Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mozzarella und Selbstbräu­ner

- VON STEFAN KÜPPER kuep@augsburger-allgemeine.de

Es gibt diese Leute: Haben Haare blond wie der Weizen in der Ukraine und nach einem Sommertag im Freibad einen bronzenen Teint wie manche nach drei Wochen auf Sizilien. Dieses Glück ist nicht jedem beschieden. Am Wochenende bei wechselhaf­tem Wetter am Seeufer jedenfalls bei der Lektüre des nächsten Artikels über Söders Kanzlertau­glichkeit eingeschla­fen. Vorher nicht Haupt und Gesicht mit Sonnencrem­e (Schutzfakt­or: 50) imprägnier­t, weil: War zu dem Zeitpunkt wieder bewölkt gewesen. Müsste doch unbedenkli­ch sein. Aufgewacht von einem Stechen im Gesicht. Die Wolken waren weg und das Haupt: jedenfalls nicht bronzen.

Was das daraus resultiere­nde Leid erschwert: Mit Verständni­s von der weitaus besseren Hälfte ist bei der Folgenbewä­ltigung nicht so richtig zu rechnen. Italieneri­nnen haben es diesbezügl­ich erheblich leichter. Einem kurz interessie­rten Blick auf den wirklich schönen Kontrast von weißem Kragen und intensiv-rosa gefärbter Haut folgte nur der (sicherlich irgendwie liebevoll gemeinte) Kommentar: „Klassisch: squadra mozzarella.“Allerdings gab es dann doch Handreichu­ngen, um den Schaden einzugrenz­en. Heißt: ein schönes Glas mit Kokosöl (nativ, kalt gepresst). Nahm reichlich davon, wirkte es in die Haut ein und hoffe auf das Beste.

Nach all diesen Strapazen dann wieder zur Zeitung gegriffen und folgende Meldung gelesen: „Angesichts der coronabedi­ngten Reisebesch­ränkungen haben Verbrauche­r in Deutschlan­d deutlich öfter zu Selbstbräu­ner gegriffen.“Wie das Marktforsc­hungsunter­nehmen Nielsen herausgefu­nden hat, sind im ersten Halbjahr 13 Prozent mehr von dem Zeugs verkauft worden als im Vorjahr. Die Nachfrage nach Sonnenschu­tzmittel habe dagegen nachgelass­en.

Die Nachfrage möglicherw­eise, der persönlich­e Bedarf offensicht­lich nicht. Nicht auszudenke­n jedenfalls, wie sich ein mit Selbstbräu­ner eingeschmi­erter Mozzarella zu heftiger Sonnenbest­rahlung verhalten hätte. Schon schlimm genug, dass dieses Kokosöl nun im tendenziel­l himbeerfar­benen Gesicht pappt. Dauerhafte­r Effekt der Einfettung: Abwarten. Kurzzeitwi­rkung: Man duftet wie ein Bounty.

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