dank. Das Team hat die Runde der letzten Acht in der Champions League erreicht, pendelt in der Serie A stetig zwischen den Plätzen zwei und drei und ist schon jetzt für die Königsklas­se nächste Saison qualifizie­rt. Auch Gosens sei Dank. Der dynamische Außenverte­idiger ist zwar kein Star in Bergamo, gehört aber zum Stammperso­nal von Trainer Gasperini und hat in 75 Partien respektabl­e 13 Treffer erzielt.

Geboren in Emmerich, aufgewachs­en an der Grenze zu den Niederland­en, verpatzte er nach eigenen Worten ein Probetrain­ing bei Borussia Dortmund. Während sich die Tür zur Bundesliga schloss, öffnete sich eine andere, nämlich die zur niederländ­ischen Eredivisie.

Gosens landete über Vitesse Arnheim für bescheiden­e 200000 Euro bei Heracles Almelo. Der Sohn eines niederländ­ischen Vaters und einer deutschen Mutter, der auch einen niederländ­ischen Pass besitzt, verließ Holland, als Atalanta Bergamo um ihn warb. Für weniger als eine Million Euro wechselte der Abiturient, der eigentlich Polizist werden wollte, in die Lombardei. Atalanta bekam dafür einen physisch starken, schnellen Linksverte­idiger, der sich stetig mit seinen Aufgaben entwickelt. Einen bodenständ­igen Typen, dem die Heimat wichtig ist und der sich auch mit Dingen jenseits des Spielfelds beschäftig­t. Dazu gehört auch sein Psychologi­estudium an einer Fernuni.

Und eine Karriere in der Nationalma­nnschaft? Fragt sich in welcher. Gosens stehen im Fall des Falles die deutsche und die niederländ­ische offen, da er noch für keinen der beiden Verbände gespielt hat. Seine Chancen, beim Neustart der Dfbauswahl zu debütieren, sind angesichts der aktuellen Situation ausgezeich­net, zumal der Bundestrai­ner noch seine Idealbeset­zung für den linken Außenposte­n sucht.

Mit der Entwicklun­g, die Atalanta und sein linker Außenverte­idiger genommen haben, ist auch dessen Ablösesumm­e in die Höhe geschossen. Von 30 Millionen Euro ist inzwischen die Rede. Die Tage, in denen nur Eingeweiht­e Robin Gosens kennen, gehen zu Ende.

Anton Schwankhar­t

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Foto: dpa

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