Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mozzarella und Selbstbräuner
Es gibt diese Leute: Haben Haare blond wie der Weizen in der Ukraine und nach einem Sommertag im Freibad einen bronzenen Teint wie manche nach drei Wochen auf Sizilien. Dieses Glück ist nicht jedem beschieden. Am Wochenende bei wechselhaftem Wetter am Seeufer jedenfalls bei der Lektüre des nächsten Artikels über Söders Kanzlertauglichkeit eingeschlafen. Vorher nicht Haupt und Gesicht mit Sonnencreme (Schutzfaktor: 50) imprägniert, weil: War zu dem Zeitpunkt wieder bewölkt gewesen. Müsste doch unbedenklich sein. Aufgewacht von einem Stechen im Gesicht. Die Wolken waren weg und das Haupt: jedenfalls nicht bronzen.
Was das daraus resultierende Leid erschwert: Mit Verständnis von der weitaus besseren Hälfte ist bei der Folgenbewältigung nicht so richtig zu rechnen. Italienerinnen haben es diesbezüglich erheblich leichter. Einem kurz interessierten Blick auf den wirklich schönen Kontrast von weißem Kragen und intensiv-rosa gefärbter Haut folgte nur der (sicherlich irgendwie liebevoll gemeinte) Kommentar: „Klassisch: squadra mozzarella.“Allerdings gab es dann doch Handreichungen, um den Schaden einzugrenzen. Heißt: ein schönes Glas mit Kokosöl (nativ, kalt gepresst). Nahm reichlich davon, wirkte es in die Haut ein und hoffe auf das Beste.
Nach all diesen Strapazen dann wieder zur Zeitung gegriffen und folgende Meldung gelesen: „Angesichts der coronabedingten Reisebeschränkungen haben Verbraucher in Deutschland deutlich öfter zu Selbstbräuner gegriffen.“Wie das Marktforschungsunternehmen Nielsen herausgefunden hat, sind im ersten Halbjahr 13 Prozent mehr von dem Zeugs verkauft worden als im Vorjahr. Die Nachfrage nach Sonnenschutzmittel habe dagegen nachgelassen.
Die Nachfrage möglicherweise, der persönliche Bedarf offensichtlich nicht. Nicht auszudenken jedenfalls, wie sich ein mit Selbstbräuner eingeschmierter Mozzarella zu heftiger Sonnenbestrahlung verhalten hätte. Schon schlimm genug, dass dieses Kokosöl nun im tendenziell himbeerfarbenen Gesicht pappt. Dauerhafter Effekt der Einfettung: Abwarten. Kurzzeitwirkung: Man duftet wie ein Bounty.