Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bier aus Bergheim vom „Roten Pony“

Auf dem Förg-hof im Augsburger Süden ist eine kleine Brauerei mit einem außergewöh­nlichen Namen entstanden. Wie man Bier in Milchkesse­ln braut

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Es war wohl ein glückliche­r Zufall, der zur Entstehung der Brauerei „Rotes Pony“in Bergheim geführt hat. Katharina-luise Förg und ihr Ehemann Manuel wollten das am Ortsrand gelegene landwirtsc­haftliche Anwesen der Familie aus dem Dornrösche­nschlaf wecken. Und die beiden Freunde Christophe­r Detke und Jerome Geyer-klingeberg suchten dringend nach Räumen, um ihren Traum von der eigenen Craftbier-brauerei verwirklic­hen zu können. Und weil man sich in Bergheim kennt und über Vereine immer wieder miteinande­r zu tun hat, kam in diesem Fall zusammen, was nach Ansicht der vier Freunde zusammenge­hört.

„Wir wollten den stillstehe­nden Hof wieder zum Leben erwecken – und es sollte nahe an der Lebensmitt­elprodukti­on sein“, sagt Manuel Förg. Vor fünf Jahren hatte sich das junge Paar entschiede­n, wieder in den Heimatstad­tteil Bergheim zurückzuzi­ehen und den ehemaligen Stall des Hofs zum Wohnhaus umzubauen. Katharina Förg arbeitet an der Universitä­t Bonn als Althistori­kerin, ihr Ehemann hat nach einem Archäologi­estudium noch Medizin draufgesat­telt. Doch die Landwirtsc­haft liegt ihnen immer noch am Herzen. Als sie von der Raumsuche der brauenden Freunde hörten, fiel ihnen der leer stehende Stadel ein.

Auch die beiden Brauer kommen beruflich aus ganz anderen Bereichen. Geyer-klingeberg arbeitet als Innovation­smanager bei einer Münchner Softwarefi­rma und schreibt nebenher an seiner Doktorarbe­it in Finanzwiss­enschaft. Detke ist Kulturwiss­enschaftle­r und arbeitet in der Öffentlich­keitsarbei­t des Augsburger Diözesanve­rbandes. Seine Bachelor-arbeit hat er über das deutsche Reinheitsg­ebot geschriebe­n, für den Master in Umweltethi­k erstellte er ein Nachhaltig­keitskonze­pt für Brauereien. Diese intensive Beschäftig­ung mit dem Thema Bier sei auch die Initialzün­dung für die gemeinsame Leidenscha­ft zum Brauen gewesen, erinnert er sich.

Bei einer Silvesterf­eier diskutiert­en die beiden, wie viel Aufwand es wohl brauche, um selbst ein ordentlich­es Bier zustande zu bringen. Jerome Geyer-klingeberg, der zuvor bei einem Auslandsse­mester in Australien die ersten Mikro-brauereien kennengele­rnt hatte, überzeugte den Freund von der Machbarkei­t – zwei Tage später bestellten sie sich die Zutaten bei einem Versand für Hobbybraue­r. „Seitdem haben wir getüftelt und gebraut und Rezepturen und Verfahren immer weiter verbessert“, berichtet Geyerkling­eberg.

Als immer mehr Freunde und Bekannte das Bier ziemlich lecker fanden, sei der Entschluss gereift, das Ganze zu profession­alisieren und die Produktion vom heimischen Kochtopf in eine eigene kleine Brauerei zu verlagern. Fast ein Jahr lang dauerte es, bis aus dem Stadel eine richtige Brauerei geworden war und auch die erforderli­chen Genehmigun­gen vorlagen.

Nicht nur der Brauvorgan­g ist hier reine Handarbeit – die Braukessel sind in vielen Arbeitsstu­nden aus alten Milchtanks entstanden. Die Kühlanlage für die Milch wurde kurzerhand zur Bierheizun­g umfunktion­iert, mit der die Maische punktgenau auf Temperatur gebracht werden kann.

Auch die Förgs sind mittlerwei­le vom „Bier-virus“erfasst und stehen voll hinter dem gemeinsame­n Projekt „Rotes Pony“. Derzeit werden die Zutaten für das bio-zertifizie­te Bier noch von regionalen Lieferante­n bezogen – doch Manuel Förg könnte sich vorstellen, die Landwirtsc­haft teilweise zu reaktivere­n und im Nebenerwer­b Braugerste anzubauen, wie er sagt.

Aus acht bis zehn Hektoliter­n Bier, die derzeit im Monat auf dem Hof gebraut werden, entstehen vier Standard-biere sowie saisonale Spezialitä­ten. Immer im Programm sind ein Helles, ein Weißbier, ein dunkles Klosterbie­r und ein Pale Ale. „Es kann allerdings gut vorkommen, dass ein Bier mal ausgeht – mittlerwei­le sind wir ziemlich beliebt“, freut sich Christophe­r Detke. Der Name „Rotes Pony“entstand übrigens in Anspielung auf die roten Haare des einen Braumeiste­rs und aufgrund eines Spitznamen­s des anderen.

Kontakt Das Bier gibt es in Bergheim in der Bannackers­traße 2. Der Brauereive­rkauf ist am Freitag von 17 bis 20 Uhr und am Samstag von 13 bis 19 Uhr geöffnet.

 ?? Foto: Fridtjof Atterdal ?? Ein Prosit auf die gemeinsame Idee: Das Team der Brauerei „Rotes Pony“– (von links) Jerome Geyer-klingeberg, Christophe­r Detke sowie Manuel und Katharina-luise Förg – lässt sich Selbstgebr­autes schmecken.
Foto: Fridtjof Atterdal Ein Prosit auf die gemeinsame Idee: Das Team der Brauerei „Rotes Pony“– (von links) Jerome Geyer-klingeberg, Christophe­r Detke sowie Manuel und Katharina-luise Förg – lässt sich Selbstgebr­autes schmecken.

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